95 - order of the phoenix

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4. August 1995

Ich betrachtete mich im Spiegel. Links an meiner Unterlippe hatte ich einen kleinen Riss, der jedoch mittlerweile nicht mehr blutete. Die Wunde auf der Seite meines Kopfes, wurde mit zwei Pflasterstrips zusammengehalten, nachdem sie Mrs Weasley so gut wie möglich versorgt hatte. An meinem Brustkorb war noch immer ein starker Bluterguss und eine tiefe Wunde zu erkennen, die aber mittlerweile nicht mehr blutete. Mein Gesichtsausdruck war von Erschöpfung gekennzeichnet. Ich seufzte, wusch mein Gesicht mit Wasser, verliess dann das Bad, ging zurück ins Zimmer und setzte mich auf das Bett, welches darin stand. Kurz darauf klopfte es an meiner Tür und Fred kam herein. Ich blickte hoch. Er musterte mein Gesicht. „Faye, tut mir leid, das zu sagen, aber du siehst echt scheisse aus." Ich schmunzelte, denn egal in welcher Situation, wusste er, wie er mich aufheitern konnte. „Ist halb so schlimm", murmelte ich und schaute auf den Boden. Er setzte sich neben mich. "Gehts dir gut?" Ich blickte zu ihm hoch. "Ja... War nur ein kleiner Schock gestern, aber-" Er unterbrach mich mit einem Kopfschütteln. "Nein, Faye, geht es dir gut? Nicht wegen gestern, wegen der ganzen Situation mit- Du-Weisst-Schon-Wem." Ich zuckte mir den Schultern. "Weiss nicht... Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was das für uns bedeutet. Was passieren wird. Und Draco-" Doch diesen Gedanken führte ich nicht weiter aus, denn ich wollte nicht, dass Fred über Draco und mich sprechen musste. "Ich habe einfach Angst vor dem was kommt Fred und ich fühlte mich hilflos. Ich weiss nicht, was ich tun kann." Er liess seinen Rücken nach hinten fallen und starrte in die Decke. "Ich glaube, das wissen wir alle nicht." Ich drehte mich zu ihm um. "Alleine können wir nichts bewirken. Wir müssen alle zusammenhalten." Ich zog einen Mundwinkel etwas nach oben. Dann setzte er sich wieder auf. "Es wird schon alles gut kommen. Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber." Das war leichter gesagt als getan. Fred stand auf und schaute mich erwartungsvoll an. "Kommst du nach unten? Mom hat Frühstück gemacht." Nun hatte ich ein ehrliches Lächeln auf den Lippen. Ich griff nach seiner Hand, die er mir reichte, um mir hoch zu helfen.

"Faye, Liebes, gehts dir besser?" begrüsste mich Mrs Weasley kurz nach dem wir die Küche betreten haben. Ich nickte lächelnd und setzte mich neben Remus an den Tisch. Dem Schweigen von Sirius, Remus und Mr Weasley nach zu urteilen, waren sie bis eben in ein Gespräch vertieft, das nicht für unsere Ohren bestimmt war. "Schön dich zu sehen Faye!" Mr Weasley schüttelte meine Hand und ich erwiderte seine Begrüssung. Remus lächelte mir ebenfalls zu. "Ich bin froh, siehst du wieder um einiges lebendiger aus, als gestern Abend." Sirius sagte nichts, starrte mich nur durchdringlich an, was mich etwas stutzen liess. Unsicher blickte ich zu Fred, der sich aber bereits auf das Essen gestürzt hatte. Ich tat es ihm gleich, nahm ebenfalls ein Croissant, einige Früchte und schenkte mir etwas Orangensaft ein. Alle sassen gemütlich da. Mr Weasley und Remus lasen den Tagespropheten, Mrs Weasley bereitete etwas in der Küche zu und Fred war auf sein Essen fokussiert. Es war gemütlich, bis Sirius die Ruhe durchbrach.

"Es ist erstaunlich, wie viele Ähnlichkeiten du mit deiner Mutter aufweist." Ich hielt inne, gerade als ich das Croissant zu meinem Mund führte. "Wie kannst du ihr in Charakter und Aussehen beinahe identisch sein und deinem Vater nicht ansatzweise" "Sirius!" schimpfte Mrs Weasley. "Du kannst dich glücklich schätzen. Ich weiss nicht-" Remus legte seine Zeitung weg und schaute ihn ermahnend an, woraufhin er nichts mehr dazu sagte. Ich schluckte leer. Wusste er also, dass Snape mein Vater war? Einen Moment war es still. Unangenehm still. Es fiel mir nichts ein, was ich sagen könnte, um seinen Gedankengang für ihn angenehmer zu mache. Auch keiner der anderen sagte etwas, weswegen ich erleichtert durchatmete, als Hermine und Ginny den Raum betraten und somit vom eben angesprochenen Thema ablenkten. "Oh, Faye! Dir gehts besser. Merlin sei Dank!" sagte Hermine während sie sich neben Fred setzte. "Schön, dass du wieder hier bist." Ginny umarmte mich und liess sich schliesslich neben mir nieder. Ich lächelte zögernd, da die Situation noch immer etwas angespannt war.

Warum hat Sirius diese Anmerkung gemacht? Seit wann wusste er überhaupt, dass Snape mein Vater ist? Und hatte er das nur gesagt, um sich selbst zu überzeugen, dass ich nicht wie mein Vater war, oder um mich zu verunsichern? War diese Aussage bloss eine Feststellung oder hat mich die Tatsache, dass Snape mein Vater war ebenso unbeliebt bei ihm gemacht?

"Seit wann bist du hier, Hermine?" fragte ich dann, um mein Grübeln zu durchbrechen und die Stimmung etwas aufzulockern.

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"Faye?" Remus Stimme hielt mich zurück, gerade als nach dem Frühstück nach oben in mein Zimmer zurückkehren wollte. Ich blieb auf der Treppenstufe stehen und schaute ihn fragend an. "Nimm es nicht persönlich. Er ist etwas gereizt, seit er es erfahren hat. "James war sein bester Freund. Die Tatsache dass Lily-" Er machte eine Pause. "Es hat nichts mit dir zu tun, Faye. Er wird es verarbeiten." Ich nickte und wusste nicht, ob mich dieser Aufschluss unbedingt besser fühlen liess. Natürlich hatte es etwas mit mir zu tun, ich war ja das Problem... "Wissen es die anderen auch?" "Molly und Arthur, ja. Sonst nur die, die es ohnehin schon wussten." Ich machte eine verstehende Kopfbewegung. Dann wollte ich mich langsam umdrehen und meinen Weg fortsetzen. "Wie geht es deinen Verletzungen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Okay, denke ich... Die Wunde an meinem Bauch dauert noch etwas, bis sie verheilt, aber ansonsten-" Er nickte beruhigt. "Tut mir leid, was gestern passiert ist. Ich hätte-" "Es ist nicht deine Schuld Remus. Du konntest es nicht wissen und hättest nichts tun können." Er lächelte bedrückt und daraufhin stieg ich die Treppenstufen weiter hoch.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt