111 - black and white

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"Ich kann nicht mehr, Harry. Lass mich zurück", murmelte ich erschlagen, als wir in irgendeinem Raum Halt machten. Ich lehnte mich an eine Wand und mein Kopf sackte nach vorne. "Nein-nein-nein Faye, halt durch. Ich trag dich. Wir schaffen das!" Er hob meinen Kopf hoch. "Ich nehm sie mit." Erschrocken drehten wir beide die Köpfe, doch es war nur Neville. "Ich trag Faye - du kannst besser gegen sie kämpfen als ich..." Harry willigte ein, woraufhin mich Neville hochhob und durch etliche Räume trug.

Irgendwann kamen wir in einem Raum in dem sich ein enormer Steinbogen auf einem Podium befand. Neville drehte sich um und in diesem Moment traf uns ein Fluch. Wir wurden nach hinten geschleudert und landeten nebeneinander auf dem Boden. "Ahh", krächzte ich und schaute dann zu Neville, der sich ebenfalls schmerzerfüllt wand. Gerade, als ich mich erkundigen wollte, ob es ihm gut geht, breitete sich ein Schatten über mich aus und ich wurde von Lucius Malfoy hochgezogen. Den Zauberstab auf mich gerichtet. Meine Beine gaben beinahe unter mir nach. Dann stiess er mich in Richtung Mitte des Raumes. "Potter, es ist vorbei..." gab er triumphierend von sich. "Nun gib mir die Prophezeiung." Harry zögerte. "Ausser du willst, dass deiner Schwester noch mehr Schaden zugefügt wird." "Nein, Harry", wisperte ich, als er seinen Arm mit der Kristallkugel ausstreckte. Doch gerade als Malfoy danach greifen wollte, krachten über uns weitere Türen auf. Ich schaute nach oben und sah wie fünf Leute in den Raum gestürmt kamen. Es waren Sirius, Lupin, Moody, Tonks und Kingsley. Malfoy hob seinen Zauberstab erneut, doch Tonks hatte bereits einen Schockzauber gegen ihn abgefeuert. Die Wucht des Zaubers schleuderte mich legte mich ebenfalls auf den Boden. Tonks kam auf mich zu und half mir hoch. "Alles okay?" Ich nickte langsam und taumelte etwas nach hinten. Sofort griff Tonks nach meinem Arm. "Sieht aber nicht wirklich danach aus..." Ich zuckte mit den Schultern. Dann riss sie die Augen auf. "Achtung hinter dir!" Ich drehte mich um. Bellatrix Lestrange feuerte einen roten Lichtstrahl auf mich zu. Ich warf schützend die Hände vor meinen Kopf, davon ausgehend, dass mich gleich erneut ein Cruciatus Fluch treffen würde, doch dieser wurde abgewehrt. Ich schaute dankbar zu Tonks, die sich bereits auf Bellatrix stürzte.

Plötzlich explodierte neben mir etwas und ich wurde mit enormer Wucht von der Mitte des Raumes geschleudert. Mit etlichen Gesteinsbrocken prallte ich hart auf den Boden auf. Ich keuchte schmerzerfüllt auf und schaute auf mein Shirt, auf dem sich ein Blutfleck ausbreitete. Ich schob es etwas hoch und starrte auf einen scharfen, länglichen Gesteinsbrocken, der in meinem Bauch steckte. Mit geschlossenen Augen griff ich danach und versuchte ihn rauszuziehen. Dann presste ich meine Hand auf die blutende Wunde. Mir wurde schlecht. Da war zu viel Blut. Ich konnte Blut nicht ausstehen. Mühsam kniete ich hin und stützte mich auf einer Hand ab. Da sah ich einen Schatten auf mich zu kommen. Ein Todesser zog mich hoch und drängte mich zurück an die Wand hinter uns. Hilflos schaute ich umher, denn ich hatte keinen Zauberstab, doch alle schienen mit jemand anderem beschäftigt zu sein. "Ich denke der dunkle Lord ist nicht erfreut, wenn er erfährt, dass sie mich umgebracht haben", war das einzige, was mir in den Sinn kam um mir zu helfen. Er brummte, liess dann aber etwas locker, den Zauberstab noch immer auf mich gerichtet. In diesem Moment erschien Dumbledore mit erhobenen Zauberstab im Raum. Etwas Erleichterung machte sich in mir breit. Auch der Todesser vor mir schien ihn bemerkt zu haben und war für eine Sekunde abgelenkt. Dies nutzte ich aus, schlug ihm mit der Faust ins Gesicht und riss ihm seinen Zauberstab aus der Hand. "STUPOR!", schrie ich und der Todesser wurde nach hinten an die Wand geschleudert.

Gerade als ich auf das Podium zugehen wollte, hörte ich Bellatrix Lestranges triumphierenden Schrei und sah, wie Sirius rücklings durch den Schleier des Steinbogens fiel. Harry schrie, wollte ihm hinterher rennen, doch Lupin schlang einen Arm um seine Brust und hielt ihn zurück. Einige grauenvolle Minuten vergingen und mein Herz brach, als Harry realisierte, dass Sirius fort war. Ich ging energielos und mit der Hand auf meine Wunde gepresst auf ihn zu, um ihn zu beruhigen. Doch bevor ich ihn erreichte, stellte ich voller Entsetzen fest, dass sich Bellatrix Lestrange von Kingsley befreien konnte und hämisch lachend aus dem Raum rannte. Dumbledore schoss ihr einen Fluch nach, doch sie lenkte ihn ab. "Harry - Nein!", rief Lupin, aber Harry hatte den Arm bereits seinem lockeren Griff entrissen. "Sie hat Sirius getötet!" brüllte Harry. "Sie hat ihn getötet - Ich werde ihn töten!" Und schon war er losgestürmt und folgte Bellatrix. Ich wollte ihm nach, doch meine Beine gaben nun endgültig unter mir nach.

"Faye!", hörte ich Tonks rufen. Ich schüttelte schmerzverzehrt den Kopf und deutete auf die Tür, durch die Harry eben verschwunden war. "Es geht mir gut. Geht lieber Harry hinterher..." Trotzdem kam sie auf mich zu. "Dumbledore ist mit ihm", sagte sie, als sie sich zu mir nieder kniete. Mit Mühe gelang es mir mich aufzurappeln. "Komm, ich helf dir." Als ihr Blick auf meinen Bauch traf, riss sie entsetzt die Augen auf. "Um Merlins Willen, Faye!" Sie schob mein Shirt etwas hoch. Ich atmete zischend ein. "Das muss versorgt werden-", murmelte sie hektisch. Ich schüttelte den Kopf. "Das kann warten. Ich will sicher gehen, dass es Harry gut geht", keuchte ich. Tonks seufzte, stütze mich dann aber in Richtung Tür, durch die Bellatrix, Harry, Dumbledore, gefolgt von einigen anderen Auroren, verschwunden sind. Mitten auf dem Weg kamen Neville und Hermine zu uns hinzu und Hermine griff ebenfalls unter meinen Arm. "B-brauchst du etwas Faye? Kann- kann ich irgendwie helfen?" meinte Neville, dem Blut aus der Nase rann. Ich schüttelte den Kopf. "Geht schon, danke Neville." Er lächelte unsicher.

Mir stockte der Atem, als wir in das Atrium traten. Ich sah gerade noch, wie Voldemort in einer dunklen Wolke verschwand. Kurz darauf schwebten dunkle Schleier auf Harry zu und verschmolz mit ihm. Er schrie gequält auf, krümmte sich und sank auf den Boden. Ich schlug die Hand vor meinen Mund und eine Träne kullerte über meine Wange. Harry wand sich schmerzerfüllt am Boden und versuchte gegen was auch immer anzukämpfen. Dumbledore kniete sich neben ihn, sprach ihm etwas zu, doch Harrys Leiden wollte nicht aufhören. 'Komm schon Harry, sei stark!', dachte ich. Ich vergrub mein Gesicht in Tonks Brust. Ich konnte mir diese Qualen nicht ansehen. Er hatte das nicht verdient. Das alles nicht. Ich blickte erneut in Harrys Richtung und unsere Blicke kreuzten sich.  'Du kannst das. Du bist stärker als er.' Versuchte ich ihm stumm klar zu machen. Er würde diesen Kampf gewinnen. Dann hörten die Schreie auf. Harrys Brustkorb hob sich. Die dunklen Schleier verliessen seinen Körper und lösten sich auf. Harry sank schwer atmend zurück auf den Boden. Ich ging mühsam auf ihn zu und kniete mich zu ihm hin. "Harry-" schluchzte ich mit Tränen in den Augen und fasste nach seinem Gesicht. Dann senkte ich meinen Kopf auf seinen Brustkorb.

Es vergingen einige Momente und das Atrium füllte sich mit verstörten Ministeriumsleuten, die eine Erklärung dafür suchten, was hier passiert ist und was sie eben gesehen haben. "Alles in Ordnung, Harry?" fragte Dumbledore. "Ja", sagte Harry. Er zitterte am ganzen Körper, versuchte den Kopf zu erheben, konnte ihn jedoch kaum halten. Dumbledore erhob sich und ging auf die anderen zu. "Bringt sie hier weg, sie müssen versorgt werden", hörte ich Dumbledore sagen. Kurz darauf half er mir hoch. Ich taumelte. Remus kam auf uns zu und stützte mich. Ich fiel kraftlos in seine Arme. Dann zog er Harry auf die Füsse.

"Dumbledore", keuchte plötzlich Cornelius Fudge, ausser sich vor Verblüffung. "Sie hier- ich- ich..." Professor Dumbledore drehte sich zu ihm um und übergab Harry Moody. "Ich werde ihnen alles erklären, Cornelius. Aber erstmal müssen die Kinder nach Hogwarts zurück geschickt werden." Der Zaubereiminister schaute in empört an, brach jedoch kein Wort heraus.

Lupin hob mich hoch und vor Erschöpfung fielen mir die Augen zu.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt