106 - prophecy

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12.02.1996

Sonnenlicht kitzelte mein Gesicht. Ich blinzelte. Grünlich-schimmerndes Licht trat in meine Augen. Ich setzte mich hoch und bemerkte Draco, der oberkörperfrei und mit tropfend nassen Haarsträhnen im Gesicht am Türrahmen des Bads lehnte und mich anstarrte. Ich grinste. Er kam auf mich zu, beugte sich über mich und starrte in meine Augen. "Happy Birthday." Kaum verliessen die Worte seinen Mund, küsste er mich. Ich lächelte an seine Lippen. Dann holte er ein kleines Päckchen hervor und reichte es mir. "Draco, das-" "Mach es auf", unterbrach er mich. Ich verdrehte grinsend die Augen und zog das Geschenkband ab. Nach dem ich das Papier entfernte hielt ich ein kleines Schmuckkästchen in der Hand. Als Draco mich auffordernd anschaute öffnete ich es und mein Mund klappte nach unten. Sprachlos starrte ich auf ein Collier die sich darin befand. Dann zu Draco und wieder auf das Collier. Es war fein und golden und mit kleinen Smaragden, Amethysten und Diamanten bestückt.  "Die ist-" Ich schüttelte ungläubig den Kopf. "-wunderschön", flüsterte ich ergänzend. Dann blickte ich dankbar und noch immer überrascht in Dracos Augen, die glücklich glitzerten. "Ich dachte, es würde zu deiner Halskette passen." Ich griff nach der Kette, die ich von meiner Mutter hatte und schaute ihn berührt an. Er nahm mir das Schmuckkästchen aus der Hand, nahm das Collier heraus, strich meine Haare beiseite und legte mir das Collier um den Hals. Verliebt blickte ich in den Spiegel. Dann ging mein Blick wieder zu Draco. Ich drehte mich zu ihm um, nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Er zog mich an sich und erwiderte den Kuss gefühlvoll. Ich drückte ihn nach hinten, bis er mit dem Rücken auf die Matratze traf. Ich beugte mich über ihn und küsste ihn weiter. Ich wollte ihn nie wieder loslassen, geschweige denn aufhören zu küssen.

-

"Ich dachte schon, du verpasst dein Geburtstagsfrühstück", meinte June, als Draco und ich uns etwas später zu ihr an den Tisch sassen. Ich grinste. "Happy Birthday, Faye", wünschte sie mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Wieso ihr so spät dran seit, frage ich jetzt nicht weiter nach." Ich boxte meiner besten Freundin in den Oberarm, dabei traf ich auf Freds versucht lächelnden Blick und zog ebenfalls meine Mundwinkel nach oben. Kurz darauf schlangen zwei Arme um meinen Hals. "Alles Gute zum Geburtstag Faye", kam es von Hermine, gefolgt von Ginny, die mich ebenfalls umarmte. "Danke Leute", entgegnete ich glücklich.

June und ich waren nach dem Frühstück auf dem Weg ins Verwandlungszimmer. Wir wollten das Klassenzimmer gerade betreten, als Professor Trelawney uns etwas aufgebracht entgegenkam. Sie erstarrte, als sie mich erkannte. Fragend schaute ich sie an. "Alles in Ordnung, Professor?" Sie begann langsam zu nicken und griff dann nach meiner Schulter. "Die Zeit ist gekommen, Miss Evans, alles hängt von ihnen ab." Ich schaute sie verwirrt an, doch bevor ich etwas fragen konnte, stürmte sie an uns vorbei und war verschwunden. Ich blickte ihr perplex nach und dann zu June, die genau so wenig verstand wie ich. "Was-" begann ich, doch June schüttelte nur den Kopf. "Diese Frau ist doch total durchgeknallt." Ich lächelte unsicher, denn ihre Worte hallten noch immer in meinen Ohren. Und als ich McGonagalls strengen und besorgten Blick auf mir bemerkte, als wir das Klassenzimmer betraten, liess mich der Gedanke nicht los, dass vielleicht doch etwas hinter Trelawneys Aussage steckte.

Wir setzten uns. Plötzlich nahm ich eine flüsternde Stimme wahr, die verdächtig nach Trelawneys klang, konnte aber nicht wirklich entziffern, was sie sagte. "Hast du das gehört?" June schaute mich fragend an. "Habe ich was gehört?" Ich fasste an meine Schläfe und schüttelte verwirrt den Kopf. "Hab ich mir wohl eingebildet." Doch ich war mir sicher, dass ich mir das nicht bloss eingebildet hatte, denn kurz darauf hörte ich die Stimme erneut. "Des Auserwählten andere Hälfte..." erklangen die Wort nun etwas klarer in meinem Kopf, auch wenn nur in Bruchstücken. "...wird entscheiden..." Ich kniff die Augen zusammen. "...zwischen gut und böse..." Ich schüttelte verdrängend den Kopf. "Alles okay, Faye?" Junes skeptischer Blick lag auf mir. Ich nickte zögernd und versuchte zu vergessen, was ich eben in meinem Kopf gehört habe.

Ganz so gut klappte das jedoch nicht, denn während des Tages erklangen immer wieder Bruchstücke von Sätzen in meinem Kopf. Schliesslich klopfte ich am Abend an die Bürotür meines Vaters. Als er diese öffnete, schaute er mich mit einem fragenden Blick an. "Ich möchte endlich wissen, um was es in dieser Prophezeiung geht und was ich damit zu tun habe", zischte ich flüsternd. Er öffnete den Mund wollte gerade etwas erwidern, doch ich hielt ihn davon ab. "Und sag nicht, dass es besser ist, wenn ich nichts weiss, denn Trelawneys Stimme schwirrt in meinem Geist und liefert mir bereits Bruchstücke davon." Er seufzte, trat zur Seite und liess mich an ihm vorbei gehen. Anschliessend schloss er die Tür hinter sich, nach dem er sichergestellt hat, dass uns niemand belauschte. Er drehte sich mit durchdringendem Blick zu mir um. "Ich will dich damit nicht an deinem Geburtstag belasten, Faye." Für einen Moment war ich überrascht, denn ich hätte nicht damit gerechnet, dass er mir gegenüber meinen Geburtstag erwähnen würde. Dann schüttelte ich denn Kopf. "Ihr werdet jeden Tag eine Ausrede finden, mir nicht davon zu erzählen. Ich bin es leid im Ungewissen zu stehen. Wie soll ich über was auch immer entscheiden, wenn ich nicht einmal weiss, was die Prophezeiung mit gut und böse meint?" In seinen Augen lag Irritation und vielleicht auch etwas Überforderung. Dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernster. "Öffne deinen Geist, Faye." Meine Augen wurden grösser. Dann atmete ich tief ein und versuchte seiner Anforderung nachzukommen, um ihn in meinen Geist eindringen zu lassen. Ich zuckte zusammen, als Sybill Trelawney mit angsterfülltem Gesichtsausdruck und besorgter Stimme vor mir erschien.


Des Auserwählten andere Hälfte wird sich zeigen...

Herangewachsen zu einer jungen Kriegerin - geboren um einst grosses zu erreichen. Die Künste ihres Vaters beherrschend - von den Eigenschaften ihrer Mutter charakterisiert und ihrer Liebe erfüllt. Zwischen ihnen eine besondere Bindung, die ihr hilft sich zu entfalten. Selbstlos gibt sie die Liebe, die sie in sich trägt weiter. Versehen mit gewaltigem magischen Potential und dafür bestimmt, übernatürliche Fähigkeiten zu entfachen. Das Blut ihrer Eltern, an sie weitergegeben ist geprägt von bedeutender Liebe und enormer Macht. Es bietet ihr Schutz, doch ist gleichzeitig eine Bedrohung, während es durch ihre Adern fliesst. Die Bedeutsamkeit ihrer Macht, von niemanden einzuschätzen, droht über ihr einzustürzen. Eine Macht, einsetzbar auf beiden Seiten. Im Zwiespalt eine unmögliche Entscheidung zu treffen und eine von beiden zu wählen. Sie wird diejenige sein, die alles zum Guten oder Bösen wenden wird. Durch sie wird das Licht entweder die Dunkelheit vernichten oder von der Finsternis überflutet. Eine liebevolle Fee dazu verleitet einen gefühllosen Geist zu entwickeln.

Des Auserwählten andere Hälfte wird entscheiden. Die Eine mit der Macht, alles zum Guten oder Bösen zu wenden.


Als er meinen Geist wieder verliess, holte ich keuchend Luft. Mein Vater schaute mich noch immer durchdringlich an, doch seine Augen funkelten verdächtig. "Ich wollte das nicht für dich, Faye. Ich wollte nicht, dass es dein Schicksal sein wird, dich für eine Seite entscheiden zu müssen", sagte er leise.

Ich schüttelte nicht-wahrhaben-wollend den Kopf. Das war also der Grund, weswegen alle wollten, dass ich mich von Draco fern halte. Nicht, weil er anscheinend kein guter Umgang für mich war, sondern, weil ich mich auf seine Seite stellen könnte und dadurch Voldemort die Macht geben würde, zu herrschen. Ich war die geheime Waffe. Ich hatte die Macht, alles zum Guten oder Bösen zu wenden. Deshalb wollte mir nie jemand davon erzählen. Weil sie mich diese Bürde nicht tragen lassen haben wollen.

Wie ich es bereits ahnte, musste ich mich irgendwann zwischen ihm und meinen Freunden und Familie entscheiden. Und auch wenn ich mir bereits bewusst war, für welche Seite ich mich entscheiden würde, hatte ich keine Ahnung, in welcher Situation die Prophezeiung eintreten wird. Und ich konnte Draco nicht einfach so aufgeben. Dafür liebte ich ihn zu sehr...

"Faye!" Die besorgte Stimme meines Vaters riss mich aus meinem Chaos von Gedanken. Ich schaute hoch. "Wenn der dunkle Lord von der Prophezeiung erfährt, wird er alles dafür tun, dich auf die dunkle Seite zu ziehen." Er griff nach meinem Arm und schaute mich verzweifelt an. "Er darf niemals davon erfahren."

Ich kriegte keinen Ton heraus, war verstört, fühlte mich mulmig, atmete schwer. Schliesslich zog ich meinen Arm aus seinem Griff, ging ich rückwärts auf die Tür zu und verliess das Büro meines Vaters ohne etwas zu sagen. Ich stürmte den Flur entlang zum Slytherin Gemeinschaftsraum. Kaum hatte ich Dracos Zimmer betraten, fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn sehnsüchtig.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt