Kapitel 38

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Mia stand aufm Balkon ihrer Wohnung und trank genüsslich ihren Kakao. Sie hatte von ihrer Wohnung aus einen schönen Blick auf die Elbe, wodurch sie wieder herunterfahren konnte. Sie hatte gerade einen Termin mit ihrer Therapeutin gehabt. Diese Sitzungen waren immer nervenaufreibend, aber sie lohnten sich und es war auch ein deutlicher Prozess zu erkennen. Am Anfang war Mia immer zusammengebrochen, wenn sie über ihre Eltern, den sozialen Medien oder Charles sprach, aber nun konnte sie eine Stunde lang ihre Gedanken und Gefühle äußern ohne komplett die Fassung zu verlieren. Mia ließ ihre Gedanken schweifen und kam unausweichlich dadurch zur Formel 1 und zu Charles. Sie wollte zu gerne wissen, wie es um die Weltmeisterschaft stand und wie es ihm ging. Es zerriss sie innerlich, aber sie wusste, dass sie keinen Kontakt aufnehmen durfte. Es würde ihren Fortschritt um Wochen zurückwerfen und Charles unnötig an sie erinnern. Also wählte sie ihre einzige verlässliche Quelle.

„Hallo Beste Freundin", schrie Mia ins Telefon, sobald Louisa am anderen Ende abgehoben hatte. „oh mein Gott schrei doch nicht so. Bei dir ist es doch erst halb zehn morgens. Seit wann bist du so früh wach?" Mia überlegte. Sie hatte am Anfang ihrer Auszeit immer bis 13 Uhr mindestens geschlafen, aber jetzt wo sie einen geregelteren Ablauf hatte, war sie fitter. „Es tut mir gut, so früh aufzustehen. Wie spät ist es bei dir?" Man hörte eine kurze Stille. Wahrscheinlich hielt Louisa ihr Handy vom Ohr weg, um die Uhrzeit lesen zu können. „Hier ist es gerade halb 4 nachmittags." Nun war auf Mias Seite kurz Ruhe. „Dann seid ihr gerade in Singapur. Das ist ein schönes rennwochenende...", nuschelte sie in den Hörer. Louisa sagte ihr, wie beeindruckend es sei, dass sie anhand der Zeitverschiebung sagen konnte, wo sie gerade waren. Für Mia war es keine so große Leistung, weil sie seit sie denken konnte Formel 1 geguckt hatte und somit auch die Verschiebungen kannte. Die zwei redeten noch zwei Minuten über belangloses bevor Mia mit der Frage rausplatzte, die ihr so auf der Zunge brannte.

Wie läuft es bei Charles?"

Die wiederkehrende Ruhe am anderen Ende beunruhigte Mia gewaltig. Als sie vor ein paar Monaten noch gefragt hatte, war alles so weit gut gewesen. Irgendwas hatte sich verändert. „Ähm, er ist zweiter im Rennen um den Titel." Das war nicht die Information die Mia hören wollte und Louisa wusste das auch. Obwohl Mia sich freute, dass Charles so erfolgreich war, wollte sie wissen wie es ihm privat ging. „Louisa, sag's mir." Am anderen Ende hörte sie eine weiter Stimme, die immer wieder ihren Senf dazu geben wollte. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war es Lando, der Mia beleidigen wollte. Er hatte es nicht sehr gut aufgefasst als Mia sich plötzlich vom Sport getrennt hatte und war sehr nachtragend was das anging.

„Mia hör zu", meldete sich endlich ihre beste Freundin wieder zu Wort. „Charles hat sich sehr verändert seit du weg bist. Du würdest ihn nicht wieder erkennen. Er ist ehrgeiziger geworden und man sieht ihn nicht mehr lächeln. Er verbringt das Wochenende immer im Hotelzimmer und niemand kriegt ihn dort raus. Als du gegangen bist, hast du ihn mitgenommen, Mia." Sie seufzte. Sie wusste, was sie mlt ihm anstellen würde also so teilweise. Sie wusste nicht, dass er seine komplett Persönlichkeit ändern würde, sie dachte er wäre ein paar Wochen traurig.

„Du weißt, dass ich trotzdem noch nicht zurückkommen kann?" Von Louisa hörte sie ein leises ‚Mmhh'. Die Auszeit hätte Mia nichts gebracht, wenn sie jetzt wieder zurückkehren würde. Sie war endlich mal frei von negativen Gedanken und Gefühlen und vor allem von zu vielen Gefühlen. Seit Monaten hatte sie keine Panikattacke mehr gehabt und das wollte sie so beibehalten.

„Ach und noch was. Charles hat momentan sehr viele Liebschaften. Wird so auf jeden Fall gemunkelt. Ich dachte das solltest du wissen." Mia war zwar die, die gegangen war, aber trotzdem tat es ihr im Herzen weh. Er war nie einer gewesen, der mlt einer Frau für eine Nacht zusammen war und sich dann eine neue nahm. Sie bedankte sich bei Louisa und machte dann ihr Handy wieder aus. Sie hatte alle sozialen Netzwerke gelöscht, außer WhatsApp, um sich von den negativen Schlagzeilen zu distanzieren. Irgendwann musste sie sich damit wieder auseinandersetzen, aber das würde sie während einer Sitzung mit ihrer Therapeutin machen.

Mias schlechtes Gewissen ebbte im Laufe des Tages nicht ab. Natürlich musste nicht die Schuld an Charles Veränderung haben, aber es wäre eine komische Koinzidenz, wenn es gleichzeitig passiert wäre, als sie gegangen war. Mia dachte den restlichen Tag darüber mach, ob sie ihm irgendwie zeigen konnte, dass sie da war. Und dann fiel ihr eine kleine Geste ein, die sie mit sich vereinbaren konnte. Sie nahm den roten Ferrari Pulli, den Charles ihr mal geschenkt hatte, aus dem hinteren Teil ihres Kleiderschranks, zog ihn sich über und machte ein Selfie. Obwohl sie die Apps zwar gelöscht hatte, waren die Konten noch vorhanden, somit brauche sie nur die Apps neu Downloaden und sich anzumelden. Sie lud das Foto auf ihrer Instaseite hoch, ignorierte alle Nachrichten und schrieb unter das Bild ‚Weiter so, ich denke bei jedem Rennen an dich🫶🏼'
Es waren neun Worte für die Mia eine Stunde lang überlegt hatte. Sie wollte nicht zu viel schreiben, aber auch nicht zu oberflächlich. Diese Caption traf es eigentlich auf den Punkt. Sie hatte noch den gesamten Kalender im Kopf und wusste auch wann er immer fuhr. Von Freitag bis Sonntag war Charles immer sehr präsent in ihrem Kopf, weil sie ihn innerlich anfeuerte.

Nachdem es hochgeladen war, deinstallierte sie wieder alles und legte das Handy genüsslich bei Seite. Das war genug Aufregung für heute. Mia zog sich ihrem Schlafanzug an und putzte sich die Zähne, als ihr Handy vibrierte. Neugierig nahm sie es in die Hand, während ihr die Zahnbürste aus dem Mund hing. ‚Tja, Chance verpasst. Er gehört mir🤫' Mia verstand nicht ganz, was die Person damit meinte, aber als danach ein Bild folgte, konnte sie erahnen, was da drauf zu sehen war. Mit zitternden Händen öffnete sie das Bild und sah als erstes charles, der eine Frau küsste. Auf den zweiten Blick erkannte Mia auch wer diese Frau war: Charlotte. Also war das doch nicht nur eine Liebelei gewesen, sondern etwas ernstes, wenn das die erste war, zu der er zurückrannte. Mia legte das Handy wieder auf den Couchtisch, spülte ihren Mund aus, machte überall das Licht aus und ging mit einem schweren Herzen ins Bett. Wenn es ihm dadurch besser ging, soll er machen, was er will. Mit diesem letzten Gedanken schlief Mia schließlich ein.

Formula 1- my dream? || Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now