5 - diagon alley

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26. Juni 1990

Heute war der Tag, auf den ich mich schon seit meinem Geburtstag freute. Ich würde mit Anne die Schulsachen für mein kommendes Jahr in Hogwarts einkaufen. Ich hatte keine Ahnung, wo man überhaupt magische Schulsachen besorgen konnte, doch Anne schien über alles informiert zu sein. Ob von meiner Mutter oder sonst jemandem aus der Zaubererwelt hatte ich keine Ahnung. Ich hatte Anne nach meinem Geburtstag noch oft Dinge über meine Mutter gefragt, doch sie sagte immer, sie dürfe mir nicht mehr sagen. Ich wusste nicht einmal ihren Namen. Irgendwann gab ich es dann aber auf. Es hatte keinen Sinn und wahrscheinlich gab es genug Gründe, wieso ich nicht mehr wissen durfte, als ich es bereits tat.

Es war ein angenehmer Sommertag und wir machten uns auf den Weg nach London. Anne sagte, wir müssen zur Winkelgasse, eine verborgene Einkaufsmeile für Zauberer mitten in London. In London angekommen bogen wir in die Charing Cross Road ein und blieben vor einem alten schäbig wirkenden Pub mit der Überschrift  "Zum Tropfendem Kessel". "Hier müssen wir rein", sagte Anne mit etwas zittriger Stimme. Ganz wohl war es ihr bei der ganzen Sache scheinbar auch nicht. Anne ging voraus und zog mich an meiner Hand hinterher. Von innen war das Pub klein, dunkel und schmuddelig. Die Leute, die hier einkehrten waren vermutlich alles Zauberer, denn sie trugen sehr spezielle Kleidung und Umhänge. Wir gingen an die Theke und Anne fragte einen etwas älteren Wirt, dessen Name Tom war, ob er uns in die Winkelgasse bringen könnte, da niemand von uns zaubern konnte und ich Schulsachen für mein erstes Jahr benötigte. Freundlich begleitete er uns in den Hinterhof des Pubs. Er klopft mit, ich vermute es war sein Zauberstab dreimal auf einen Backstein in der Mauer und es erschien ein kleiner Spalt, der sich zu einem Torbogen vergrösserte. "Viel Spass," sagte er, zwinkerte uns zu und verschwand kurz darauf  wieder im Pub. Staunend betraten wir die gepflasterte Gasse.

Bevor wir uns daran machen konnten, alle meine Schulsachen zu besorgen zog mich Anne zu einem grossen schneeweissen Haus mit einem blankpolierten Bronzetor, das hoch über die anderen Läden der Winkelgasse hinausragt und sie zu dominieren scheint. Wie sich herausstellte, war das die Zaubererbank, bei der mir meine Mutter ein Verliess mit einem kleinen Vermögen hinterlassen hat, um meine Schulsachen bezahlen zu können. Als wir etwas Geld aus dem Verlies geholt haben besorgten wir nach und nach alle Bücher und Ausrüstungsgegenstände, die auf der Liste aufgelistet waren. Zum Schluss fehlte mir nur noch ein Zauberstab und folglich betraten wir Ollivanders Zauberstabladen. Zwischen all den Stapeln voller Zauberstabschachteln hätte Ollivander mich fast übersehen. Doch dann rutschte er auf seiner Leiter an einem Regal entlang und lächelte mich an. Er beäugte mich, und ich merkte instinktiv, dass er in meine Seele schaut, statt nur mein Äusseres zu sehen. "Ahhh... ich sehe schon. Sag nichts. Ich weiss..." Er kletterte ganz oben auf die Leiter und begann, eine helle Schachtel vorsichtig aus einem grossen Haufen zu ziehen. "Wer weiss, vielleicht ist dies hier der richtige Zauberstab. Neuneinhalb Zoll, elastisch. Ahorn und Einhornhaar. Nimm ihn ruhig, nimm ihn und schwinge ihn kurz." Doch als ich den Zauberstab in die Hand nahm zerbrachen einige Vasen im Laden und ich legte ihn ohne zu zögern wieder in die Schachtel. "Nein... Das war er noch nicht." Ollivander verschwand noch einmal hinter den Regalen, die mit tausenden Zauberstäben gefüllt waren und kam schliesslich mit einer weissen Schachtel hervor. "Nun ja, ich frage mich gerade... ob nicht dieser Zauberstab etwas für dich sein könnte. Phönixfeder und Weissdornholz. Achtdreiviertel Zoll, dünn und geschmeidig. Nur zu, keine Scheu, probiere ihn aus." Ich umfasste den Zauberstab und schwang ihn energisch. Sofort erstrahlte der Laden in den schönsten Farben bevor er ganz schnell wieder sein normales Erscheinungsbild annahm. Ollivander klatscht in die Hände. "Ah wundervoll. Kein Zauberstab würde besser zu dir passen. Dies ist ein machtvoller Zauberstab für mächtige und schöne Werke!" Glücklich bezahlte ich den Zauberstab und wir verliessen den Laden wieder.

Als wir draussen ankamen gingen wir die Liste noch einmal durch. Dann sagte Anne: "Ich glaube wir haben jetzt alles, was du brauchst. Aber hier steht noch, es sei den Schülern freigestellt eine Eule, Katze oder Kröte mitzubringen. Was meinst du?" "Boah eine Eule wäre toll!" entgegnete ich mit Enthusiasmus. "Das habe ich mir bereits gedacht," grinste Anne und wir bewegten uns zu Eyelops Eulenkaufhaus. Als wir das Geschäft betraten fiel mir eine Eule direkt auf. "Die da!" Ich zupfte Anne am Ärmel und zog sie zu einer Schleiereule hin, deren Gesicht und Bauch fast Schneeweiss waren, die Flügel jedoch hellbraun mit einem Rotstich. Sie war wunderschön und ich wusste, dass das meine Eule sein wird. Anne versuchte erst gar nicht mich zu fragen, ob ich mich nicht noch ein bisschen umsehen möchte, denn sie wusste, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, brachte man mich nicht mehr von dem Gedanken los. Und so standen wir wieder in der Winkelgasse mit all meinen Schulsachen und einer Eule. "Ich nenne sie Giorgia" teilte ich ihr euphorisch mit und war überglücklich. Anne strahlte mich mit einem breiten Grinsen an.

Erst, als wir wieder in der Metro sassen merkte ich, wie erschöpft ich eigentlich war. Die ganze Anspannung, die auf einmal nachliess machte sich erst jetzt wirklich erkennbar und das Herumrennen von einem Laden in den nächsten verursachten, dass sich meine Augenlider immer schwerer anfühlten. Ich lehnte an Annes Schultern und mir fielen die Augen zu.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt