Kapitel 52

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Am nächsten Morgen wachte die Deutsche immer noch mit geschwollenen Augen auf. Sie blickte direkt in Louisas Augen und wünschte ihr einen guten Morgen. Sie fragte wie sie geschlafen hätte und Louisa sah sie traurig an. „Nicht so gut. Du hast im Schlaf geweint", sagte sie und wartete gespannt auf eine Reaktion. Mia nickte lediglich und stand auf. Sie bedankte sich, dass sie dort schlafen durfte und ging wieder zu Charles ins Zimmer, weil dort ihre Sachen noch lagen. Sie öffnete erneut leise die Tür und wartete auf eine Antwort. Stattdessen hörte sie nur das gleichmäßige Atmen des Monegassen, der sich im Bett ausgebreitet hatte. Schön, dass er so gut schlafen konnte. Sie sammelte ein paar Klamotten ein und verschwand schnell im Bad, um sich zu duschen und frisch zu machen. Hauptsächlich ging es darum ihre tiefblauen Augenringe zu verstecken und nicht zu zeigen wie platt sie war. Leider kamen ihr während des Schminkens die Worte von Charles in den Kopf, weshalb sie anfing zu schluchzen und die Schminke wieder abmachte. Nachdem sie diesen Prozess dreimal wiederholt hatte, gab Mia es auf und beschloss sich eine große Sonnenbrille aufzusetzen. Sie verließ das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie kam nicht umhin Charles noch einmal zu beobachten wie er friedlich vor sich hin schlief, bevor sie das Zimmer verließ. Aufm Flur bemerkte Mia, dass sie ihr Handy im Bad hatte liegen lassen also musste sie widerwillig zurück gehen. Wieder im Zimmer, hörte sie, dass Charles aufm Balkon stand und telefonierte. Obwohl sie nicht spionieren wollte, konnte sie nicht aufhören.

„Ja, wir können uns nachher treffen."

„Nein, mit Mia ist nichts. Sie ist gerade gegangen, also alles gut."

„Ja, bis später. Ich freue mich."

Mia konnte nicht hören, was die andere Person sagte, aber sie konnte hören, dass es eine weibliche Stimme war. Er tat wirklich alles, um sie zu verletzen. Flink wie eine Biene schnappte sich Mia ihr Handy und rannte aus dem Zimmer. Um Charles zu zeigen, dass sie es mitbekommen hatte, knallte sie die Tür hinter sich zu und flitzte zum Fahrstuhl. Es war kaum verkennbar, dass deren Freundschaft seit dem Gespräch im Krankenhaus einen Knacks bekommen hatte. Mia konnte sich nicht vorstellen, dass es zwischen ihnen genauso werden würde wie davor, vor allem, weil der Gedanke daran, dass er irgendwann mit einer anderen Frau an seiner Seite auftauchen würde, Mia in Stücke reißen würde. Traurig ging sie nach unten zum buffet und trank lediglich einen Kakao. Kurze Zeit später kamen Louisa und Lando dazu und dahinter sah Mia sogar Charles, der mit Krücken den Weg zu deren Tisch suchte.

„Guten Morgen", wünschte der Monegasse als wäre alles heile Welt. Das Pärchen begrüßte ihn ebenfalls, während Mia schwieg. Sie blickte starr auf ihre Tasse und hob keine Sekunde den Blick. Charles würde sowieso wieder umwerfend aussehen und das wollte sie sich selber nicht antun. Zu Mias Missfallen ließ er sich plötzlich neben sie auf den Stuhl fallen. Als sie sein Parfüm riechen konnte, sah sie Hilfesuchend zu Louisa, die aber in einem Gespräch mit Lando vertieft war. „Hey", begrüßte Charles nochmal Mia, die mit einem schmollenden ‚Hi' antwortete.

„Kommst du heute mit zur Rennstrecke?". Mia
Überlegte. „Warum? Du gehst ja nicht dahin." Charles war zu verletzt, um bereits wieder den ganzen im Paddock rumzulungern. Er sah sie perplex an. „Warum sollte ich nicht dahin? Mir geht es wieder gut." Mia zog eine Augenbraue hoch. „Spinnst du? Du wärst vor drei Tagen fast gestorben und jetzt willst du wieder einen ganzen Tag in der Sonne stehen und deine Gesundheit riskieren? Weißt du was? Es ist mir egal. Mach was du willst, aber ich gucke mir das nicht nochmal an. Ich sehe nicht dabei zu wie du umkippst und einen Sonnenstich bekommst oder dein Kreislauf abschmiert. Auf Wiedersehen, Charles." Mia stand auf und verließ den Speisesaal. Sie spürte ihr Blut innerlich kochen und konnte es immer noch nicht glauben. Erst spielte er, dass alles einwandfrei war, während Mia nachts der Schlaf geraubt wurde und dann fragt er sie noch so frech, ob sie mitkommen möchte. Die beiden waren keine Freunde mehr. Sie waren allenfalls Bekannte, die mal Freunde waren. Mia wusste, dass Charles ruhig braucht, aber sie musste laut werden. Sie musste ihrer Wut Luft lassen, sonst wäre sie irgendwann geplatzt.

Mia verließ das Hotel, um spazieren zu gehen. Sie ging durch die Stadt und genoss den Anblick der ganzen Hochhäuser und beobachtete die glücklichen Menschen, die ihr entgegen kamen. Mit der Zeit beruhigte sich ihr Körper wieder und sie bereute ihr Auftreten ein wenig. Aber andererseits sah sie sich weiterhin im Recht. Sie wollte nicht Babysitterin spielen für einen Mann, der anscheinend Lust darauf hat, sein Leben noch mehr zu riskieren.

„Mia?"

Mia drehte ihren Kopf nach rechts und blickte in zwei blaue Augen. „Max, was machst du denn hier?" „anscheinend das gleiche wie du: ich will den Kopf frei kriegen." Mia nickte nachdenklich. „Hast du Lust ein Stück zusammen zu gehen?" Die Deutsche nickte. Schweigend liefen die beiden Rennfahrer nebeneinander her bis Max fragte, was Mia so aufwühlen würde. Sie suchte die passenden Worte und wog ab, ob sie es Max anvertrauen konnte oder nicht. Aber was hatte sie schon zu verlieren. „Charles macht mich verrückt. Ich habe Gefühle für mich, er küsst mich und sagt mir danach, dass er Freunde bleiben will. Dann will er nachher wieder auf die Rennstrecke zwar nur zum zuschauen, aber trotzdem. Er sieht es nicht ein sich zu erholen. Und ich will nicht wieder dabei sein, wenn seine Herz aufhört zu schlagen." Mia blickte nach unten auf ihre Füße und wartete auf Max Reaktion. Aber nun war dieser dran nachdenklich zu gucken. Es trat erneut eine Stille ein, die aber nicht unangenehm war.

„Maja du warst auf einmal lange weg und sogar ich habe gesehen, dass es Charles nicht gut ging. Vielleicht hat er auch einfach Angst. Und du musst verstehen, dass die Formel 1 unser Leben ist. Ich würde in dieser Situation wahrscheinlich das gleiche tun. Man kann nicht zu Hause im Fernsehen das Rennen verfolgen, man muss dabei sein und es fühlen. Eigentlich müsstest du es doch am besten wissen, bei dir war es auch mal so." Mia war geschockt von dieser ehrlichen Antwort. Aber Max sprach etwas an, was sie über andere Sachen nachdenken ließ. Sie ist auch gefahren und dachte auch die Formel 1 wäre ihr Leben, aber warum empfand sie es anders als die Jungs?

Mia blieb abrupt stehen und sah den Holländer an, der verwirrt dreinblickte. „Hab ich was falsches gesagt?" Mia schüttelte den Kopf. „Du hast mir sehr geholfen, Max. So sehe ich es mal aus einer anderen Perspektive. Danke!" Sie schlang ihre Arme und Max und zog ihn somit in eine überraschende Umarmung, die er aber erwiderte. „Ich bin trotzdem noch wütend auf Charles." Mia spürte wie Max Brust bebte vom Lachen. „Das darfst du auch sein, aber er empfindet definitiv was für dich. Ob es für eine Beziehung reicht, wirst du ja sehen."

„Danke, dass du mir dabei hilfst. Vielleicht können wir ja doch Freunde sein."

„Es würde mich freuen, wenn wir das sein könnten, Mia."

Formula 1- my dream? || Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now