71 - first task

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24. November 1994

Als ich kurz vor der ersten Aufgabe des Trimagischen Turniers die grosse Halle verliess, kam mir Cedric gedankenverloren auf dem Flur entgegen. Vermutlich war er bereits auf dem Weg zum Gelände und hatte gerade ziemlich andere Sorgen. "Hey Cedric." Als er mich erkannte, verlangsamte er seine Schritte und blieb vor mir stehen. "Faye hey, alles klar?" Ein angespanntes Lächeln bildeten sich auf seinen Lippen. "Das sollte ich wohl eher dich fragen. Bist du nervös?" Er zuckte mit den Schultern. "Kann man so sagen", entgegnete er verlegen. Ich legte eine Hand auf seine Schultern. "Das schaffst du schon." Er seufzte. "Ich hoffe es." "Viel Glück Cedric", flüsterte ich in sein Ohr und  umarmte ihn. Gerade als er etwas erwidern wollte, wurde er von Dracos Stimme unterbrochen. "Diggory", sagte er abgeneigt. Ich löste mich von Cedric und blickte hinter mich, wo sich Draco auf uns zubewegte. "Malfoy", entgegnete Cedric freundlich. Verwirrt drehte ich meinen Kopf wieder Cedric zu. "Solltest du nicht irgendwo anders sein?" fragte Draco schroff. Er trat so nah an mich, dass wir uns beinahe berührte. "Ja, ich sollte wirklich langsam gehen", sagte daraufhin Cedric angespannt und lächelte mir zu. "Wir sehen uns Faye" "Bis dann", entgegnete ich, woraufhin er sich umdrehte und sich aus dem Schloss bewegte.

"Was sollte das?" fragte ich schliesslich Draco und drehte mich zu ihm um. "Diggory huh?" entgegnete er nur. "Ernsthaft?" Ich verdrehte die Augen und ging an ihm vorbei. Reflexartig griff er nach meinem Arm und zog mich zurück. Ich blieb neben ihm stehen, schaute ihm provozierend in die Augen und grinste. "Eifersüchtig Malfoy?" Er lachte erstickt auf und wand seinen Blick von meinen Augen ab. Ich stellte mich vor ihn und zupfte seine Krawatte zurecht. "Ziehst du dir noch etwas anderes an?", bemerkte ich fragend und schaute ihn harmlos an. 

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"Hast du einen Pullover für mich?" fragte ich, als ich vor Dracos Kleiderschrank stand und mir etwas zum überziehen suchte. "Einer auf dem nicht unbedingt ein Slytherin Lo-" Dracos kalte Hände auf meiner Taille liessen mich stocken. Sein Körper dicht an meinem. Ich drehte meinen Kopf über meine Schultern und spürte Dracos Atmen auf meiner Wange. "Draco..." warnte ich ihn leise, aber ziemlich unüberzeugt. "Wir sind jetzt schon spät dran. Das Turnier beginnt jeden Augenbl-" Wieder kam ich nicht weiter, denn Draco drehte mein Kinn zu sich und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und drehte mich nun vollständig zu ihm um. Meine Hände legte ich auf Dracos definierten Oberkörper. Als der Kuss immer intensiver wurde, stiess ich ihn widerwillig von mir weg. "Draco! Wir müssen wirklich gehen." Er stöhnte auf, griff dann aber nach einem schwarzen Rollkragenpullover, zog ihn sich über und reichte mir einen ebenfalls schwarzen Hoodie. 

Als wir auf dem Gelände ankamen, hat das Turnier bereits begonnen. Draco gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor wir uns in die tobende Menschenmenge begaben und in zwei verschiedene Richtungen bewegten. "Wo warst du?" fragte mich Fred durchdringlich, als ich mich zu ihnen setzte. "Ehm.... Ich war- Ich hab einen Brief fertig geschrieben. An Anne. Und die Zeit vergessen", log ich, ohne Fred anzuschauen. Es klang vermutlich ziemlich unglaubwürdig, denn ich spürte Freds skeptischen Blick auf mir. Er wand seinen Blick von mir ab und beobachtete Draco, der sich in diesem Moment auf der anderen Seite der Tribüne hinsetzte. Die Tatsache, dass Draco zu mir schaute, machte es nicht wirklich besser. Nun drehte Fred seinen Kopf wieder zu mir. "Du siehst ein bisschen zerzaust aus", stellte er durchschauend fest. Ohne ironischen Unterton. Ich schluckte. "Musste mich beeilen", gab ich knapp zur Antwort. "Und du riechst nach Männerparfum, Faye." Nun stockte mein Atem. "Hm?" brach ich mit einer piepsigen Stimme heraus und schaute Fred an. Als sich unsere Blicke trafen, wand er seinen sofort wieder von meinem ab. "Dein Pullover riecht nach Männerparfum", sagte er ohne mich anzuschauen. Ich wartete auf einen Witz, irgendeine ironische Aussage, doch da kam nichts. Seine Stimme klang verletzt. Er weiss es. Und ich muss ihn anlügen. Meinen besten Freund. Er hat das nicht verdient.

Einige Sekunden blickte ich ihn an, ohne zu wissen, was ich sagen sollte. Dann brach die Zuschauermenge in tobendes Geschrei aus und applaudierte. Cedric ist anscheinend an seinem Drachen vorbeigekommen und hat das Ei geholt. Um mich herum sprangen alle auf und jubelten. Ich tat es ihnen gleich, doch realisierte nicht wirklich, was hier gerade geschah. In Gedanken war ich ganz wo anders. Hilflos blickte ich zu Draco, der mich fragend anschaute. Ich werde das nicht mehr lange verheimlichen können. Ich kann meine besten Freunde nicht belügen. Schon gar nicht Fred, denn ich wusste, dass er etwas für mich empfand. Mehr als nur freundschaftliche Gefühle. Ich kann ihm das nicht antun. Auch wenn ihm die Wahrheit weh tun würde, ist es nur fair, sie ihm mitzuteilen, statt ihn seinen eigenen Spekulationen zu überlassen.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt