Teil59

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Obwohl ich mir den Film ja ausgesucht hatte, bekam ich so gut wie nichts davon mit. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und das so schnell das es mir schon schlecht wurde. Was war da in der Tiefgarage nur gelaufen? Es war wie der Film vor mir auf der Leinwand. So nah und doch so fern ab von allem. Ich war im Begriff Marco zu küssen und ich hatte schon Gänsehaut bevor es überhaupt dazu kam. Leicht schüttelte ich mit dem Kopf doch auch das stoppte nicht dieses Durcheinander. Wie konnte das passieren? Ich dachte plötzlich an Lisa und das sie mir den Tod an den Hals wünschte als ich ihr erklärte das sie die Finger von solchen Typen wie Marco lassen sollte. Was würde sie denken wenn sie uns jetzt so sehen würde? Sie würde mich mit Sicherheit Abgrundtief hassen und das auch noch mit recht. Wenn das nun was Ernstes werden würde, wie würde sich das auf mein Leben auswirken und noch viel schlimmer, was wäre wenn es vorbei ist? Vielleicht machte ich mir aber auch viel zu viel Gedanken um das alles. Nur eins wusste ich mit Sicherheit, als neue Eroberung wollte ich nicht gezählt werden. Verstohlen schaute ich im Augenwinkel zu Marco rüber der mir recht gelangweilt schien aber das war nur nebensächlich. Ich schaute eigentlich wegen was ganz anderem rüber. Der Grund war er als Person und ich kam nicht umhin ganz zu ihm rüber zuschauen. Immer darauf bedacht so schnell wie möglich wieder weg zu schauen, sollte er mich dabei erwischen. Langsam tastete ich mit meinem Blick die Linie ab, die ich im Halbdunkeln sehen konnte. Über die Stirn, seinen Nasenrücken zu seinen Lippen an denen ich was länger hängen blieb. Wie sie wohl sich anfühlten? Waren sie so weich und sanft wie sie aussahen? Wie ein Kuss von ihm wohl schmeckte? Unweigerlich schaute ich nach unten auf den Eimer mit Popcorn und dem Becher voll Cola. Ich fing an zu schmunzeln und als ich langsam wieder nach oben schaute, blieb ich wie versteinert. Marco schaute mir direkt in die Augen. Verdammt! „Was ist los?"-„Ich schau nur"-„das sehe ich" er fing an breit zu grinsen. „Du schaust aber nicht den Film" langsam schüttelte ich den Kopf. Er lehnte sich leicht zu mir rüber und flüsterte „was schaust du dann?" Sollte ich ehrlich sein? Ich wusste es nicht aber ich lehnte mich ihm entgegen „ich wollte wissen ob du noch was Cola hast, weil ich Durst habe" log ich knall hart. Zum Glück konnte er nicht sehen wie ich rot wurde. „Du hast also Durst"-„ja hab ich" ohne auch nur einen Moment seinen Blick von mir abzuwenden, griff er nach seinem Becher und reichte ihn mir „bitte". War da ein Magnet zwischen uns, denn ich konnte meine Augen auch nicht von seinen nehmen. „Danke" sagte ich und griff blind nach dem Becher, es ging aber ins Leere und ich erkannte dass Marco den Becher genau in dem Moment was zur Seite nahm als ich noch einmal danach griff. „Ey!"-„Was denn?" er grinste breit über das ganze Gesicht, „das ist nicht nett. Ich dachte du wolltest nett zu mir sein"-„bin ich doch auch oder etwa nicht?"-„Gerade nicht so" kam er mir wirklich gerade etwas näher? Mein Herz fing an zu klopfen, wie es zuletzt noch in der Garage der Fall war. Konnte er das Klopfen hören? Es musste doch hörbar gegen meine Brust schlagen? Wenn er es hören sollte, ließ er sich nichts davon anmerken. Den Becher hatte ich immer noch nicht eingefangen und wollte ihm deswegen eine auswischen „wolltest du mich eigentlich vorher wirklich küssen?" Ich hatte Erfolg. Er hielt endlich den Becher still und ich griff direkt danach um langsam den Strohhalm an meinen Mund zu führen. „Ich würde sagen du wolltest mich küssen" gab er trocken zurück. „Niemals"-„das glaube ich dir nicht"-„ach? Was lässt dich dran zweifeln?"-„Deine Augen, sie tun es im Übrigen gerade wieder"-„was?"-„Sie verraten dich. Ich kann genau sehen das du mich küssen wolltest oder drauf gewartet hast das ich es tu" warum konnte er mich immer wieder so eiskalt erwischen? Ich machte es mir auf der Zwischenarmlehne etwas bequemer und kam ihm aber so auch noch ein Stück weiter entgegen und unsere Gesichter trennten nur Zentimeter. Wir waren uns so nah, das der Duft seiner Haut mir bis weit in die Nase stieg und ich leicht benebelt war davon. Es war betörend und ließ mich irgendwie alles um uns herum vergessen. „Also" flüsterte ich so leise dass ich mich selbst fast nicht hören konnte „wolltest du mich küssen oder nicht?" Was tat ich eigentlich hier? Ich war am Flirten und das auf sehr dünnem Eis. „Ich gib es nur zu wenn du es auch zugibst" sagte er eben so leise und klang dabei rau und sexy. Da war sie wieder die, die Gänsehaut. „Was passiert denn wenn ich es zugebe?"-„Vielleicht tu ich es dann wirklich" mein Herz schlug Saltos vor und rückwärts. Was quatschten wir eigentlich noch so lang rum? Unsere Lippen waren so wieso schon längst sich so nah, das alles andere verschwendete Zeit gewesen wäre. „Dann ..." ich musste mich räuspern weil die Aufregung mir die Stimmbänder zuschnürte und es wirklich keinen Sinn gegeben hätte es mit einem Schluck Cola zu unterbrechen. „ ... dann tu es" hauchte ich und merkte schon diese Wärme. Sein leichter Atmen der auf meiner Wange lag und die Lippen die weich meine berührten. Es war etwas was ich so noch wirklich nie erlebt hatte. Ich konnte es nicht beschreiben, ich wollte es nicht beschreiben, es war einfach ein Gefühl was von Kopf bis Fuß durch ging. Langsam, vorsichtig, mit einer Ruhe die nicht erklärbar war küssten wir uns. Waren es Sekunden? Waren es Minuten oder sogar Stunden? Wie lang auch immer, als er sich von mir löste, brauchte ich einen Moment um damit klar zu kommen das es wohl vorbei war. Ich traute mich gar nicht meine Augen zu öffnen und fing dann doch an zu blinzeln. Er grinste breit, breiter ging nicht mehr und ich fühlte eine Mischung aus Unglaube und „ich will nicht das es endet". Ich wandte mich von ihm ab und lehnte mich zurück in den Sitz. Der Versuch das Erlebte zu verarbeiten, brauchte etwas länger als gedacht.

Wettlauf gegen die LiebeWhere stories live. Discover now