Kapitel 16

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Mia wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. So etwas liebes hatte noch kein Mann zu ihr gesagt, nicht mal ihr Vater. Nun wurde Mia wieder traurig und ehe sie sich versah liefen ihr Tränen übers Gesicht. Leise schluchzte sie vor sich hin. Charles hatte Mias Weinen erst nicht wahrgenommen, weil er sich wieder dem Packen gewidmet hatte, aber das Schluchzen konnte man nicht überhören. Sein Kopf schoss in Mias Richtung und er sprang auf, um sie zu trösten. Seine Arme legten sich schützend um ihre Schultern und so saßen sie bestimmt zehn Minuten da. Mia beruhigte sich langsam wieder, sodass Charles fragte, warum sie angefangen hatte zu weinen. Mia war das generell unangenehm, wenn sie so offen ihre Gefühle zeigte, aber bei Charles war das irgendwie kein Problem. Sie lies sich noch etwas Zeit, bevor sie ihm erklärte, warum deren Freundschaft damals kaputt gegangen war. „Sowas liebes, wie du gerade gesagt hast, hat noch niemand zu mir gesagt, vor allem mein Vater nicht. Weißt du? Warum wir irgendwann keine Freunde mehr waren?" Charles guckte sie traurig an. „Ich dachte immer, weil ich irgendwas falsch gemacht hatte, aber ich konnte mir  jahrelang nicht erklären, was es sein sollte." „Du konntest es dir nicht erklären, weil es auch nicht wegen dir war. Ich bin eines Nachmittages nach Hause gekommen und mein Vater hat mich angeschrien, dass ich mit dem Racing aufhören soll, weil es zu teuer und zu gefährlich war. Er hatte alles schlecht geredet so auch mich als seine Tochter. Weißt du wie sich das anfühlt, wenn der eigene Vater abfällig über einen redet. Es hatte mir mein Herz gebrochen. Als Nächstes strich er das Geld für Racing, was für mich hieß, dass ich es selber verdienen musste. Das war der Tag, an dem ich mir keine Ablenkung mehr leisten konnte und der Tag, an dem unsere Freundschaft quasi beendet war. Als ich 18 wurde und von Aston Martin als Juniordriver entdeckt wurde, zog ich aus und habe bis heute keinen Kontakt mehr mit meinen Eltern gehabt. E-es tut m-mir so leid." Mia war nun wieder ins Schluchzen gefallen und ebenso wieder in Charles Arme. Dieser war schockiert von dem, was Mia erzählt hatte. „Dir braucht gar nichts leid tun. Ich hab dich immer noch lieb, meine kleine." Mia lächelte Charles dankend an. „Du sagst irgendwie immer das Richtige. Wie machst du das?", fragte sie und strich sich wie ein kleines Kind die Tränen mit dem Ärmel aus den Augen. „Bei dir geht das einfach so. Ich muss bei dir einfach nicht überlegen, was ich sage. Keine Ahnung, warum das ist, aber es gefällt mir." Mia nickte. Die nächste halbe Stunde redeten sie noch über Mias Mutter, die damals nichts getan hatte, um ihre eigene Tochter zu unterstützen, und über die harten Jahre, in denen sie Schule, Racing und leben unter einen Hut bringen musste, aber sie hatte es geschafft. Aber jetzt fiel Mia noch mehr auf, was sie dafür geopfert hatte. Glückliche Jahre als Teenager waren flöten gegangen und ebenso auch spaßige Nachmittage mit Charles und Pierre. War es das wert gewesen?

„Musst du wirklich schon los?", jammerte Mia, als Charles sich mit vollem Koffer von ihr verabschieden wollte. Diesem schien es ebenso zu missfallen. „Wir sehen uns doch nächste Woche irgendwann und schreiben können wir auch." Er kam auf Mia zu und gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz, der ziemlich lange dauerte. Beide Rennfahrer gingen auf den Hotelflur und verabschiedeten sich endgültig im Fahrstuhl. Mia musste ja ein Stockwerk weiter runter, um wieder in ihr Zimmer zu kommen und Charles musste logischerweise in die Lobby, um auszuchecken. „Pass auf dich auf", flüsterte Charles noch leise, bevor sie sich aus der Umarmung lösten. Mia war sich nicht sicher, ob das allgemein gemeint war oder im Bezug auf Max, aber beides war in Ordnung. Er machte sich sorgen und das war ein schönes Gefühl, wenn man wusste, dass jemand da war, der einen mochte. Mia schlenderte in ihr Zimmer und schmiss sich aufs Bett. Ihr war jetzt bereits langweilig also beschloss sie erst mal duschen zu gehen. Als sie sich im Badezimmer im Spiegel betrachtete, fiel ihr auf, dass das ja gar nicht ihr Hoodie war. Schnell nahm sie ihr Handy und schrieb eine Nachricht an Charles: ‚Ich habe deinen Hoodie noch an. Du kriegst den in Österreich wieder.' Keine Minute später klingelte Mias Handy in ihrer Hand. ‚Behalte ihn. Ich habe so viele davon und keiner steht mir so gut wie dir, also MUSST du in behalten. Sorry ;)' Mia lächelte, als sie die Nachricht las. Na gut dann musste sie ihn wohl weiterhin tragen. Dementsprechend hoppste sie unter die Dusche und zog sich danach wieder genauso an wie vorher. Nun hieß es auf Max warten, der erst in zwei Stunden auftauchen sollte. Bis dahin grübelte Mia aktiv dafür nach, ob sie etwas von Max wollte oder nicht und ob sie überhaupt etwas mit ihm unternehmen wollte oder nicht. Beides waren schwierige Fragen, auf die sie einfach keine Antworten finden konnte. Sie nahm sich vor die Fragen im Laufe des Abends zu versuchen zu beantworten, wenn sie nun mal mit Max zusammen war. Je nachdem wie sie sich dabei fühlte und wie es ihr bei ihm ging, würde sie sich dann die Antworten bilden. Das war ein guter Plan, aber um diesen durchzuführen, musste man fit sein. Also stellte Mia sich einen Wecker und beschloss nochmal eine Runde zu schlafen.

Formula 1- my dream? || Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now