Der letzte Abend

1.1K 47 5
                                    

Die Tage vergingen und der Abschied rückte immer näher. Ich verbrachte jede frei Minute meines Tages mit Markus, den Kerlen oder meiner Tante. Ich wollte jede Sekunde ausnutzen und so viele Erinnerungen wie möglich sammeln. Heute war Donnerstag, morgen würde ich abreisen. Lina war bereits nach drei Tagen wieder gefahren, aber selbst in diesen drei Tagen hatte ich sie kaum gesehen. Sie hatte ihre Zeit hier ausschließlich mit Maxi verbracht und das war natürlich auch völlig in Ordnung. Ihr ging es ähnlich wie mir, nur das sie und Maxi in keiner Beziehung waren. Ehrlich gesagt wusste keiner von uns, was da jetzt genau zwischen den Beiden lief, ich war mir nicht mal sicher, ob sie das selbst überhaupt wussten. Das Wichtigste war, dass sie glücklich waren.

Ich war gerade dabei meine letzten Klamotten in meinen Koffer zu packen, als Markus ins Schlafzimmer trat. Er legte seine Arme um meine Hüfte und zog meinen Rücken an seine Brust. „Das ist so surreal." Hauchte er und drückte mir einen Kuss hinter mein Ohr. Stumm nickte ich, denn der Klos in meinem Hals hinderte mich daran etwas zu sagen. Eigentlich wusste ich auch überhaupt nicht, was ich sagen sollte, doch ich wollte nicht nur schweigend dastehen. „Ich liebe dich." Flüsterte ich und drehte mich in seinen Armen. Meine Augen hatten sich bereits mit Tränen gefüllt, die ich nur noch mit viel Mühe zurückhalten konnte. Ich legte meine Hände um sein Gesicht und fuhr sanft mit meinem Daumen seine Gesichtskonturen nach. Die ersten Tränen hatten sich aus meinem Augenwinkel gelöst und ich atmete tief durch. Lächelnd stellte ich mich auf meine Zehnspitzen und lehnte meine Stirn an seine. „Scheiße, Markus. Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut." Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen und genoss seine Anwesenheit, dann fühlte ich plötzlich seinen Daumen. Markus lächelte traurig und wischte mir vorsichtig meine Tränen von den Wangen. „Es bricht mir das Herz dich nicht ständig um mich haben zu können Mia. Aber so ist es nun mal, daran können wir im Augenblick nichts ändern." Ich senkte betroffen meinen Blick, doch Markus hob schnell mein Kinn und zwang mich somit in seine Augen zu schauen. „Aber unser Wiedersehen wird dafür um so schöner. Ich hab dir doch schon gesagt, mich wird man nicht so schnell wieder los. Besonders du wirst mich für immer an der Backe kleben haben." Ich lachte leise. „Mia, ich liebe dich mehr als du dir vorstellen kannst und deshalb hab ich auch keine Angst vor der Distanz zwischen uns. Ich weiß, dass wir immer einen Weg finden werden, ich glaube fest daran, auch wenn es nicht einfach sein wird." Seine braunen Augen glänzend förmlich und auf seinen Lippen lag ein mildes Lächeln, ich konnte nicht anders und verband unsere Lippen zu einem Kuss. „Du redest ja eigentlich nicht viel, aber wenn du dann doch mal was sagst, dann das Richtige." Meinte ich, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. „War das etwa gerade ein Kompliment?" Fragte er grinsend, „Vielleicht ein Kleines." „Dann ist heute ja wohl mein Glückstag." Er umfasste meine Hüften, hob mich hoch und drehte uns einmal im Kreis. Nachdem er mich wieder herunter gelassen hatte, verließ er das Zimmer, um mich in Ruhe meine Sachen packen zu lassen. „Ach ja!" Rief er plötzlich aus der Küche, „Du solltest dich so langsam mal fertig machen." „Wieso?" „Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir deinen letzten Abend hier auf dem Sofa verbringen werden oder?" Eigentlich hatte ich genau damit gerechnet, ein letzter gemeinsamer Abend nur mit Markus. „Wofür genau muss ich mich denn fertig machen?" Fragte ich. „Wenn ich dir das sagen würde, wäre es doch keine Überraschung mehr oder?" Markus war wieder zurück gekommen und lehnte jetzt lässig im Türrahmen. „Woher soll ich denn dann wissen, was ich anziehen soll?" Ratlos hob ich meine Augenbrauen. Kopfschüttelnd trat Markus zu mir, warf einen Blick in meinen Koffer und zog kurzerhand ein hellblaues Sommerkleid heraus. „Das ist doch perfekt." Grinsend hielt er mir den leichten Stoff entgegen. Ich lachte, schnappte mir das Kleid und verschwand im Bad.

Eine halbe Stunde später betrat ich, frisch geduscht und in dem Kleid, welches Markus für mich ausgesucht hatte, das Wohnzimmer. Markus saß am Tisch und war mit seinem Handy beschäftig, zumindest so lange, bis er mich bemerkte. Denn als sich sein Blick auf mich richtete, legte er augenblicklich sein Telefon zur Seite und stand grinsend auf. Er kam mit großen Schritten auf mich zu und zog mich direkt in einen leidenschaftlichen Kuss. „Du siehst wunderschön aus." „Danke, du sieht aber auch gut aus." Grinsend fuhr ich mit meinen Händen über seine Brust und richtete seinen dunklen Hemdkragen. „Du kannst es auch nicht lassen oder?" Fragte er grinsend und ich schüttelte lachend meinen Kopf. „Lass uns los gehen." Meinte er und verflocht unsere Finger miteinander. „Wohin denn?" Wollte ich erneut wissen. „Warte es doch einfach ab." „Aber..." setzte ich an, doch Markus unterbrach mich lachend, „Du bist viel zu neugierig." „Das stimmt doch überhaupt nicht." Beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Und wie das stimmt und das weißt du ganz genau." Er drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze und lief einige Meter voraus. „Kommst du jetzt endlich?" Ich konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrückend und folgte ihm ergeben. Hinter mir fiel das Tor ins Schloss und wir machten unsrem, gemeinsam auf den Weg.

Da ich ja einen absolut grauenvollen Orientierungssinn hatte, erkannte ich unser Ziel erst, als wir schon fast vor der Tür standen. Wir waren zum Haus von Markus Familie gelaufen. „Ihr hab ein ziemlich protziges Haus, wenn ich das mal so sagen darf." Meinte ich, denn ich war jedes Mal aufs neue beeindruckt, wenn ich durch das große Tor auf den Hof trat. „Danke." Meinte Markus nur und grinste frech. „Arroganter Idiot." Mein Kommentar brauchte ihn endgültig zum Lachen. „Los, komm!" Forderte er mich lachend auf und gemeinsam liefen wir außen um das Haus herum in den großen Garten. „ÜBERRASCHUNG!" Mein Mund klappte auf und meine Augen musste ungefähr doppelt so groß sein wie sonst. Der Garten vor mir war wunderschön beleuchtet, es wurden Tische und Bänke aufgestellt und der Grill qualmte bereits. Aber das Wichtigste und Schönste waren die Menschen, welche nun vor mir standen. Schockiert hielt ich meine Hände vor den Mund. „Du hattest doch nicht gedacht, dass wir dich ohne einen vernünftigen Abschied gehen lassen würden." Fragte Maxi, der gemeinsam mit allen Kerlen, deren Eltern und meiner Tante vor mir standen. „Ich...Ähhh...Also..." begann ich, doch ich war nicht dazu fähig etwas Vernünftiges hervorzubringen. Markus lachte und schob mich in die Menge. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich mich wieder gefangen hatte, doch dann bedankte ich mich bei jedem einzelnen von ihnen. „Bedank dich nicht bei uns." Meinte Raban, als ich endlich bei den Kerlen angekommen war. „Stimmt, das war alles Markus und Vanessas Idee." Ergänzte Joschka, „Wirklich?" Fragte ich und drehte mich in deren Richtung, doch sie zuckten nur lächelnd mit den Schultern. „Danke." Hauchte ich und fiel den Beiden um den Hals. „Danke für alles."

„Essen ist fertig!" Rief Lukas nach kurzer Zeit und nach und nach setzten sich alle an die langen Tische und begannen zu essen. Es gab gegrilltes Fleisch und Gemüse, unterschiedliche Salate und frisch gebackene Brote mit Dips. Alles schmeckte unfassbar gut und somit as ich mal wieder deutlich mehr, als eigentlich gut für mich war, aber das war mir völlig egal. Die Stimmung war fröhlich und gelöst, die Unterhaltungen locker und ungezwungen. Gemeinsam erzählen wir nochmal von und unserem Abendteuer an der Ostsee und die Eltern lauschten gespannt. Es schien als würden die wilden Kerle ihren Eltern nicht ganz so häufig so ausführliche Berichte erstatten und deshalb hörten sie auch so genau zu. Es wurde viel geredet und gelacht, besonders als wir von Nervs eleganten Zusammentreffen it der Schlammgrube berichteten. Der Arme wurde dabei sogar etwas rot. Insgesamt war der Abend perfekt und ich konnte Nessi und Markus nicht dankbarer sein. Nach einiger Zeit verabschiedeten sich die Eltern und ließen uns alleine zurück, auch wenn Tante Melle eher von Alex zum gehen gezwungen wurde. Oma Schrecklich, Alex und Lukas hatten mich zum Abschied alle noch in eine Umarmung gezogen und waren dann gegangen.

„So!" Rief Juli irgendwann, „Wer hat Durst?" Fragte er und hielt eine Flasche Schnaps in die Höhe. „Die eigentliche Frage ist, wer hat keinen Durst." Korrigierte Marlon ihn und verteilte Pinnchen. Sogar Nerv und Klette bekamen eins in die Hand gedrückt, allerdings nur zum Anstoßen, sie füllten ihre einfach mit Cola. „Auf Mia!" Rief Leon und gemeinsam stießen wir an. Es wurde noch ein langer, lustiger und wunderschöner Abend, den keiner so schnell vergessen würde. Julis und Marlons Tanzeinlage hatte dem Ganzen nämlich noch die Krone aufgesetzt, aber auch dieser letzte Abend in Grünwald ging irgendwann zu Ende.

______

Hallöchen,

tja, hier ist es, das vorletzte Kapitel dieser Geschichte. Komisches Gefühl. :/ ABER das hier wird sicherlich nicht meine letzte Geschichte hier sein, denn ich bin bereits dabei eine weiter Geschichte zu schreiben und auch von Maxi und Lina werdet ihr bald noch etwas lesen können. Auch wenn ich deren Beziehung nicht so ausführlich beschreiben werde, wie die von Markus und Mia, denn immerhin gehört diese Geschichte nur ihnen.

Ich wünsche euch allen einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche.

Liebe Grüße

Lea

SummerloveWhere stories live. Discover now