68 - something dark is coming

847 57 8
                                    

30. August 1994

Mr Weasley und Percy waren in der folgenden Woche kaum zu Hause. Am Abend vor der Reise nach Hogwarts befanden wir uns alle Wohnzimmer. Ich lag auf dem Sofa mit dem Kopf auf Freds Beinen und skizzierte etwas in meinen Zeichenblock, während ich mich mit den anderen unterhielt. Dieses unbeschwerte Beisammensein liebte ich so sehr an dieser Familie und ich bin unendlich dankbar irgendwie ebenfalls ein Teil von ihnen sein zu dürfen. Schade, dass wir morgen bereits wieder abreisen müssen...

1. September 1994

Die Stimmung am nächsten Morgen war gemischt. Ich freute mich auf Hogwarts. Auf June und Elle und sogar auf den Unterricht. Ausserdem sollte dieses Jahr angeblich irgendein Ereignis in Hogwarts stattfinden, so wie es die anderen immer wieder andeuteten. Doch ich vermisste die Ferien jetzt schon. Dieses Jahr würde nicht einfach werden. Ende Schuljahr schreibt unsere Klassenstufe ZAGs und wenn ich gute Resultate erhalten möchte, muss ich dafür ziemlich viel lernen. Und dann war da noch die Sache mit Draco. Ich hatte auf seinen Brief nicht geantwortet. Ich wusste nicht wie. Ich habe versucht mir in der vergangenen Woche nicht allzu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen, es auf mich zukommen zu lassen, doch ganz so gut hat das nicht geklappt. Ich vermisse ihn.

"Faye?" riss mich Freds Stimme aus meinen Gedanken. "Kommst du?" Er griff nach meinem Koffer und packte ihn ins Taxi, das sich vor uns befand. "Hast du alles, Liebes?" fragte nun Mrs Weasley. Ich nickte lächelnd und stieg nach Fred und Ginny in einen der drei schwarzen Wagen ein. George sass vorne auf dem Beifahrersitz.

Als wir dann schliesslich beim Bahnhof Kings Cross eintrafen und auf die Abschrankung zugingen, kam June mit ihrem Bruder und ihren Eltern auf uns zu. Ich reichte Mr und Mrs Flores zur Begrüssung die Hand. "Faye, schön dich zu sehen", sagte Junes Mutter freundlich. Dann ging ihr Blick weiter zu Mrs Weasley. "Molly! Wie gehts Arthur? Er muss schrecklich viel zu tun haben, nach dem Vorfall bei der Weltmeisterschaft. Und dann noch der Artikel von Rita Kimmkorn, der Arme." Mrs Weasley seufzte. "Ich bin froh, dass du das auch so siehst. Ist wirklich schlimm gerade im Ministerium. Er ist kaum zu Hause." Und während Mrs Weasley Mr und Mrs Flores erzählt, was die vergangene Woche so los war, nahm ich June in den Arm. "Ich hab dich vermisst Juini." "Und ich dich erst!" entgegnete sie und ich löste mich wieder von ihr. Dann deutete ich auf das Abzeichen auf ihrer Brust. "Uhhh meine beste Freundin ist Vertrauensschülerin", sagte ich stolz. Sie hat mir gestern in einem Brief mitgeteilt, dass sie zur Vertrauensschülerin ernannt wurde, doch das war mir eigentlich schon lange klar. Ich freue mich echt für sie, sie hat es wirklich verdient. June grinste verlegen. Dann nahm ich Jaden ebenfalls in den Arm. "Stolz auf deine Schwester?" neckte ich ihn. "Aber immer doch!" erwiderte er und legte den Arm auf Junes Schulter. "Und wie fühlt es sich an, in das letzte Jahr auf Hogwarts zu starten?" Er zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, schätze ich", sagte er grinsend. Dann bewegten wir uns nacheinander auf die Abschrankung zu und vor unseren Augen tauchte Gleis neun dreiviertel mit dem Hogwartsexpress auf. Immer wieder imponierte mir dieser Anblick und nun machte sich endgültig Vorfreude auf das nächste Schuljahr in mir breit.

Zum Abschied nahm mich Mrs Weasley in den Arm. "Pass auf dich auf, Liebes." Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände. "Werde ich. Und danke, dass ich die letzten zwei Wochen wieder bei euch verbringen durfte." Mrs Weasley winkte ab. "Du gehörst ja nahezu schon zur Familie." Ich lächelte und meine Sicht verschwamm ein wenig. Dass sie das sagte bedeutete mir wirklich viel, auch wenn ich vermutlich schon lange als Teil der Familie angesehen werde. Ohne es zu bemerken kullerte eine Träne über meine Wange, die Mrs Weasley behutsam wegstrich. "Jetzt hör aber auf, sonst werde ich auch noch sentimental", sagte sie daraufhin und nahm mich nochmals in den Arm. "Danke", flüsterte ich. Dann löste ich mich von ihr, verabschiedete mich ebenfalls von Mr und Mrs Flores und bewegte mich hinter June auf die Wagontür zu. Kurz bevor ich den Zug betrat schaute ich zur Seite und mein Blick traf auf Dracos, der ebenfalls gerade einen Wagon nebenan betrat. Für einen Moment verharrten wir beide. Als George nach meinem Koffer griff, fasst ich mich wieder, betrat den Zug und folgte ihm zum Abteil. 

Als ich nach einigen Stunden Fahrt auf dem Weg von der Toilette zurück zu unserem Abteil war, wurde ich auf dem Flur an meiner Hand zurückgehalten. Ich drehte mich schwungvoll um und prallte beinahe gegen Draco. Meine Augen verfingen sich in seinen. "Hey", sagte ich verlegen und wandte meinen Blick von seinen Augen ab. "Du ignorierst mich." Ich räusperte mich und schaute ihn fragend an. "Wieso ignorierst du mich?" fragte Draco durchdringlich. "Ich-" doch weiter kam ich nicht, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. 'Ich habe Angst vor deiner Familie und den Leuten, mit denen ihr euch abgibt' 'Davor, dass du so wirst wie dein Vater. Dass du ebenfalls  ein Todesser wirst.' 'Dass du mich mit auf die dunkle Seite ziehst.'  Ich senkte meinen Blick zu meinem Arm und bemerkte, dass mich Draco noch immer fest hielt. Dann hob ich meine Augen wieder. "Weiss nicht", antwortete ich ziemlich unüberzeugt. "Ich hatte damit nichts zu tun Faye", sagte er darauf hin, da er genau wusste, an was ich dachte. Was der Grund dafür war, wieso ich nicht auf seinen Brief geantwortet habe und mich nicht mehr bei ihm gemeldet habe. "Du wusstest davon oder?" ging ich darauf ein. Er sagte nichts und ich nickte, da das bereits Antwort genug war. Ich löste meinen Arm von seinem Griff. "Draco stehst du dahinter? Hinter der Einstellung dieser Leute?" Er blickte zur Seite. "Ich muss das wissen Draco. Ich muss wissen auf welcher Seite du stehst. Und bitte sei ehrlich zu mir." Er blickte wieder zu mir. "Du verstehst das nicht, Faye. Du weisst nicht, in was für einer Situation ich mich befinde." Ich legte meine Hand auf seine Wange. "Doch Draco, ich verstehe das. Du wurdest da hineingeboren. Ich weiss das. Ich weiss, dass du nicht wirklich eine Wahl hast. Nie eine hattest. Du liebst deine Familie und würdest alles für sie tun. Ich hinterfrage nicht deine Handlungen, denn ich weiss, dass du kein böser Mensch bist." Jetzt legte ich meine Hand auf seine Brust. "Ich möchte nur wissen, ob du selbst weisst, dass du ein gutes Herz hast. Ob du weisst, was das Richtige ist." Er schluckte und starrte mich sprachlos an. Als ich mich umdrehen wollte, hielt er mich erneut fest. "Nein, tue ich nicht." Mein Atem stockte. Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Ich stehe nicht dahinter. Aber es wird etwas auf uns zukommen und ich weiss nicht, ob ich dann auf der richtigen Seite stehen kann. Ich-" Doch weiter kam er nicht, denn ich ging auf ihn zu, stellte mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn, ohne gross darüber nachzudenken, dass uns jemand sehen könnte. Wir waren zwar alleine im Flur, doch es hätte jeden Moment jemand aus einem der Abteile kommen können. Doch das war mir in diesem Moment egal. Erleichterung breitete sich in mir aus. "Es kommt alles gut", sagte ich, als ich mich wieder von ihm löste. Er nickte und strich mir über die Wange. Ich nahm seine Hand, drückte sie leicht und liess sie los, als ich mich umdrehte und zurück zum Abteil lief.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt