131 - get out of there!

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24. Dezember 1997 

Tiefster Winter ist über das Anwesen der Malfoys eingekehrt. Die Landschaft war bedeckt mit Schnee. Obwohl Heiligabend war, herrschte kalte, triste Stimmung. Yaxley war soeben eingetroffen. Ich sass am Klavier im Wohnzimmer.

Meine Hände erstarrten, als ich in der Eingangshalle Yaxleys triumphierende Stimme wahrnahm. "Wie ich gehört habe, befinden sich Potter und das Schlammblut in Godrics Hollow. Dieses Mal wird er dem dunklen Lord nicht entkommen." Instinktiv versuchte ich in Harrys Geist einzudringen. 'Harry-' Ich musste ihn warnen. Ich wusste wo er war, vielleicht würde es diesmal klappen. 'Harry, komm schon-' Ich spürte nichts. 'Harry!' Dann befand ich mich plötzlich in einem schmuddeligen Raum, der in Dunkelheit gehüllt war. Ich befand mich in Harrys Geist, blickte aus seinen Augen. "Lumos", erklang Harrys Stimme. Sein Zauberstab flammte auf. Ich zuckte zusammen. Eine kleine, vom Alter gebeugte Frau ist dich an Harry herangetreten. "Haben sie etwas für mich?" Er dachte an Gryffindors Schwert. Deswegen waren sie in Godrics Hollow. Sie hätten niemals da auftauchen dürfen. "Harry, geh!" versuchte ich ihm klarzumachen. "Du bist Harry Potter?" flüsterte sie. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Er zögerte einen Moment. "Ja, der bin ich", entgegnete er schliesslich trotzdem. Nein, nein, nein- "Harry, das ist eine Täuschung!" Harry schaute sich unsicher umher. Die alte Frau nickte langsam und ernst. Dann verspürte ich ein unangenehmes, aufwühlendes Gefühl. "Geh!" schrie ich.

Dann schloss sie die Augen und mehrere Dinge passierten gleichzeitig. Ich spürte Harrys Narbe schmerzen. Spürte Voldemorts Freude. "Halt ihn fest", hörte ich seine hohe und kalte Stimme. "Harry, verschwinde von hier", flehte ich. Harry war für einen Moment abgelenkt. Dann sah ich aus seinem Augenwinkel den alten Körper zusammenbrechen. Harry schnellte panikerfüllt herum. Nagini quoll aus der Kleidung heraus auf Harry zu und griff ihn an. Die Schlange biss in seinen Unterarm. Er fiel rückwärts. Überall waren Scherben. Ich bekam kaum Luft in die Lungen. Die Schlange glitt über ihn, kräftig, muskulös-

Dann ertönte ein lauter Knall und rotes Licht blitze auf. Harry hob seinen Zauberstab, doch im selben Moment schmerzte seine Narbe erneut. "Er kommt!" rief er. "Hermine er kommt!"

Ich schrie auf. Der Schmerz war so schrecklich.

Eine dunkle Gestalt erschien. Voldemort blickte Harry direkt in die Augen, als würde er mich dahinter erkennen.

Und dann war mein Schrei Harrys und gleichzeitig Voldemorts Schrei.

Ich war noch immer in Harrys Geist. Konnte mich nicht lösen. Ich verspürte noch immer diesen grausamen Schmerz. Dann tauchten Bilder auf. Erinnerungen die Voldemort zu gehören schienen.

Eine Zimmertür wurde mit einem Schlenker von seinem Zauberstab aufgestossen. Und da stand meine Mutter. Harry in ihren Armen. Bei seinem Anblick legte sie Harry in das Bett hinter sich und breitete die Arme aus, als ob das helfen würde, als ob sie hoffte, dass sie, wenn sie ihn vor seinem Blick abschirmte, an seiner Stelle ausgewählt würde ...

"Nicht Harry, nicht Harry, bitte nicht Harry!"

"Geh beiseite, du dummes Mädchen ... geh beiseite, sofort ..."

"Nicht Harry, bitte nicht, nimm mich, töte mich an seiner Stelle." Sie schüttelte mit Tränen in den Augen ihren Kopf.

"Nicht Harry! Bitte - ich tue alles-", flehte sie.

"Geh beiseite - geh beiseite, Mädchen -"

Er hob seinen Zauberstab. Grünes Licht blitze durch den Raum, traf auf meine Mutter und sie sank leblos nieder. Nun richtete er seinen Zauberstab auf Harrys Gesicht. Er begann zu weinen. "Avada Kedavra!" Daraufhin brach Voldemort zusammen.

"Faye!" Ich nahm Narcissas Stimme wahr. Ich blinzelte. Sie hatte meinen Kopf mit ihren kalten Händen umschlossen. Eine Träne verliess mein Auge. "Faye - geht es dir gut?" Ich nickte. Zuerst leicht und dann immer deutlicher. "Du hast geschrien-" Ich schluckte. "Ja-", begann ich. "Ja, es geht mir gut. Ich habe bloss-" Unsicher schaute ich zu Yaxley und Mr Malfoy, die in das Wohnzimmer getreten sind und ihre Blicke skeptisch auf mich richteten. "Ich hatte vermutlich wieder einmal einen Anfall", log ich. Narcissa schaute mich besorgt an. Dann stand ich mit taumelnden Beinen auf. "Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken." Mit diesen Worten verliess ich das Wohnzimmer. Yaxleys Blick spürte ich folgend auf meinem Rücken. Ich stieg die Treppen der Eingangshalle hoch. Tränen flossen über mein Gesicht.

Oben auf der Treppe hielt ich an, schloss meine Augen und konzentrierte mich. Harry sucht nach Gryffindors Schwert', versuchte ich in Gedanken meinem Vater mitzuteilen, in der Hoffnung, er könne etwas tun.

Als ich in den Flur abbog, wurde ich an der Hand gegriffen und gegen die Wand hinter mir gedrückt. Ich blickte hoch in Yaxleys zweifelndes, zugleich begieriges Gesicht. "Wir möchten ja nicht hoffen, dass du etwas unüberlegtes getan hast, Faye. Nicht wahr?" Er kam mir bedrohlich näher. "Was soll ich getan haben?", zischte ich. Mein Körper wurde weiter nach hinten gedrückt. Er war mir viel zu nah. Ich schluckte. "Es wäre bedauernswert, würde der dunkle Lord annehmen, dass du auf der anderen Seite stehst..." Ich entgegnete seinen Blick trotzig. "Ich weiss nicht, was sie meinen..." Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich drehte meinen Kopf weg. "Oh doch, ich denke du weisst genau, wovon ich rede." Ich ahnte, was er damit bewirken wollte. "Und ich denke, sie wissen genau, mit wem sie reden", fauchte ich. Mit einem Machtstoss stiess ich ihn von mir weg.

Er hatte das Gefühl, er hätte ein Machtmittel über mich. Er wollte mich in seiner Gewalt haben. Doch ich war mächtiger und wertvoller für den dunklen Lord als er. Und genau deshalb konnte sich Yaxley keine Indiskretion leisten.

26. Dezember 1997

Voldemort wirkte sichtlich erzürnt. "Welche Enttäuschung-", murmelte er mit hoher Stimme vor sich hin. Keiner der versammelten Todesser wagte es etwas zu sagen, noch ihn anzuschauen. Ohne den Satz zu vollenden stand Voldemort auf und schritt um den Tisch herum. Nagini folgte ihm. Mir schauderte beim Anblick der Schlange - wie sie über den Boden glitt. Narcissa legte ihre Hand auf mein Bein. Ich war angespannter als sonst, doch ich liess mir nichts anmerken - trug meine dunkle Maske.

Abrupt blieb Voldemort stehen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Er griff sich an die Brust und krümmte sich gequält, als wäre sein Herz herausgerissen worden. Seine Augen flammten auf. Bellatrix stand besorgt auf. "Mein Lord?" Voldemort atmete schwer. "Stimmt etwas nicht?" Er schob Bellatrix achtlos beiseite, kam bedrohlich auf mich zu und zog mich an meinem Kragen hoch. Verzweiflung loderte in seinen Augen. "Wo ist er?" zischte er aufgebracht. "Was hat er vor?" Mein Vater betrachtete die Situation angespannt. Unruhe breitete sich über dem Tisch aus. Einen Moment war ich überfordert, doch ich fasste mich gleich wieder und erwiderte seinen Blick. "Ich weiss nicht mehr, als sie wissen", entgegnete ich selbstsicher. Er musterte mich. Versuchte vermutlich in meine Gedanken einzudringen, doch ich hatte meinen Geist verschlossen. "Mein Lord, woher sollte sie-", begann mein Vater ihn zu überzeugen. Yaxleys Blick lag belustigt auf mir. Ich trotze seinem Blick. Voldemort liess mich einsehend los. Dann schritt er weiter. "Ich möchte über jedes Gerücht, welches ansatzweise etwas mit Potter und seinem Aufenthaltsort, beziehungsweise seinem Vorhaben zu tun hat informiert werden." Seine Stimme klang heiser und niedergeschlagen. Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl am Kopfende. "Die Versammlung ist  beendet."

Unsicher standen wir auf. Draco griff nach meiner Hand und wir verliessen die Versammlung. Meine Beine zitterten. Beinahe hätte er mich durchschaut. Ich musste vorsichtiger sein.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt