Jeder von ihnen ist etwas Besonderes

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Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und draußen wurde es frischer. Wir saßen schon lange am Ufer und redeten über Gott und die Welt, es tat so gut einfach mal nichts zu tun. Der Himmel verfärbte sich langsam rosa und aus Rabans Musikbox ertönte leise Musik. Genießerisch schloss ich für einen Moment meine Augen und atmete bewusst tief durch. Mir war klar, dass ich dies nicht jeden Tag haben konnte, also musste ich es jetzt genießen. Ich öffnete meine Augen wieder und schaute einmal in die Runde. Nessi lehnte mit dem Rücken an Leons Brust und redete munter vor sich hin. Als ich sie und Leon an meinem ersten Abend hier kennengelernt hatte, hatte ich sofort geahnt, dass sie sich oft in die Haare bekamen und ich damit sollte ich recht behalten. Während meines Aufenthalts hier kam es häufig zu Auseinandersetzungen zwischen den Beiden, mal größer und mal weniger groß. Das Beeindruckende dabei war allerdings, dass sie sich immer wieder zusammenrafften. Sie überwunden jede Hürde und hielten immer zusammen. Die Beiden kannten sich in und auswendig, wussten was der Andere zu welchem Zeitraum brauchte und wie sie mit bestimmten Verhaltensweisen um gehen mussten. Das Wichtigste und Schönste war, dass jeder spüren konnte, wie sehr sie sich lieben. Nessi war einfach ein tolles Mädchen mit sehr viel Selbstbewusstsein, sie ließ nie von anderen runtermachen, denn Nessi kannte ihren eigenen Wert. Vielleicht fiel es Leon auch deshalb so schwer ihr immer gerecht zu werden. Er hatte mich am Meisten von allen überrascht. Ich hatte ihn zunächst als stur und selbstverliebt eingeschätzt, doch das traf nicht zu. Na gut, stur war eigentlich schon, aber es war zum Aushalten. Ich hatte erkannt, dass er sich für jeden seiner Freunde bereitwillig opfern würde und das beeindruckte mich.

Raban und Joschka waren ein Chaostrupp für sich, das sollte man ihnen allerdings niemals direkt sagen. Sie waren der festen Überzeugung, das es sich bei ihrem ständigen Chaos nur um ein geordnetes Durcheinander handelte. Das Chaos betraf nicht nur Materielles, sie waren beide so verteilt, das es mich nicht wundern würde, wenn sie eines Tages ohne Klamotten auftauchen würden, weil sie vergessen hätten sich anzuziehen. Man musste allerdings dazu sagen, dass das ständige Chaos in ihrer kleinen Welt durchaus positive Konsequenzen hatte. Welcher normale und organisierte Mensch könnte solche Dinge wie sie erfinden? Richtig niemand. Auf solche Ideen kam man nur mit einer Menge Fantasie und die hatten die Beiden definitiv. Raban und Joschka verbreiteten mit ihren Erfindungen und Sprüchen stehts gute Laune und hatten den Kerlen in so einigen Situationen schon den Arsch gerettet.

Juli und Marlon hingegen waren die guten Seelen des Teams, auf sie konnte man sich immer verlassen. Das bedeutete aber nicht, dass sie nicht gerne Mal übertrieben. Sie feierten gerne und viel, dabei floss meist auch ordentlich Alkohol. Außerdem würden sie jede Regel der Welt brechen, um ihren Freunden zu helfen. Sie konnten jeden mit ihrer tollpatschigen Art zum lachen bringen und wenige Sekunden später über ernste Gesprächsthemen diskutieren. Sogar betrunken. Beide liebten ihre kleineren Geschwister abgöttig und vielleicht war das Jha auch die Gemeinsamkeit, welche sie miteinander verband. Nicht selten agierten sie auch als Babysitter für Klette und Nerv.

Die beiden Schicksale der Gruppe waren, eben so wie Raban und Joschka, das pure Chaos. Allerdings nicht weil sie so verteilt waren, sondern will sie sich gerne gegenseitig provozierten. Sie waren wie Pech und Schwefel, sie gehörten einfach zusammen. Ich glaub ohne einander könnten sie überhaupt nicht existieren. Sie hielten uns alle mit ihren kleinen Wetten und Herausforderungen auf trapp und hatten schon für viele kleine Abenteuer gesorgt. Ihr noch leicht kindliches Verhalten hielt die restlichen wilden Kerle davon ab, sich in der großen weiten Welt selbst zu verlieren. Sie holten sie stehts wieder zurück zu ihren Wurzeln und erinnert sie an ihre eigene Kindheit, welche noch nicht lange zurücklag. Als Teenager vergaß beziehungsweise übersah man häufig die kleinen Dinge, welche das Leben wirklich aufregend und lebenswert machten. Klette und Nerv sorgten dafür, dass keiner von uns das jemals vergessen würde.

Maxi würde ich als das „gute Gewissen" der Gruppe bezeichnen. Immer wenn irgendjemand einen guten Rat brauchte, musste er nur zu Maxi gehen. Er redete zwar nicht besonders viel und war eigentlich recht zurückhaltend, aber er war immer hilfsbereit und hörte zu. Maxi bekam Dinge mit, die kaum sonst jemand wahrnahm, ich glaube seine Fähigkeit lag darin die Mimik anderer genauer zu analysieren. Er erkannte Gefühle, bevor man sich diesen selbst bewusst war. Maxi war einfach ein von Herzensguter Mensch, aber ihm fehlte etwas. Dem war er sich jetzt bewusst geworden und wenn dieses Etwas Lina war, dann würde sich sein Leben bald um 180° wenden. Denn Lina war nicht so wie er, sie war sogar das komplette Gegenteil von ihm, aber vielleicht brauchte er genau das. Er brauchte jemand, der ihn. Aus der Reserve lockte, jemand der ihm neue Seiten des Lebens zeigte und das konnte Lina ganz hervorragend.

Was Markus anging, hatte ich nicht mehr viel zu sagen, ich liebte seine gesamte Art. Er hielt sich grundsätzlich eher im Hintergrund auf, allerdings war er jederzeit bereit einzugreifen. Markus wusste wann die Anderen ihn brauchten und war jeder Zeit zur Stelle. Seine technischen Fähigkeiten und seine Begeisterung für Motorräder war für die Mannschaft selbstverständlich noch ein Bonuspunkt. Es war schwierig einen Zeitpunkt abzupassen, in dem seine Klamotten nicht durch Staub oder Öl beschmutzt waren, oder halt vom Fußballspiel mit Grasflecken.

„Wir sollten uns langsam auf den Weg machen." Meinte Markus plötzlich und alle stimmten ihm augenblicklich zu. Gemeinsam packten wir unsere Klamotten zusammen und machten uns auf den Weg zu den Motorrädern beziehungsweise Fahrrädern. Alle außer mir und Markus waren tatsächlich schon mit Fahrrad gekommen, vielleicht hatten sie ja geahnt, dass Markus und ich extra für sie einkaufen waren. Langsam aber sich machte sich die Aufregung in mir breit, immerhin war die Wohnung ein Herzensprojekt von mir und der Gedanke, dass sie den Kerlen nicht gefallen würde machte mich nervös. Ich ließ mich hinter Markus nieder und er startete den Motor. „Wir fahren schon vor, ihr wisst ja wo ihr hinmüsst!" Rief Markus und fuhr los.

An der Werkstatt angekommen, löste ich meinen Klammergriff und rutschte vom Sattel. „Was ist wenn es ihnen nicht gefällt?" Fragte ich unsicher, „Ist doch egal." Meinte Markus schulterzuckend und öffnete das große Tor. „Das sagst du so einfach." Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Ach Mia, ich bin mir sicher es wird ihnen gefallen und selbst wenn nicht, das ist doch völlig egal. Immerhin müssen sie dort ja nicht wohnen. Wichtig ist nur, dass sie uns gefällt und das tut sie doch." Markus strich mir sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich." „Ich lieb dich auch." Antwortete ich und gab ihm einen kurzen Kuss. Ermutigt und beschwingt von seiner kleinen Rede machte ich mich auf den Weg in die kleine Wohnung. Schnell packte ich den Rucksack aus und warf die benutzten Handtücher in die Wäschebox. Danach stellte ich noch ein paar Knabbersachen und Getränke sowohl auf den Ess-, als auch auf den Sofatisch und machte mich dann wieder auf den Weg zu Markus, der gerade dabei war einige Dinge zur Seite zu räumen, damit die Fahrräder in die Werkstatt passten. Kurz nachdem wir gemeinsam für genügend Platz gesorgt hatten, hörten wir auch schon die immer lauter werdenden Stimmen der Anderen. Zuerst trafen Klette und Nerv bei uns ein, da sie sich augenscheinlich mal wieder ein Wettrennen geliefert hatten. „Ich hab gewonnen!" Rief Nerv, „Vergiss es! Ich war eindeutig schneller als du." Widersprach Klette „Maxi!" Riefen sie beide gleichzeitig und drehten sich in Richtung der Straße. „Woher soll ich denn wissen, wer zu erst angekommen ist? Ich war doch viel weiter hinter euch." Meinte der Angesprochene nur und stieg ab. „Ey Markus, ich fasse es noch immer nicht, dass du uns endlich mal den Zutritt gewährst." Rief Marlon lachend und schob sein Fahrrad in die Werkstatt. „Als wenn der Mist auf ihn gewachsen wäre." Meinte Juli und Raban ergänzte, „Stimmt, ich glaub das verdanken wir alleine Mia!" Lachend schüttelte ich meinen Kopf, „Ihr seid total bescheuert." Kommentierte ich die ganze Situation. „Es ist mir ganz egal wem wir das zu verdanken haben. Hauptsache wir sind jetzt hier und können alles mal unter die Lupe nehmen." Sagte Joschka und machte sich direkt auf den Weg zu Markus Werkbank. „Vergiss es!" Rief Markus, „Das bleibt alles genau da, wo es ist!" Erschrocken legte Joschka irgendetwas wieder zurück und hob unschuldig und gleichzeitig frech grinsend seine Hände. „Alles klar Chef!"

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Hallöchen nochmal,

hier bin ich tatsächlich nochmal mit einem neuen Kaptitel. Irgendwie hat mich heute die Motivation gepackt, hehe.

Habt einen schönen Abend.

Liebe Grüße

Lea

SummerloveDonde viven las historias. Descúbrelo ahora