116 - stay away

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1. September 1996

Mein Blick traf auf  Draco als June, Elle und ich als eine der Letzten den Bahnsteg von  Hogsmeade betraten. „Geht ruhig schon mal vor", meinte ich ihnen  zugewandt. Sie warfen mir vergewissernde Blicke zu und ich nickte  zuversichtlich. Draco trat alleine aus einem der hintersten Wagons des  Hogwarts-Expresses. Wie immer trug er einen schwarzen Anzug und darunter  ein schwarzes Rollkragenshirt. Er hatte einen strengen Gesichtsausdruck  und war bleich. "Draco Malfoy hält es also nicht für nötig eine  Schuluniform zu tragen", grinste ich als er nur noch wenige Meter von  mir entfernt war. Sein Mundwinkel zuckte kurz nach oben, versteinerten  sich aber schnell wieder. Wir verliessen gemeinsam den Bahnhof. Meine  Miene wurde ebenfalls streng. "Wie geht es dir?" Er zuckte mit den  Schultern. "Nicht wirklich gut - dir?" Ich schaute zu ihm auf die Seite  doch sein Blick war noch immer geradeaus gerichtet. "Den Umständen  entsprechend..." Nun wandte er seinen Kopf zu mir, sagte jedoch nichts. "Und deiner Mutter?" Er zuckte mit den Schultern. "Sie macht sich mehr Sorgen um mich. Aber das hat sie schon immer. Sie hat schon immer mein Wohl über ihr Wohl gestellt. Aber nein, es geht ihr nicht gut." Er machte eine kurze Pause. "Sie ist auch besorgt wegen dir..." Ich schaute zu ihm hoch, sagte jedoch nichts.

Wir  gingen schweigend weiter. "Ich habe mir Sorgen gemacht, Draco",  durchbrach ich nach einigen Minuten die Stille. "Faye, du musst dich von  mir fern halten." Ich schluckte. "Was ist passiert Draco?" Er sagte  nichts. "Draco, ich- ich weiss wir befinden uns in einer unmöglichen  Situation, aber du musst mit irgendjemandem darüber reden." Er schüttelte verdrängend den Kopf. "Du weisst gar nicht wie unmöglich unsere Situation gerade ist, Faye. Mach es bitte nicht noch schwieriger, als es ohnehin bereits ist." Ich griff nach seiner Hand, doch er zog sie zurück. "Draco-" Er fiel mir ins Wort. "Er will dich auf seiner Seite wissen." Er hielt einen Moment inne. "Was denkst du hat er mir aufgetragen als er die Prophezeiung gesehen hat?" Ich schluckte. "Du hast sie also auch gesehen?" Er sagte nichts, was für mich Antwort genug war. "Was hat er von dir verlangt?" Wiederum schüttelte er den Kopf. "Das spielt keine Rolle. Es ist einfach besser für dich, wenn du dich von mir distanzierst. Es ist einfacher- für dich und für mich. Du musst mich vergessen."

Das war wie ein Stich ins Herz. Ich wusste, dass es schwierig werden würde. Ich wusste, dass ich mich von ihm distanzieren sollte. Ich wusste, dass wir uns auf zwei verschiedenen Seiten befanden, welche Bedeutung ich für die dunkle Seite hatte. Und ich wusste, was Voldemort von Draco verlangen würde. Deswegen hatte ich mich von ihm getrennt. Trotzdem tat es weh, diese Erkenntnis aus Dracos Mund zu hören. 'Ich musste ihn vergessen.' Wie sollte ich ihn-, das was wir hatten jemals vergessen. "Ich könnte dich niemals vergessen, Draco", flüsterte ich. Er gehörte zu meinem Leben und ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Trotzdem war ich dazu gezwungen. "Faye, du bist das Beste, was in meinem Leben passiert ist. Du hast mir die Augen geöffnet. Ohne dich wäre ich niemals diese Person, die ich jetzt bin." Er atmete einmal tief durch und fuhr dann fort. "Trotzdem werde ich dich verletzten, wenn wir so weiter machen. Ich will dir keinen Schmerz zu führen. Ich kann nicht." Seine Stimme brach. Eine Träne kullerte aus meinem Auge. Ich sagte nichts.

Wir betraten als Letzte das Schlossgelände. Vor uns waren nur noch vereinzelt Schüler zu sehen. Kurz bevor wir den Eingang des Schlosses erreichten, kam mein Vater mit bestimmten Schritten auf uns zu. Mit skeptischen Gesichtsausdruck blieb er vor uns stehen. Sein Blick glitt zwischen Draco und mir hin und her. "Schön, dass ihr auch noch auftaucht", sagte er mit monotoner Stimme und ich hätte bereits bei dieser Aussage die Augen verdrehen können. Sein Blick blieb fordernd, schon fast bedrohlich auf Draco liegen. Dieser ignorierte ihn vorerst und schaute ihm trotzig entgegen. Dann gab er jedoch nach. "Ich lasse sie zwei dann mal alleine, Professor." Das letzte Wort spuckte er spottend aus und wandte sich von uns ab. Ich stöhnte, schaute meinen Vater fragend an, doch als dieser nichts sagte, wollte ich mich ebenfalls davon bewegen.

Bevor ich dies tun konnte, griff er nach meinem Arm. "Halt dich von ihm fern, Faye." Nun könnte ich ein Augenverdrehen nicht mehr unterdrücken. "Du weisst natürlich, was er ihm aufgetragen hat." Er schaute mich bloss besorgt an. "Auf welcher Seite stehst du eigentlich?" fragte ich dann auffordernd. "Du verlangst von mir, mich von der dunklen Seite fern zu halten, gehörst aber selbst zu Voldemorts Todessern?" Bei seinem Namen zuckte er kaum merklich zusammen. Wiederum antwortete er nicht auf meine Frage. Musterte mich stattdessen besorgt. "Geht es dir gut, Faye?" Ich liess die Schultern hängen. Wieder einmal erwies sich ein Gespräch mit meinem Vater als zwecklos. "Hervorragend, wie man sehen kann", entgegnete ich nur erzürnt und ging Draco nach ins Schloss. Mein Vater mir im Schlepptau.

Ich erreichte Draco noch bevor er die grosse Halle betrat und griff nach seinem Arm. Wir blieben im Türrahmen zur grossen Halle stehen. Er blickte von der Seite auf mich. "Wir schaffen das. Wir stehen das durch", sagte ich optimistisch. Dann griff ich nach Dracos Hand. Seine Hände waren Eiskalt und zitterten, vermutlich vor Nervosität oder Ungewissheit. Irgendetwas bereitete ihm Angst. "Draco, versprich mir eins. Verlier dich nicht selbst!" Er sagte nichts, gab mir stattdessen einen Kuss auf die Wange. Daraufhin bewegte er sich auf den Tisch der Slytherins zu. Egal, was er in meine Bitte interpretierte. Solange er sie sich zu Herzen nahm, war das bereits irgendetwas.

"Ich bin mir schon bewusst, was das alles für uns bedeutet, okay?" sagte ich, als ich die Anwesenheit von meinem Vater hinter mir spürte. "Es ist nur nicht so einfach", fügte ich hinzu. Wieder stiessen mir die Tränen in die Augen. "Ich weiss", sagte mein Vater und legte eine Hand auf meine Schulter. "Ich mache mir bloss Sorgen um dich." Ich schaute zu ihm hoch und versuchte ein Lächeln auf meine Lippen zu setzten. Doch es kam nicht wirklich in meinen Augen an. "Ich weiss", entgegnete ich und auch der Mund meines Vaters formten sich zu einem leichten Lächeln.

Er stiess mich über die Schwelle in die grosse Halle und ich lief auf den Gryffindortisch zu. Kurz darauf trat Professor McGonagall mit den neuen Erstklässlern ein. Ihr strenger Blick ging durch die Reihen und als sie auf meinen traf zeichnete sich zudem ein Sorgenfalte auf ihrer Stirn ab. Ich wandte meinen Blick ab. "Miss Evans, ich hoffe es geht ihnen wieder besser", meinte sie fragend als sie an mir vorbei lief. Ich hob meinen Kopf und nickte bloss unüberzeugend. Dies war mein letztes Jahr auf Hogwarts und trotz all dem, was gerade geschieht, wollte ich das Beste daraus machen. Ich wollte mein siebtes Jahr geniessen und versuchen zu heilen. Von allem.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt