Kapitel 6

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Beide liefen schweigend nebeneinander her. Charles mit seinen Händen in den Hosentaschen und Mia mit verschränkten Armen. In der rechten Hand hielt sie immer noch ihr Handy. Ihr Blick glitt andauernd hin und her, weil sie einfach keine Ahnung, was sie machen sollte und was das hier sollte. Die beiden hatten rein gar nichts miteinander zu tun, weshalb wollte er sie also zu ihrem Zimmer begleiten. Mia blieb abrupt stehen, was Charles verwirrt die Stirn runzeln ließ. „Was soll das?", fragte Mia vorsichtig. Sie war nicht böse, sie war einfach nur neugierig und wollte antworten haben. Charles guckte erst fragen, doch dann verstand er, was Mia meinte. „du bist eine Kollegin. Ich kann dich nicht in einer Hotelbar umkippen lassen und dann alleine zurück gehen lassen. Das gehört sich einfach nicht." Es hörte sich ehrlich an und Mia entspannte sich etwas. Sie nickte und ging wortlos an ihm vorbei. „Und ich mache das, weil ich dich sympathisch finde." Mia hielt nun schon zum zweiten auf diesem Flur abrupt an. Als sie Charles ansah, grinste er sie an. Der Monegasse wusste, dass er mit dieser Aussage Mia überraschen würde und er fand es witzig, sie aus dem Konzept zu bringen. „Warum findest du mich sympathisch? Wir kennen uns so gut wie gar nicht." Mia gefiel die Richtung, in die das Gespräch ging, gar nicht. „Das würde ich jetzt nicht sagen. Wir sind jahrelang Kart gefahren und da hast du mich schon besiegt. Dein Ehrgeiz war schon immer beeindruckend, aber bis heute willst du zu viel und landest dafür in der Bande. So wie man beim letzten Rennen gesehen hat." Charles grinste wieder nach dem letzten Satz und auch Mia musste ein wenig Lächeln, als sie an die Zeit zurück dachte, in der ihr das Fahren noch wirklich aufrichtig Spaß gemacht hatte. Kein Druck, keine Journalisten, nur sie mit Charles, wie sie um die Kurven gerast sind. Sie sah ihn zum ersten Mal lächelnd an und sagte mehr zu sich als zu ihm: „ja, das war eine schöne Zeit damals, oder?" Charles' Grinsen wurde breiter, nachdem er das gehört hatte. Er nickte wild und fing an zu erzählen. Auch ihm habe das Kart fahren am meisten Spaß gemacht. Mittlerweile wirke es auch für ihn mehr wie ein Job und nicht mehr wie ein Hobby, mit dem er Geld verdient. Mias Augen wurden groß. Genauso empfand sie das auch. „Wir sollten beide wieder mehr Spaß am Fahren haben. Findest du nicht auch?", fragte Charles und sah Mia auffordernd an. Er war motiviert und begeistert. Seine Augen leuchteten wie bei einem kleinen Jungen, der gerade Geschenke auspacken darf. „Ja, finde ich auch. Dann lande ich vielleicht mal nicht in der Bande, sondern nur im Kiesbett." Beide fingen an zu lachen und nach zwei Minuten hielten sie sich lachend den Bauch. Mia wusste nicht, wann sie das letzte mal so gelacht hatte. Es tat ihr so unfassbar gut, genauso wie das ganze Gespräch mit Charles.

Mittlerweile waren sie bei Mias Zimmer angekommen und es wurde unangenehm, weil beide nicht wussten, was sie jetzt machen sollten. Mia strich sich peinlich berührt über den Arm. Charles fuhr sich wie immer durch die Haare und sah abwechselnd zu Mia und dem Teppich hin und her. Irgendwann blieb der Blick doch bei Mia hängen. „Warum bist du nicht immer so?" In Charles Stimme lag Trauer, die Mia nicht so genau deuten konnte. Vielleicht hatte sie sich diese Trauer auch nur eingebildet. Sie sah ihn schief an und wartete, dass er das weiter spezifizierte. „So entspannt und ausgelassen. Auf der Rennbahn redest du kaum mit jemanden und wenn du es tust, bist du gereizt oder einfach nur gemein. Wir verstehen das nicht, weil du anscheinend auch anders sein kannst." Mia sah auf den Boden. Darüber wollte sie wirklich nicht reden, weil sie fand, dass es Charles nichts anging und das sagte sie ihm auch. Sie fühlte sich bei dieser Frage sofort angegriffen ging in die Verteidigung, weil es sie zu sehr traf darüber zu reden. Als Charles merkte, dass Mia wieder so wurde wie vor dem Gespräch, seufzte er und beließ es dabei, aber er nahm sich vor es herauszufinden. „D-Danke, dass du mich zum Zimmer begleitet hast." Charles nickte nur und wollte aufm Absatz kehrt machen, aber so war er einfach nicht. Er war nicht der Typ, der eine Frau einfach so stehen ließ, also dreht er sich wieder um und zog Mia in eine Umarmung. Mia quietschte kurz und spürte dann Charles Körper dicht an sich. Dichter war gar nicht mehr möglich. Naja es war möglich, aber darüber reden wir jetzt mal nicht. Mia legte vorsichtig die Arme um Charles, aber bevor sie ihre Arme vollständig um ihn legen konnte, löste er sich wieder aus der Umarmung. ‚Oh Gott wie peinlich.'  Mia bemerkte wie ihr Gesicht rot wurde und wollte sich am liebsten den Bademantel über den Kopf ziehen. „Du wirst noch genauso rot wie früher immer." Charkes grinste und legte sie selbstverständlich eine Hand auf Mias brennendes Gesicht. Sie riss die Augen auf und entzog sich seiner Hand. Das hier fühlte sich absolut nicht richtig an und auf gar keinen Fall sollten sie weiter hier rumstehen und über alte Zeiten schwadronieren. Mia war so überfordert, dass sie nur noch ein ‚Tschüss' nuschelte und ihr Hotelzimmer aufschloss. Sie schloss die Tür hinter sich, ohne nochmal in Charles Gesicht zu schauen. Sie musste ihr Gesicht erst mal wieder abkühlen.

Um dies zu erreichen, begann Mia damit ihren Koffer zu packen. Sie musste in drei Stunden am Flughafen sein, weil sie als Nächstes nach England fliegen musste. Das nächste Rennen fand nämlich in Silverstone statt. Den Rest des Tages resignierte Mia und dachte über nichts nach. So gut es eben ging.

Formula 1- my dream? || Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now