Der verschwundene Ire und Abschied von London

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Als wir in die Nähe der Universität kamen, wo sich der Ire um den vermeintlichen Chemiker kümmern sollte, aktivierte ich meinen Sinn. Ich musste mich aber sehr anstrengen, alle Eindrücke zu sortieren und auseinander zuhalten. Doch nach ein paar Minuten fand ich diese golden schimmernde Spur, welche uns weiter auf das Gelände führte.
Kurz darauf sah ich ein an einem Baum angebundenes Pferd, doch ich brauchte nichts weiter sagen, Faith war schneller aus dem Sattel als ich es ausgesprochen hatte. Alex und ich taten es ihr gleich und banden unsere Reittiere ebenso fest.
Ab hier gingen wir zu Fuß weiter und die Spur wurde immer deutlicher, so als wäre sie in den Boden geprägt worden. Neben mir hörte ich wie meine Frau verwundert darüber war, dass sie es auch sehen konnte.

Ich führte die Frauen nun weiter und nach kurzer Zeit sahen wir das besagte Gebäude in Flammen stehen. Für einen kurzen Moment bekam ich es mit der Angst und sah meinen besten Mann dort in den Flammen sterben.
Ich schüttelte diese Schreckensbilder ab und deutete auf eine weiterführende Fährte. Diese mündete an einem Brunnen, wo ich einen Mann ausmachte, der dort bewusstlos lag.
Die Panik meiner kleinen Schwester konnte ich nachvollziehen und hoffte gleichzeitig, dass es Shay gut ginge! Auch Alex zitterte vor Angst um den Iren.
In der Nähe von ihm aber drang uns ein unangenehmer Geruch entgegen, welcher einen etwas benebelte und ich nahm etwas Abstand.
Plötzlich begann Shay zu würgen und erbrach sich direkt auf seine Frau. Alex drehte sich etwas weg und erklärte, dass Faith ihm Riechsalz unter die Nase gehalten hatte. Das könne Tote aufwecken. Zumindest wurde einem übel, sodass man alleine deswegen wach wurde!
Ich half dabei ihn auf die Beine zu bringen und erschöpft lehnte er jetzt an seiner Frau. Faith bat uns, die Pferde zu holen, damit wir ihren Gatten nach Hause schaffen konnten.

Auf dem Weg dorthin erzählte ich von meinem Eindruck, dass der Geruch eine leicht betäubende Wirkung gehabt hatte.
Auch Alex hatte es bemerkt und erwähnte noch einmal dieses Chloroform, welches meine kleine Schwester bei Maggie eingesetzt hatte. In zu großen Dosen ist es tödlich oder es konnte sogar abhängig machen. Bei dem Gedanken schüttelte es mich erneut.
„Das ist alles noch unausgereift und nicht genügend erforscht. Es kann so vieles schief gehen. Ich möchte es mir gar nicht ausmalen, mi amor." sprach sie leise, während wir die Pferde losbanden und wieder zurück ritten.
Zu meinem Erstaunen waren die Eheleute Cormac bei unserem Eintreffen beide Patschnass, was aber den Vorteil hatte, dass der Ire nicht mehr so einen penetranten widerlichen Geruch verströmte.
Wir hievten den Patienten auf sein Pferd und hielten ihn zwischen uns, damit er nicht herunterfallen konnte.

Auf dem Weg zum Williams Anwesen sprachen wir kaum. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Mir ging durch den Kopf, dass wir jetzt alles erledigt hatten in London und somit der Weiterreise nach Frankreich nichts mehr im Weg stand! Wir würden aber noch ein oder zwei Tage mit der Verabschiedung warten, bis Shay sich etwas erholt hatte.
Gemeinsam mit einem Diener brachte ich ihn nach oben und wünschte ihm schnelle Genesung.
„Sicher Sir und ich danke euch, dass ihr Faith geholfen habt, mich zu finden..." nuschelte er und schloss die Augen wieder.
Unten verabschiedeten wir uns von meiner kleinen Schwester, welche sich auch noch einmal für die Hilfe bedankte.

Während dieses Ritts zu unserem Anwesen, wäre mir plötzlich meine Frau fast vom Pferd gekippt, weil sie eine Stimme gehört hatte, welche ihr etwas zuflüsterte! Deine Frau weiß schon, was gemeint ist! hörte ich es leise in meinem Kopf.
Nach ein paar Minuten und gutem Zureden, erzählte sie mir von ihrem Verdacht, welcher für mich völlig überraschend kam, weil ich eigentlich mal wieder mit neuen Götter Offenbarungen gerechnet hatte.
Es ging um einen Sigtryggr (Link in der Beschreibung!). Einen irischen alten Wikinger-Herrscher, soweit ich jetzt der Geschichte von Alex folgen konnte. Dann hörte auch ich einige Wortfetzen, die mich erschauern ließen!
... warum wohl findest du die irische Geschichte reizvoll, warum hast du dich mit dieser Göttergeschichte ebenfalls beschäftigt? Nichts passiert ohne Grund! ...
Ihre Gedanken, ob es vielleicht auch mit Shay zusammen hängen könnte, teilte ich nur bedingt, weil seine Eltern zwar Iren waren, er aber nie dort gewesen ist. Vor allem, warum sollte er in Bezug auf die Blutlinie meiner Frau eine Rolle spielen? Umgekehrt lagen natürlich einige Jahrhunderte zwischen diesen Ereignissen und es wäre keine reine Blutlinie der beiden... Entschuldigt, manchmal überschlagen sich meine Gedanken!

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3Where stories live. Discover now