Abkühlung gefällig?

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Das Training war hart, viel härter als sonst. Ich glaubte die Tatsache, dass wir an den Strand fahren und vermutlich an Orten spielen würden an denen wir noch nie zuvor gespielt hatten, machte Leon etwas Angst. Wir joggten, sprinteten, sprangen und spielten Fußball. Nach drei Stunden waren wir dann alle völlig fertig. „Ich brauch nh Pause “ Schnaufte Nessi, „oder noch besser, Trainingsende.“ „Ja bitte. Sogar Maxi kann nicht mehr!" Rief Klette und das sollte schon was heißen, er war eigentlich nie müde. Das war schrecklich, man trainierte und schwitze, dann setzte man sich noch kurz zusammen, sah Maxi und der war noch Topfit. Das war einfach nur unfair. „Komm schon Leon, wir trainieren schon seit drei Stunden wirklich hart.“ Meinte Juli, „Außerdem haben wir doch noch 4 Tage bis wir losfahren und unterwegs können wir ja auch noch trainieren.“ Ergänzte Raban. „Na gut, für heute ist Schluss, aber morgen treffen wir uns zur selben Zeit wieder hier.“ Ich packte mir Nessi und fragte: „Abkühlung gefällig?“ sie schien zunächst nicht zu begreifen was ich vor hatte, aber dann schlich sich auch auf ihre Lippen ein fieses Grinsen. „Definitiv.“ Ich wollte mir gerade eine einfache Wasserflasche nehmen, doch Nessi hatte andere Pläne „Komm mit.“ Flüsterte sie und wir schlichen uns hinter den alten Kiosk. „Du bist genial.“ Lachte ich, denn hinter dem Kiosk befand sich ein alter Wasserhahn und ein Kasten mit alten Flaschen. „Danke, ich weiß.“ Sie lächelte mich arrogant an, nahm sich eine Wasserflasche und spülte sie kurz aus. Diese Prozedur führten wir bei 4 der Flaschen durch und füllten sie dann komplett auf. „Na dann, los geht’s.“ sagte Nessi und nickte Richtung Spielfeld.

Die Anderen hatten, so wie es schien überhaupt nichts von unserem Verschwinden mitbekommen, denn sie lagen alle ausgestreckt auf dem Sand. Wir schlichen uns an und mein erstes Opfer war Maxi. Er schrie schrill auf, das Wasser war aber auch verdammt kalt. Leon war ebenfalls nass und schaute Nessi geschockt an, ihr war das allerdings anscheinend egal, denn sie hatte sich schon Nerv vorgenommen. „Spinnt ihr?!“ rief er und das war das Zeichen. Die Jungs eingenommen Klette sprangen auf und es entstand eine wilde Wasserschlacht. Jeder außer mir hatte wohl von dem Wasserhahn gewusst und somit waren alle nach einigen Minuten klitsch nass, alle außer mir. Doch das hielt nicht lange, denn plötzlich umringten mich zwei starke, nasse Arme und ich hatte keine Chance mehr auf Befreiung oder Gnade. „Jetzt bist du dran.“ Schrie Maxi und er schüttete gemeinsam mit Juli einen riesigen Eimer Wasser auf mich. Prustend und lachend wischte ich mir das Wasser von den Augen, Markus hatte mich bereits losgelassen und ich drehte mich zu ihm. Schief grinsend und absolut nass meinte er „Rache ist süß.“ Und dann ließ er mich total bescheuert lächelnd stehen.

Wenig später verabschiedeten wir uns alle voneinander und ich machte mich gemeinsam mit Markus zutun auf den Weg zu seiner Werkstatt. Dort angekommen staunte ich nicht schlecht, denn als er das Tor öffnete stand auf der Plattform nicht mehr nur der Grundriss für mein Motorrad , sondern eine fertig gebaute Maschine. „Oh mein Gott, wow, sie ist wunderschön.“ Hauchte ich und lief darauf zu. Wie damals auch schon bei Markus Maschine ließ ich meine Finger über das Leder des Sitzes streichen.
Er hatte das Motorrad schlicht in schwarz gehalten und trotzdem war sie einfach unglaublich auffällig. Ich drehte mich ruckartig um und warf mich in seine Arme. Lachend erwiderte er die Umarmung, hob mich hoch und drehte uns einmal im Kreis. „Ich hoffe sie gefällt dir.“ „Willst du mich verarschen? Sie ist wunderschön! Danke, danke, danke!“ lachend drückte ich ihm unüberlegt einen Kuss auf die Wange, aber das war mir im Augenblick herzlich egal. „Lass uns sie ausprobieren.“ Rief ich, „Dann solltest du dir aber vorher erstmal was anderes anziehen.“ Meinte er und fuhr sich mal wieder durch seine Haare. „Wieso?“ fragte ich und schaute an mir herunter. „Scheiße.“ Ich hatte völlig vergessen, dass ich mir ausgerechnet heute ein weißes T-Shirt herausgesucht hatte. Nun ja, mittlerweile war es einfach nur durchsichtig und somit hatte jeder freien Blick auf meinen BH. Mein Gesicht nahm vermutlich einen unnatürlichen Rotton an, denn ich schämte mich in Grund und Boden. Nicht nur, dass Markus mich die ganze Zeit so gesehen hatte, nein wir waren auch noch ganz selbstverständlich so durch die Straßen gelaufen. „Wieso passiert sowas immer mir.“ Meinte ich beschämt. „Hey, das ist doch kein Grund sich zu schämen. Du siehst wunderschön aus.“ Wenn möglich liefen meine Wangen jetzt noch röter an, „Danke.“ Flüsterte ich, „Aber ich würde mich trotzdem gerne umziehen.“ „Klar, warte kurz.“ Er verschwand erneut hinter dieser Tür, so langsam wurde ich neugierig auf das, was sich dahinter verbarg. „Raban und Joschka haben das für dich gemacht.“ Er trat wieder zu mir und hielt mir eine schwarze Jeans und eine Motorradjacke entgegen. „Wirklich? Das ist ja der Wahnsinn.“ Staunte ich und nahm die Klamotten entgegen. „Ein T-Shirt gibt es leider nicht dazu also ist hier eins von mir.“ erklärte er. „Da fällt mir ein, ich hab noch deinen Pulli bei mir zuhause.“ Gestand ich ihm, „Den nehme ich einfach irgendwann mal von dir mit.“ Mir gefiel es, dass er so selbstverständlich davon ausging, dass er noch öfter bei mir zu Besuch sein würde. Ich nickte und verschwand hinter einen kleinen Vorhang um mich umzuziehen. Die Klamotten passten perfekt, abgesehen von Markus T-Shirt, welches mir natürlich etwas zu groß war. Langsam trat ich wieder hervor, auch Markus hatte sich umgezogen und hielt mir einen Helm entgegen. „Los geht’s.“ er hatte mein Motorrad bereits von der kleinen Plattform geholt und es stand nun direkt neben seinem eigenen. „Worauf wartest du noch?“ fragte er mich, als ich noch immer keine Anstalten machte den Helm entgegen zu nehmen. Ich begann zu Grinsen, griff nach dem Helm, zog ihn mir über und stieg auf mein Motorrad. Mein Motorrad, das hörte sich in meinen Ohren immer noch seltsam an.“ Markus war bereits ein Stück vorgefallen und wartete am Tor auf mich. Ich bestätigte den Kickstarter und folgte ihm. Er schloss noch schnell das Tor und dann ging es auch schon los.

Wir fuhren durch Grünwald und Markus zeigte mir Orte an denen ich nie zuvor war. Es wurde immer später und schließlich fuhren wir zurück. „Das war einfach nur…wow…“ sagte ich ehrlich, als ich von meinem Bike abstieg und mir den Helm vom Kopf zog. „Hast du Hunger?“ fragte er mich. „Und wie.“ „Tiefkühlpizza?“ „Klingt perfekt.“ Und schon war er wieder verschwunden, diesmal entschied ich mich jedoch dazu ihm zu folgen und trat durch die schwere Tür neben der Werkbank. Ich staunte nicht schlecht, denn hinter dieser Tür befand sich eine Art kleine Wohnung. „Was ist das hier?“ fragte ich und schaute mich um. „Der frühere Besitzer hat hier wohl gewohnt, allerdings hat er sich nicht besonders gut um die Wohnsituation gekümmert.“ Meinte er und schob die Pizza in den Backofen. Es stimmte, die Wohnung war ziemlich heruntergekommen. Ich schaute mich langsam um, wir standen gerade in einer kleinen Küche, sie war zwar sauber, aber ziemlich alt und die meisten Schränke konnte man anscheinend nicht mehr benutzen. Außerdem befand sich in diesem Raum ein dreckiges und kaputtes Sofa, welches seine beste Zeit auch schon hinter sich hatte. Auch das Bad, in das man durch eine kleine Tür gelang war alt, sauber aber alt. Hinter einer weiteren Tür befand sich ein Schlafzimmer, es roch etwas modrig und ein Fenster war eingeschlagen worden. Ein großer, relativ neu aussehender Kleiderschrank stand an einer Wand  und gegenüber davon befand sich ein großes Bett. Mit etwas Fantasie und einer Menge harter Arbeit könnte das hier eine ziemlich schöne Wohnung werden. Sofort schossen mit sämtliche Ideen in meinen Kopf und ich fasste einen Entschluss.

Ich verließ das Schlafzimmer und gesellte mich zurück zu Markus. „Ich glaub ich hab ein neues Projekt gefunden.“ Markus schaute mich fragend an. „Na, du kennst dich gut mit Motorrädern aus und ich mag es an Möbeln zu schrauben.“ Ich wendete mich ihm zu, „Also natürlich nur wenn du nichts dagegen hast.“ „Gerne, mir selbst fehlte bislang die Motivation.“ Antwortete er mir. „Dafür hast du ja jetzt mich.“ Diese Worte verließen schon wieder total unüberlegt meinen Mund und brachten ihn zum Grinsen. „Ja, dafür hab ich jetzt dich.“ 

SummerloveWhere stories live. Discover now