Der letzte Tag am Meer

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Die letzten Stunden waren unglaublich schnell an mir vorbei gezogen, es fühlte sich an, als seien seit dem Spiel erst wenige Minuten vergangen und doch war es bereits dunkel. Gemeinsam saßen wir alle bei Fabi im Lager um ein kleines Feuer, die Stimmung war gelöst und das vergangene Fußballspiel war schon längst in den Hintergrund gerückt. Ich lehnte völlig entspannt an Markus Schulter und genoss einfach nur diesen Moment. Der Tag heute war beinahe wie aus einem Bilderbuch. Ein alles entscheidendes Spiel, ein zugegebenermaßen gar nicht mal so schlechtes Tor meinerseits und jetzt dieser wunderschöne Ausklang. Es war fast schon zu perfekt, als das es wahr sein könnte. Lächelnd schloss ich für einen kurzen Moment meine Augen und dachte an die letzten Minuten des Spiels zurück. Ich hatte zu nächst überhaupt nicht daran gedacht, was mein Schuss für Konsequenzen hatte und ich hatte erst Recht nicht damit gerechnet, dass ich auch noch treffen würde, aber genau dieser Teil war tatsächlich eingetroffen. Ich glaube, hätte Maxi mich nicht mit einer überschwänglichen Umarmung beinnahe umgeworfen, stünde ich jetzt immer noch geschockt vorm Tor. Die Freude über den Sieg war riesig gewesen, die Jungs hatten sich alle gegenseitig beglückwünscht und Leon wäre vor Stolz beinnahe abgehoben, aber ich hatte das Ganze noch nicht wirklich realisieren können. Die Erkenntnis, das ich für unseren Sieg mitverantwortlich machte mich absolut stolz und auch auf meine Lippen hatte sich nach einigerer Zeit ein riesiges Lächeln gebildet. Fabi hatte nach unserem kurzen, ja man konnte ist schon sagen Freudentanz vorgeschlagen, dass wir uns doch alle gemütlich zusammensetzten und die gemeinsam die restliche Zeit genießen könnten. Selbstverständlich hatten die Kerle sofort zugestimmt, ich glaube sie hatten Fabi unglaublich vermiss, auch wenn das natürlich niemand zugeben würde. Dafür waren sie einfach viel zu stolz. Sie hatten sich so unglaublich viel zu erzählen und lachten ständig über vergangene Erlebnisse. Gerade in diesem Moment vibrierte Markus Schulter erneut und als ich zu ihm hoch sah und den Glanz in seinen Augen sah, wusste ich, dass der Tag ein voller Erfolg war.

„Hallo? Erde an Mia!" Vanessa wedelte wie eine Verrückte mit den Händen vor meinem Gesicht und holte mich somit aus meinen Tagträumen, „Mh? Wie bitte?" Fragte ich verwirrt, „Fabi hat dich was gefragt." Teilte sie mir lachend mit und wandte sich dann von mir ab. „Sorry, ich war etwas in Gedanken. Was hast du gefragt?" Ich richtete mich auf und schenkte Fabi meine volle Aufmerksamkeit. „Ich hab gefragt, wie du die Vollidioten hier kennengelernt hast?" Er grinste schief, „Du scheinst sie ja alle ganz gut unter Kontrolle zu haben, zumindest Markus." Ich errötete und von Markus kam ein kurzes „Ey!" „Also eigentlich hab ich Maxi und Nerv auf einem Geschäftsessen unserer Eltern kennengelernt." „Ernsthaft jetzt?" Fragte er erstaunt und richtete sich kurz an Maxi, „Seit wann gehst du denn mit deinen Eltern essen?" Peinlich berührt schaute Maxi auf, „Ich hatte keine Wahl, sie haben gedroht Nerv und mich die restlichen Sommerferien einzusperren." „Ach so, deshalb sah Nerv auch so aus, als wolle er Theodor und Anne am liebsten umbringen." Irgendwie konnte ich den Kleinen verstehen, Geschäftsessen waren zum kotzen, zumindest sagte meine Mutter das immer. „Auf jeden Fall hat Maxi mich dann kurzerhand mit zu Markus genommen und dort hab ich dann all diese Chaoten kennengelernt." Fuhr ich fort, wurde jedoch gleich wieder von Marlon unterbrochen, „Jetzt tu doch nicht so, du hast uns von Anfang an geliebt." Meinte er und zwinkerte mir zu, „Sei dir da mal lieber nicht so sicher." Entgegnete ich schnell und versuchte meine Erklärung weiter auszuführen. Fabi und Markus lachten beherzt und Marlon verzog schmollend sein Gesicht, „Ach Marlon, das habe ich doch nicht so gemeint, natürlich hab ich dich lieb." Der Schmollmund wich einem riesigen Lächeln, „Wusste ich's doch. Pass auf Markus, ich mach dir noch Konkurrenz." Lachend schüttelte ich meinen Kopf und Markus warf kurzer Hand eine leere Bierflasche in seine Richtung, „Vergiss es! Meins!" Meinte er und küsste mich demonstrativ auf die Schläfe. „Und dann hab ich ihr ehrlich gesagt überhaupt keine andere Möglichkeit gelassen, als sich in unsere Gruppe zu integrieren." Brachte Nessi plötzlich das Gespräch wieder aufs anfängliche Thema, „Stimmt und von da an haben wir eigentlich jeden Tag etwas gemeinsam unternommen." Schloss ich die Erzählung ab, „Und wie war das mit dem Fußball?" Fragte Ayla, „Ich muss sagen, du hast uns alle heute ziemlich beeindruckt." Peinlich berührt senkte ich meinen Blick. „Ganz ehrlich, vor zwei Wochen hatte ich noch überhaupt keine Ahnung von Fußball." „Laber nicht!" Fuhr Lara dazwischen, „Du verarscht uns doch gerade oder?" Fragte Lissi, doch ich schüttelte wortlos meinen Kopf. „Sie verarscht euch nicht." Meinte Raban, „Sie wirklich nicht gut." Ergänzte Joschka, „Nichts für ungut Mia." Ich winkte nur ab und grinste still vor mich hin. „Das stimmt wirklich, ohne Markus Nachhilfe wäre sie jetzt immer noch eine Niete im Fußball." Meinte Juli, „Ach quatsch, ich musst überhaupt nicht viel machen, das hat sie von selbst gelernt." Widersprach Markus schnell und ich konnte trotz der schlechten Lichtverhältnissen eine kleine rötliche Verfärbung seiner Wangen erkennen. „Nein, Juli hat recht. Danke, dass du mir geholfen hast." Meinte ich und lächelte ihn dankbar an. Noch bevor Markus etwas erwidern konnte, wechselte Nessi das Thema, „Wann fahren wir eigentlich nach hause?" Fragte sie an Leon gerichtet. „Ich würde sagen, wir bleiben noch einen Tag und machen uns dann auf den Heimweg, oder?" Wir nickten alle zustimmend und es legte sich eine angenehme Stille über uns. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und schien vollkommen in sich versunken. Seufzend lehnte ich mich wieder zurück an Markus und schloss meine Augen. „Wir sollten langsam zurück zum Lager." Meinte Raban plötzlich und deutete auf die beiden Kleinsten, welche bereits in einen tiefen Schlaf gefallen waren und auch Nessi schien mit ihrer Müdigkeit zu kämpfen. Leon erhob sich als erstes und grinste Fabi an „Es war uns eine Freude euch zu schlagen." Sagte er und schloss Fabi kurzerhand in eine Umarmung. „Und es war schön dich endlich mal wiederzusehen." Ergänzte er und Fabi erwiderte diese Geste nur zu gerne. „Es war schön euch alle kennenzulernen." Meinte ich und zog ebenfalls jeden in eine kurze Umarmung. „Passt auf euch auf!" Rief Fabi uns noch hinterher und Leon drehte sich nochmals kurz in seine Richtung, „Jaja, machen wir schon! Vergiss nicht dich zwischendurch mal zu melden!" Wir winkten den anderen nochmal und fuhren dann zurück zum Lager.

Den nächsten Tag verbrachten wir dann alle gemeinsam ganz entspannt unten am Strand. Wir spielten das ein oder andere Mal Fußball, gingen schwimmen und genossen einfach nur unsere Ferien. Insgesamt hatte sich dieses ganze Abenteuer für jeden von uns gelohnt, wir hatten eine Menge Spaß und Leon hatte endlich seinen besten Freund wiedergesehen. Die Freundschaft zwischen den Beiden war etwas ganz Besonderes, vor allem ihre langwierige gemeinsame Vorgeschichte hatte sie geprägt. Auch wenn Leon es niemals zu geben würde, so hatte ich bemerkt, dass er Fabis Anwesenheit mehr als nur genossen hatte und das trotz ihrer früheren Streitigkeiten. „Worüber denkst du nach?" Fragte Marlon mich plötzlich. Es war bereits wieder dunkel geworden und alle anderen saßen oben gemeinsam ums Feuer und schwelgten in Erinnerungen. „Nichts." Meinte ich und ließ meinen Blick gen Horizont schweifen. „Los sag schon." Forderte er mich auf und ich seufzt, „Ich hab über Leons und Fabis Freundschaft nachgedacht." Marlon nickte verstehend, „Ja, das hab ich auch schon öfter, sie ist etwas ganz Besonderes, hab ich recht?" Fragte er mich, „Ja." Ich konnte nicht widerstehen und stellte die Frage, welche mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. „Wie kann es sein, dass sie sich trotz so vieler Streitereien immer noch so gut verstehen?" „Ach Mia," Marlon seufzte, „Die Beiden verbindet so viel mehr als sie unterscheidet. Egal wie sehr sich die beiden auch streiten, sie würden stehst für einander durchs Feuer gehen. Das war einfach schon immer so, Fabi war von Anfang an der Einzige, der Leon von seinem ständigen Egotrip zurück auf den Boden der Tatsachen holen konnte und Leon gab ihm immer die Unterstützung die Fabi brauchte. Früher haben sie sich immer perfekt ergänzt und glaub mir, ich war so manches Mal ziemlich eifersüchtig auf die Beiden." Er lächelte schief und fuhr dann fort, „Aber sie sind älter und selbstständiger geworden und das wollten sie damals nicht. Sie waren schon immer zwei Sturköpfe, die sich so manches mal die Schädel einhauen haben, aber sie konnten noch nie ohneeinander." Seine Worte hatten mich nachdenklich gemacht und mich an meine Freundschaft zu Lina und Jules erinnert. Wir schlugen uns auch ständig die Köpfe ein, besonders Lina und ich, aber ohneeinander bekamen wir dann nichts mehr auf die Reihe. „Das ist ganz schön beeindruckend oder?" Fragte ich, „Das war es schon immer." Antwortete Marlon.

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Hallöchen,

hier bin ich schon wieder mit einem neuen Kapitel;) Mich würde es mal interessieren, wie ihr so zum Thema Freundschaft steht, habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht wie Leon und Fabi?

Lasst es mich gerne wissen! :)

Ich wünsche euch einen schönen Abend,

Liebe Grüße

Lea

SummerloveWhere stories live. Discover now