Ein altbekanntes Gesicht

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Der nächste Morgen kam meiner Meinung nach viel zu schnell. Ich erwachte diesmal nicht in Markus Armen, dabei war ich mir sicher, dass wir gemeinsam eingeschlafen waren. Langsam setzte ich mich auf und schaute mich suchend um. Der Platz neben mir war noch warm und auch sein Pulli von gestern Abend lag noch immer zu meinen Füßen.
Meine Gedanken schweiften zurück zu gestern Nacht. Nach diesem unglaublichen Kuss standen wir noch eine ganze Weile im Wasser. Markus hatte sich hinter mich gestellt und ich lehnte mich mit meinem Rücken gegen seine Brust. Erst als ich leicht begann zu zittern, machten wir uns auf den Weg zurück zum Zelt. Viel miteinander geredet hatten wir nicht mehr, eine angenehme Stille war zwischen uns entstanden und Worte hätten diese Atmosphäre nur zerstört. Ohne zu überlegen hatte ich Markus einfach mit in mein Zelt gezogen, am Handgelenk versteht sich. Das war einfach unser Ding, wir schnappten nie die Hand des anderen, sondern immer nur das Handgelenk. Wenn man so darüber nachdachte wirkte das wahrscheinlich etwas seltsam, aber es fühlte sich irgendwie schön an. Für mich war es eine Geste des Vertrauens, ich würde mich immerhin nicht von jedem so bereitwillig mitziehen lassen.

Das Meeresrauschen und das Geschrei der Möven holte mich wieder zurück in die Gegenwart. Ich schnappte mir eine kurze Jeans und zog kurzerhand Markus Pulli über. Ob wir jetzt ein Paar waren wusste ich nicht, allerdings war mir das auch nicht besonders wichtig. Die Hauptsache war doch, dass wir uns gegenseitig unsere Gefühle gestanden haben. Ich öffnete den Reißverschluss und machte mich auf den Weg meine Zähne zu putzen. Lächelnd stellte ich fest, dass auch Markus gerade dabei war und gesellte mich zu ihm. „Hab ich dich geweckt?" fragte er mich und führte seine Zahnbürste zu seinem Mund. „Nein, ich schlafe sowieso normalerweise nicht so lang. Hab mich nur gewundert wohin du verschwunden bist." Antwortete ich ihm und tat es ihm gleich. „Tschuldigung" nuschelte er mit vollem Mund, „Konnte nicht mehr liegen, der Boden ist ganz schön hart." „Oh ja, hoffentlich behält mein Rücken davon keine bleibenden Schäden." Ich lächelte und er rempelte mich grinsend an meiner Schulter an. „Hey." Lachte ich und spuckte die Zahnpasta wieder aus. Markus hielt mir kopfschüttelnd eine Wasserflasche entgegen und ich nahm sie dankend an. „Meine Klamotten stehen dir übrigens ausgesprochen gut." Meinte er und kam mir lächelnd ein paar Schritte näher. „Ich würde fast sagen, sie stehen mir sogar besser als dir." Erwiderte ich keck und wollte an ihm vorbeihuschen. Allerdings reagierte er zu schnell packte mich und legte seine Lippen auf meine. Trotz der anfänglichen Überraschung genoss ich auch diesen Kuss in vollen Zügen und war beinahe traurig, als er sich von mir löste. „Du bist wirklich frech." Hauchte er, ich errötete leicht bei seinen Worten, fing mich jedoch recht schnell wieder. „Kann ja nicht jeder ein Engelchen sein oder?" Ich trat einen Schritt zurück und ließ ihn einfach stehen.

Nach einem kurzen Blick auf mein Handy stellte ich fest, dass es gerade mal halb 9 war und entschied mich dazu nochmal hinunter zum Wasser zugehen. Unten angekommen, startete ich die Musik und begann zu tanzen. Es war viel zu lange her seitdem ich mich das letzte Mal so bewegt hatte. Nach dem Auflockern dehnt ich mich auch so gleich und merkte, dass mein Rücken mir dafür aufrichtig danken würde. Der harte Boden war wirklich nicht gerade angenehm, auch wenn Markus ein wirklich gutes Kissen war, so musste mein Rücken dennoch leiden.

Fertig gedehnt zog ich mir Markus Pulli einfach über den Kopf und startete das Lied erneut. Dieses Mal ließ ich keine Schwierigkeiten aus und so kam es, dass ich nach vier Durchläufen fix und fertig war. Völlig außer Atem schaute ich mich kurz prüfend um, bevor ich mir auch meine Shorts von den Beinen zog und in die Wellen lief. Das kühle Wasser tat mir unfassbar gut und kühlte meinen überhitzten Körper wieder auf eine angenehme Temperatur runter. Einige Schwimmzüge später verließ ich das Wasser wieder und verschwand in eine gut versteckte Ecke. Dort zog ich mir meinen BH aus und Markus Pulli über. Da Markus einige Zentimeter größer war, reichte der Pulli gerade so über meinen Hintern und verdeckte somit alles, was nicht für Andere bestimmt war.

Mit meinen Schuhen, meinem BH und meiner Hose in der Hand machte ich mich auf den Weg zurück zu den Andern. Während meiner Abwesenheit schienen auch die meisten der Kerle aufgewacht zu sein, denn es herrschte bereits reges Treiben. Mein Auftreten sorgte allerdings für eine kurze Schockstarre, so leicht bekleidet hatten sie mich bisher selten gesehen und ich musste auch wirklich komisch ausgesehen haben. Nasse Haare, keine Hose und dann auch noch Markus Pulli. „Was zum...?" begann Juli, ich winkte ab und verschwand schnell in meinem Zelt. „Markus?!" hörte ich Vanessa rufen, „Hatte sie nicht gerade deinen Pulli an?" fragte Marlon interessiert, „Und dann auch noch ohne Hose?" „Ich bin unschuldig." Hörte ich Markus nur sagen und konnte sein Grinsen quasi durch die Zeltplane sehen.

Kopfschüttelnd wechselte ich meine Klamotten und verließ wenig später wieder das Zelt. „Hunger?" fragte Nessi mich grinsend. „Aber klar!" meinte ich und griff nach dem geschmierten Brot, welches sie mir entgegen hielt. „Was war das denn eben?" Ich wusste das sie mir diese Frage noch stellen würde. „Was?" fragte ich unschuldig und biss in genüsslich ab. „Na dein Auftritt." Nessi sah mich auffordernd an und ich seufzte ergeben. „Ich war unten am Wasser etwas trainieren und um mich abzukühlen bin ich dann halt schwimmen gegangen. Da meine Unterwäsche dabei nass geworden ist, wollte ich mir nicht auch noch die trockene Shorts und den Pulli versauen. Also hab ich meinen BH ausgezogen und weil Markus Pulli lang genug war hab ich die Hose halt weg gelassen." Nessi lachte kopfschüttelnd, „ Du hättest Markus Reaktion eben sehen müssen. Ich glaub ich hab ihn noch nie mit so großen Augen gesehen und gesabbert hat er auch fast." Ich schaute lächelnd von meinem Brot auf und blickte direkt in seine braunen Augen. Der Gedanke, dass ich ihm so gefallen hatte erfreute mich irgendwie. Ich zwinkerte ihm zu und wandte mich dann wieder von ihm ab. „Was war das denn jetzt schon wieder?" Nessi schien unseren Blickkontakt mitbekommen zu haben und verstand die Welt nicht mehr. „Hab ich was verpasst?" „Ich weiß nicht wovon du sprichst." Mein Grinsen wurde noch breiter und Nessi verstand, dass ich noch nicht bereit war darüber zu sprechen.

Wir beließen es dabei, eine andere Wahl hatten wir sowieso nicht, denn in diesem Moment hörten wir das Geräusch von mehreren Motoren. „Ich glaube es ist so weit." Meinte Leon und erhob sich. Die Nervosität machte sich in mir breit, meine Hände wurden schwitzig und ich spielte unruhig mit meinen noch nassen Haaren. Nessi hatte sich bereits neben Leon gestellt und Markus nahm kurzerhand neben mir Platz. Er griff nach meiner Hand und drückte sie leicht um mir zu signalisieren, dass mir nicht passieren würde. Diese Geste bewirkte wirklich Wunder und mein Herzschlag beruhigte sich langsam wieder. Keine zwei Sekunden später kamen die Motoräder zum Vorschein, allesamt in einem leuchtenden Grün. Diese grelle Farbe war mir bereits damals aufgefallen, jedoch hatte ich mir bislang keine Gedanken darüber gemacht. „Da seid ihr ja endlich." Sprach eine weibliche Stimme, „Wir dachten schon ihr würdet es nicht schaffen." Ergänzte ein weiteres Mädchen, „Aber so schnell gebt ihr natürlich nicht auf." Ertönte dann schließlich eine männliche, mir unbekannte Stimme, Markus griff geschockt fester zu und sein Mund war vor Schock leicht geöffnet. Der Junge nahm langsam seinen Helm ab und es kam ein Gesicht mit unzähligen Sommersprossen und kurzgeschnittene orange Haare zum Vorschein. „Das ist doch nicht dein Ernst." Lachte Leon plötzlich und auch auf dem Gesicht des Fremden breitete sich ein Grinsen aus. „Wie geht's dir man?" fragte Marlon und lief auf ihn zu, um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Ich verstand die Welt nicht mehr. „Wieso die Geheimnistuerei? Du hättest doch einfach nur anrufen müssen." Auch Nessi lächelte freundlich und schien sich über das Wiedersehen aufrichtig zu freuen. „Ihr wisst doch, ich steh auf solche Dinge, außerdem ist es doch so viel spannender gewesen." Grinste der Kerl und bedeutete auch seiner Mannschaft sich vorzustellen. Wie ein kleines Kind zog ich an Markus Arm, sodass er sich mir zuwandte „Wer zum Teufel ist das?" fragte ich an ihn gerichtet und er lächelte mich irgendwie erleichtert an, „Fabi, ein alter Freund von uns."

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Hallöchen,
Na? Habt ihr das erwartet? Ich dachte, es wäre doch mal schön ein paar ältere Geschichten nochmal aufleben zu lassen. Zumindest in etwas abgewandelter Form.;)
Habt einen schönen Tag.
Liebe Grüße
Lea



SummerloveWhere stories live. Discover now