17 - lilys secret

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Was für eine dumme Idee mitten in der Nacht durch die Gänge von Hogwarts zu schleichen und den Schulleiter ohne wirklichen Grund auf zu wecken. Wie es der Zufall wollte, trafen wir kurz vor Dumbledores Büro auf Professor McGonagall im Schlafmantel. "Miss Evans, Mister Potter. Darf ich sie fragen, was Sie um diese Uhrzeit ausserhalb ihres Hauses treiben?" Ich hatte gerade wirklich keinen Kopf dafür ihr eine, Antwort zu geben und stand schweigend neben Harry und hoffte, dass er ihr unsere Situation erklären könnte. "Professor wir müssen unbedingt mit Professor Dumbledore sprechen. Es ist dringend." Noch immer stand ich ohne etwas zu sagen neben den beiden und war in Gedanken versunken. Faye L. Evans. "Lily Evans", murmelte ich, jedoch so leise, dass es keinen der beiden hören konnte. Langsam ordneten sich meine Gedanken wieder und irgendwie machte alles Sinn. Evans war nicht der Name meines Vaters, sondern der meiner Mutter. Evans war der Mädchenname von Lily Potter. Das auf dem Foto war nicht nur meine Mutter, sondern auch Harrys. Ich war die Schwester von Harry Potter. Und das Schlimmste: Meine Mutter war tot. Tränen füllten meine Augen und meine Knie wurden weich.

In dem Moment öffnete sich Dumbledores Tür und der Schulleiter stand, ebenfalls in seinem Schlafanzug vor uns. Nun war McGonagall, die, die zuerst sprach. "Albus, Miss Evans und Mister Po-", doch weiter kam sie nicht, denn ich schnitt ihr das Wort ab. "Wann wollten Sie mir sagen, dass Lily Evans meine Mutter war?" Stille. Niemand wagte es irgendetwas zu sagen. Harry schaute ungläubig in meine Augen und McGonagall starrte Dumbledore hilflos an. Sie wusste es also auch. Tränen liefen über meine Wangen und ich hatte das Gefühl, nicht mehr lange stehen bleiben zu können. Dieses Schweigen sagte alles. Ich hatte also Recht. Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt. Meine Mutter war tot und die Hoffnung, sie nach all den Jahren endlich einmal in die Arme zu nehmen, ihre Nähe zu spüren und sie mit einer zärtlichen Stimme reden zu hören, starb in diesem Moment.

Ich wollte umkehren, schlafen gehen, aufwachen und hoffen alles sei ein Traum gewesen. Ich wollte nicht Reden, ich konnte gerade nicht noch mehr ertragen. Es war zu viel für mich. Doch als ich gerade umdrehen wollte, gaben meine Knie nach. "Miss Evans!" Ich spürte noch, wie McGonagall unter meine Arme griff, damit ich nicht zu Boden viel und dann wurde alles schwarz.

Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in Dumbledores Büro auf einem Stuhl. Es mussten nur wenige Minuten vergangen sein, denn sonst hätten sie mich sicher in den Krankenflügel gebracht. "Möchtest du etwas trinken Faye?" hörte ich Dumbledores Stimme fragen. Ich schüttelte den  Kopf. Ich sah mich im Raum um. Professor McGonagall und Harry standen beide einige Meter von mir entfernt und sahen mich mit besorgtem Blick an. "Nun zu deiner Frage Faye." Ich schaute mit emotionslosem Ausdruck zu ihm hoch. "Ja, Lily Potter ist deine Mutter." Erneut füllten sich meine Augen mit Tränen. "Wieso-", begann ich doch ich kam nicht weiter. Ich wusste selbst nicht, was ich fragen wollte. "Lily Evans hat dich kurz nach deiner Geburt ins Waisenhaus gebracht, da sie sich sicher war, dass du dort in Sicherheit aufwachsen wirst. Niemand wusste, dass sie eine Tochter hatte. Nicht einmal ich wusste es. Ich habe geahnt, dass irgendetwas passiert sein musste, jedoch von dir erfahren habe ich erst an deinem 11. Geburtstag. Lily hat mir einen Brief hinterlassen, in dem sie von deiner Existenz berichtete. Sie hat dich versteckt und in der Muggelwelt aufwachsen lassen, da sie wusste, wie mächtig du einmal werden wirst und sie wollte unter keinen Umständen, dass Voldemort von dir erfährt." Ich schaute ihn sprachlos an und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. "Ich habe dir nichts davon erzählt zu deiner eigenen Sicherheit. Du siehst selber, dass du bereits jetzt weitaus mächtiger und begabter bist, als all deine Klassenkameraden. Der Vorteil, dass niemand weiss, wer deine Eltern sind bewahrt dich in Sicherheit und es muss auch so bleiben. Du darfst niemandem erzählen, wer deine Mutter ist, nicht einmal deinen besten Freunden, es wäre zu gefährlich. Du siehst ja, was für eine Aufmerksamkeit Harry bereits an seinem ersten Tag in der Schule erhalten hat." Ich blickte ihn irritiert an. "Aufmerksamkeit ist nicht immer gut Faye. Sie kann böse Konsequenzen haben." McGonagall und Harry standen noch immer da, ohne etwas zu sagen und nun war es ich, die sich endlich zu Wort meldete. "Was ist mit meinem Vater?" Ich wusste, dass mein Vater nicht James Potter sein konnte, denn er war kein Slytherin. Auch Professor McGonagall blickte nun gespannt zu Dumbledore. Vermutlich wusste selbst sie nicht, wer mein Vater war und wollte es ebenfalls gerne erfahren. "Das Faye werde ich dir vorerst nicht erzählen. Je weniger du weisst, desto weniger gefährlich ist es für dich. Es wird nicht ewig ein Geheimnis bleiben und irgendwann werden auch andere Leute davon erfahren, aber solange wir dies verhindern können, weiss ich dich in Sicherheit." Etwas enttäuscht wandte ich meinen Blick wieder von Dumbledores ab und sah auf den Boden. Ich wusste, dass er Recht hatte, trotzdem hätte ich gerne die ganze Wahrheit erfahren.

"Ich denke das war vorerst genug Information für euch beide. Ihr seid vermutlich ziemlich erschöpft. Jetzt solltest du erst einmal schlafen gehen und das ganze etwas verarbeiten. Du hast ja morgen schliesslich Unterricht. Falls du noch etwas benötigst, sage es mir einfach." Ich nickte mit einer noch immer ziemlich schockierten Miene. Ich wusste nicht, wie lange es ging, bis ich all das verarbeitet habe, morgen jedoch habe ich das bestimmt noch nicht. "Minerva würdest du die zwei zurück in ihren Gemeinschaftsraum bringen?" Professor McGonagall nickte. "Ich wünsche euch eine gute Nacht", sagte Dumbledore kurz bevor wir das Schulleiterbüro verliessen. Auf dem ganzen Weg sprachen wir kein Wort. Mehrmals strömten wieder Tränen über meine Wangen, ich tat jedoch nichts dergleichen und folgte Professor McGonagall stumm zum Gryffindorturm. Als wir dort ankamen sagte sie: "Erholen Sie sich gut", und verschwand wieder hinter dem Portraitloch. Nun war ich alleine mit Harry. "Faye- Ich-..." Das war das erste Mal, dass ich ihn wieder sprechen hörte. "Jetzt nicht Harry." Mit diesen Worten stieg ich die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hoch und liess Harry stehen. Ich konnte und wollte gerade nicht darüber reden. Ich hatte keine Energie mehr. Es war einfach alles zu viel und ich wusste nicht, wie ich das alles verarbeiten sollte.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt