Teil28

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Eine Tochter? Ein Kind? Verdammt was sollte das heißen? Würde ich jetzt nicht nur eine neue Mutter sondern auch noch eine Schwester bekommen? Das war etwas viel für mich. Ich sah auf das Bild was mir nicht den Anschein erweckte gerade neu zu sein. Was gleichbedeutend war für mich mit "sie dürfte mein Alter haben". So ziemlich genau mein Alter! Musste ich jetzt also nicht nur meinen Vater, sondern auch mein Zimmer teilen mit, vielleicht, einer Tussi? Am besten noch mit einer die auf Marco Reus abfuhr, dann wäre mein Leben wahrlich perfekt. Wenn das so laufen würde, war für mich direkt klar, ich musste ausziehen! Anders konnte ich mir das nicht vorstellen! "Weiß mein Paps davon?" Meine Kehle war so trocken das ich mich anhörte wie ein Reibeisen und ich ein paar Mal leise husten musste. "Ja er weiß von Anna"-"und, hat er sie auch schon kennengelernt?"-"das ist nicht so einfach zu erklären"-"wie schwer wird es schon sein? Ich habe nicht vor jemanden umzubringen" ich versuchte zu lächelnd, was mir ordentlich misslang und es wurde noch schlimmer als ich sah dass Katja mit den Tränen kämpfte. Warum wollte sie denn jetzt anfangen zu Heulen? Wenn hier einer dieses Recht hatte, dann war ich es! Wer drängte sich denn in ein schönes Leben von zwei anderen Menschen und macht sich breit? Ich hatte nicht darum gebeten das mein Vater ständig auf der Suche war nach einer neuen Frau, die für mich die Mutter geben sollte. Ich musste auch nicht mehr bemuttert werden, aus dem Alter war ich wirklich raus. Natürlich brauchte ein Mann eine Frau, man hat ja Bedürfnisse. Aber da reichte doch eine Charlotte aus! Ich verstand meinen Vater wirklich nicht. Klar ich verstand warum er sich so sehr in Katja verschaut hatte, denn sie war wirklich hübsch und nett. Dennoch brauchte er sich keine Frau suchen nur damit ich wieder eine Mutter bekam. Drei ist einer zu viel und mein Paps und ich waren ein super Team. „Sie starb als sie 12 Jahre alt war" Katja griff an mir vorbei, nahm sich das Bild und strich sanft mit den Fingerspitzen über das Glas. „Sie ist mit ihrem Rad von der Schule gekommen und wurde an einer Kreuzung von einem LKW übersehen", meine Augen wurden immer größer als ich mir der Tragweite der Worte, die aus ihrem Mund kamen, bewusst wurde. Anna war tot? „Sie wartete bis ich bei ihr war. Damit sie sich von mir verabschieden konnte. Dann machte sie die Augen zu ... für immer" über Katjas Wange rollte nun eine Träne, blieb einen Moment an ihrer Kinnspitze hängen und fiel dann auf das Bild. „Meine Ehe ist daran zerbrochen, weil wir es zusammen einfach nicht mehr ohne unserer Tochter ausgehalten haben" Mir taten meine Gedanken leid und war froh darum, das ich keins der Worte jemals laut zu ihr gesagt hatte. Ich wusste auch nicht was ich nun zu ihr sagen sollte, nach dem sie mir das erzählt hatte. Genau genommen, war ich einfach sprachlos. „Jessica, ich möchte nicht das du glaubst ich würde nur auf der Suche sein nach einem Ersatz für das was ich einmal hatte. Ich mag deinen Vater wirklich sehr und ich denke doch das du alt genug bist, das wir uns vernünftig und erwachsen darüber unterhalten können." Ich hatte keine Ahnung was ich davon halten sollte, aber wenn ich mit ihr auskommen wollte, musste ich ihr wohl glauben. Doch konnte ich ihr glauben? Wollte ich ihr überhaupt glauben? Bei allem Schicksal, was natürlich sehr traurig war, konnte ich mich nicht damit abfinden das sie dauerhaft in unserem Leben bleiben wollte. Sie hegte ja wirklich ernstliche Absichten und das war es womit ich nicht klar kam. „Wie siehst du das denn?" Wie ich das sah? Sie fragte mich das wirklich? Ich musste meine Zunge zügeln, ich konnte ihr doch nicht einfach genau das an den Kopf werfen was mir schon die ganze Zeit durch meinen ging? So taktlos war ich nicht! Nicht zumindest bei Menschen die ich doch irgendwie nett fand. Wäre sie jetzt ein Marco Reus, dann wäre die Sache schon eine ganz andere. Warum mir ausgerechnet sein Name mir schon wieder durch den Sinn ging, war mir ein weiteres Rätsel oben drauf. Ich drehte mich von Katja weg und ging aus ihrem Schlafzimmer und genau in dem Moment, dass ich die Schwelle überschritt, wurde mir erst einmal bewusst wie peinlich die Sache überhaupt war. Ich wurde beim Schnüffeln erwischt! Was musste sie nur von mir denken? Dann erzählt sie mir den wohl schmerzhaftesten Teil ihres Lebens, statt mich aus ihrem Haus zu jagen wie ein Köter und ich ließ sie einfach stehen. Ich blieb stehen, senkte meinen Kopf und überlegte mir ob ich nicht einfach freiwillig gehen sollte umso uns allen diese Peinlichkeit zu ersparen. „Jazz?" es war Katjas sanfte Stimme, die mich aus meinen Gedenken raus holte. „Darf ich Jazz sagen?" ich sah ihn ihre großen warmen Augen und hatte auf einmal den Drang sie in den Arm zu nehmen, weil es ja nicht mehr peinlicher werden hätte können. „Klar darfst du Jazz sagen und es tut mir leid dass ich einfach in dein Schlafzimmer bin"-„schon ok" ein Lächeln umspielte ihren Mund und ich fragte mich warum diese Frau so verdammt viel Verständnis hatte.

Wettlauf gegen die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt