138 - the beginning of the end

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1. Mai 1998

Ich blickte gedankenversunken in den Spiegel und band meine natürlichen rot-braunen Haaren zu einem Zopf zusammen. Mittlerweile ist bereits ein Monat vergangen und wir haben weder von Harry, noch habe ich etwas von Draco und meinem Vater gehört. Ein Monat, in dem mich diese Ungewissheit ziemlich erdrückte und ich versuchte, die besorgniserregenden Gedanken zu bewältigen. Doch durch die fröhliche und herzliche Atmosphäre fühlte ich mich gestärkt.

"Harry ist in Hogwarts", riss mich Ginny aus den Gedanken. Ich stürmte aus dem Bad in unser Zimmer und schaute sie mit grossen Augen an. "Woher-" "Neville", entgegnete sie, ohne dass ich meine Frage aussprechen konnte. Liza sass ebenfalls auf.

Wir eilten die Treppe hinunter. "Harry, Ron und Hermine sind in Hogwarts aufgetaucht. Es wird bald losgehen." Ginny war voller Aufregung. Molly, die gerade das Abendessen vorbereitete, erstarrte in ihrer Bewegung. Fred und George stürmten ebenfalls ins Wohnzimmer. Mr Weasley stand hastig auf. "Dann müssen wir die anderen des Ordens informieren." Er schickte seinen Patronus los. "Macht euch bereit, wir werden bald aufbrechen."  Mollys Gesicht wurde bleich. "Du kannst uns nicht ewig beschützen, Mom." George klopfte auf ihre Schulter. „Euch beide nicht. Das ist mir schon klar, aber Ginny. Sie ist minderjährig!" Ginny blickte sie mit funkelnden Augen an. „Ich werde nicht hier bleiben und warten, wenn meine ganze Familie in Hogwarts kämpft." Tränen der Wut glänzten in ihren Augen. „Ich halte es nicht aus, allein zu sein und nicht zu wissen, was geschieht. Ich werde mit kommen. Ihr könnt mir das nicht verbieten!" Mrs Weasley wollte etwas erwidern, fand jedoch keine Worte.

"War ein schönes Leben mir euch", durchbrach Fred grinsend das Schweigen, doch die Stimmung war zu angespannt, als dass jemand hätte lachen können.

Auch Anne schaute mich besorgt an. "Es wird alles gut kommen, okay?", erwiderte ich auf ihren Blick. Sie verzog zerbrechlich ihr Gesicht und nahm mich in die Arme. "Deine Mutter wäre Stolz auf dich." Sie strich mir liebevoll über die Haare. "Und sie wäre dir so dankbar dafür, dass du mich mit so viel Liebe und Fürsorge grossgezogen hast, wo sie es nicht tun konnte." Meine Stimme versagte. "Ich hätte mir keine bessere Bezugsperson wünschen können", fügte ich leise hinzu. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. "Hab dich lieb, mein Engel. Pass auf dich auf." Ich lächelte wehmütig. Auch Liza liefen Tränen über die Wange, als ich sie in meine Arme schloss. "Ich kann nicht ohne dich, Fee." Nun strich ich ihr aufmunternd die Haare aus dem Gesicht. "Du bist meine Seelenverwandte, Liz. Ich werde dich nicht alleine lassen." Sie fiel mir erneut um den Hals und wir verharrten einen Moment in der Umarmung.

Dann verabschiedeten sie sich auch noch von den andern. Ich spürte, wie es Liza besonders schwer fiel, sich von George zu lösen. Ich hatte das Gefühl, dass sich in den letzten Wochen etwas zwischen den beiden entwickelt hatte. Und ich hoffte so sehr, dass sie,  sobald alles vorbei sein würde, die Möglichkeit haben würden, das, was auch immer es auch war, zu vertiefen.

Es wird alles gut werden, redete ich mir immer wieder ein. Wir werden uns alle wieder sehen. Wir werden Voldemort besiegen. Wir werden alle leben.

-

Wenig später traf Remus bei uns ein. Ich begrüsste ihn mit einer warmen Umarmung.  "Was ist mit Tonks undTeddy?" fragte ich skeptisch und sein Gesichtsausdruck verhärteten sich. "Der ist mit Tonks bei seinen Grosseltern", entgegnete Remus und sein Blick bedeutete mir, nicht weiter darauf einzugehen. "Was ist der Plan?" er blickte fragend zu Mr Weasley. "Wir können zu Aberforth in den Eberkopf apparieren und von dort durch den Geheimgang ins Schloss gelangen. Er führt uns direkt in den Raum der Wünsche", entgegnete stattdessen Ginny. "Dort wird uns Harry berichten, was er vor hat." Ihre Augen leuchteten. Mr Weasley nickte langsam. "Fred, George-" Er blickte auffordernd zu den Zwillingen. "Geht ihr schon mal mit Faye und Ginny. Wir werden dann, sobald alles mit dem Orden geklärt ist nachkommen." George griff als Reaktion nach Ginnys Hand. Ich ging auf Fred zu. "Passt auf euch auf", erklang Mollys Besorgnis erregte Stimme, bevor wir die Tür erreichten. "Und macht nichts unüberlegtes, bevor wir eintreffen." George und Ginny traten nickend aus dem Haus. Fred und ich taten es ihnen gleich und folgten ihnen in Muriels Garten.

Ich atmete tief ein. Vor einem Monat trafen wir hier ein und jetzt wird vielleicht bald alles vorbei sein. Besorgt schaute ich in den Himmel, in der Hoffnung, dass meine Mutter ganz nah bei mir war und von oben auf mich schaute. Meine Gedanken schweiften zu meinem Vater und dann zu Draco. Meine Gesichtszüge verhärteten sich. "Du liebst ihn wirklich, oder?" fragte Fred, als hätte er meine Gedanken in meinen Augen ablesen können. Meine Wangen erröteten. Ich nickte seufzend. "Aber du wirst immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben, Fred", fügte ich mitfühlend hinzu. Er lächelte und umarmte mich. "Du auch Faye." Er legte eine Hand auf sein Herz. "Immer." Ich lächelte bedauernd. Er blickte mich auffordernd an. "Wollen wir?" Ich blickte ein letztes Mal zurück zu Anne und Liza, welche uns, die Arme umeinander gelegt, mit einem besorgte Gesichtsausdruck nachschauten. Ich nickte zuversichtlich, woraufhin Fred nach meiner Hand griff und wir gemeinsam disapparierten.

Ich hatte eine Prophezeiung zu erfüllen.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt