Fotos von uns für dich

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„Also, welchen Film möchtest du gucken?“ fragte ich Markus, welcher etwas verloren mitten in meinem Zimmer stand. Während er mit seinen Schultern zuckte antwortete er mir mit einem schlichten , „Mir egal, such du einen aus.“ Ich schnappte mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. „Du kannst dich ruhig zu mir setzten“ Peinlich berührt fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare und deutete dann auf die Lichterkette über meinem Bett, „Ich hab überhaupt nicht mitbekommen, dass irgendwer Fotos gemacht hat.“ Ich drehte meinen Kopf so das auch ich einen guten Blick auf die Fotos hatte. „Das war ja auch mein Plan.“ Meinte ich und er schaute mich fragend an. „Unbemerkte Fotos sind immer schöner. Sie halten einen Moment fest und keine gestellte Szene. Nicht das solche Fotos nicht schön wären, aber ich mag die natürlichen lieber.“ Erklärte ich ihm und er stimmte mir kurzerhand zu. An der Lichterkette hingen tatsächlich bereits ein paar Fotos. „Das da mag ich.“ Sagte er plötzlich und zeigte auf ein Bild, welches auf der Party bei ihm zu Hause entstanden war. Auf dem Bild standen Nessi und Klette nebeneinander und diskutierten lachend mit Maxi und Nerv. Im Hintergrund war Markus chaotisches Wohnzimmer mit den restlichen Kerlen. Die fröhliche Stimmung sprang einem förmlich entgegen. „Ich auch, aber das da ist auch schön.“ Meinte ich und deutete auf ein Bild von uns im See. Nessi hatte es gemacht. Es zeigte den Moment als Markus mich in den See schmiss. „Oh ja, das ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Eigentlich konnte man auf dem Bild nicht wirklich viel erkennen, man sah Markus Rücken und meine Haare, welche darüber hingen und mir die Sicht versperrten. Die Augen der Anderen waren alle auf uns gerichtet und unser Anblick schien sie alle sehr zu amüsieren.

Mittlerweile hatte Markus sich mit etwas Abstand neben mich aufs Bett gelegt und ich skippte durch verschiedene Filme auf Netflix, konnte mich aber mal wieder nicht entscheiden. „Wie wäre es, wenn ich einfach immer weiter drücke und du irgendwann stopp sagst? Sonst kann ich mich nie entscheiden.“ Meinte ich gequält. „Wenn du meinst.“ Er grinste mich an, anscheinend fand er meine Unentschlossenheit witzig. „Was?“ fragte ich als er mich immer noch beobachtete. „Nichts.“ Entgegnete er mir, „Jetzt sag schon.“ Forderte ich ihn auf, „Du bist süß, wenn du dich nicht entscheiden kannst, du ziehst dann immer deine Augenbrauen so niedlich zusammen.“ „Stimmt doch gar nicht.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch und ich werde das jetzt auch ganz sicher nicht mit dir diskutieren.“ Beleidigt widmete ich mich wieder dem Fernseher. „Stopp.“ Sagte er dann plötzlich. „Na dann, eine Komödie.“ Der Film war verdammt nochmal gut, er hob meine Stimmung trotz des Abschieds eben ins Unermessliche. Auch Markus lachte immer wieder auf, er hatte ein relativ tiefes und wunderschönes Lachen. Ich könnte ihm den ganzen Tag zuhören, nicht nur wenn er lachte, sondern auch wenn er sprach und diese Tatsache machte mir etwas Angst. Der Abstand zwischen Markus und mir war schon längst überbrückt, zwar hatte er keinen Arm oder so um mich gelegt, aber hin und wieder berührten sich unsere Körper.

Nachdem der Film geendet hatte entschieden wir uns einen weiteren zugucken, diesmal einen typischen Kitschfilm, kissing booth. Selbstverständlich stieß ich erstmal auf Proteste seitens Markus, allerdings überzeugte ich ihn dann doch. „Ich fasse es nicht, dass ich das hier gerade wirklich mache.“ Ich lachte los, „Keine Sorge, so schlimm ist der Film nicht. Außerdem hast du vorher noch nie einen derartigen Film mit mir geguckt, ich kann bei sowas sowieso nie ernst bleiben.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen und es wirkte. Bei der Szene im Regen unter diesem Abdach war es dann endgültig vorbei und ich brach in schallendes Gelächter aus. Nicht dass ich es nicht romantisch fand, ganz im Gegenteil, aber es sah einfach zu witzig aus. Der Kerl kniete und war fast genauso groß wie das Mädchen im Stehen, wer kann dabei bitte ernst bleiben? Markus schien von meiner Reaktion allerdings leicht verstört, denn sein Blick verriet mir, dass er eindeutig verwirrt war. Unter lachen versuchte ich ihm zu erklären warum ich so lachte, dabei musste ich allerdings ziemlich bescheuert ausgesehen haben, denn Markus stieg schon während meines Gestammels in mein Lachen ein. Ich hatte meine Beine bereits an mich gezogen, da ich vom Lachen unglaubliche Bauchschmerzen hatte und Markus liefen Lachtränen die Wangen hinunter. Langsam beruhigten wir uns dann doch irgendwann. Schwer atmend lagen wir nebeneinander, Markus lag etwas höher und blickte nun auf mich herab. Er zog mich etwas höher und näher zu sich und machte keine Anstalten mich loszulassen. Ich fühlte mich in seinen Armen seltsam wohl und genoss das Gefühl der Sicherheit. Der Film lief weiter und an besonders kitschigen Stellen musste ich immer mal wieder kurz lachen. Ich konnte solche Filme einfach nicht ernst nehmen, es ging einfach nicht. Dabei wünscht sich insgeheim jedes Mädchen kleine romantische Aktionen und Küsse im Regen, aber sich das dann in Filmen anzuschauen war dann doch etwas seltsam.

Irgendwann mussten mir die Augen zugefallen sein, denn ich erwachte erst am nächsten Morgen allein in meinem Bett. Auf meinem Nachttischschränkchen lag ein Zettel und daneben ein kleines Foto. Das Bild zeigte mich und Markus schlafend aneinander gekuschelt. Dann öffnete ich den zusammengefalteten Zettel: Guten Morgen, ich musste leider gestern Abend schon nach Hause und wollte dich nicht wecken. Das Bild hat deinen Tante übrigens irgendwann gestern gemacht und ich bat sie, es für dich auszudrucken. Vielleicht ist dafür ja noch Platz an deiner Lichterkette. Wir sehen uns beim Training. Markus.

Ich lächelte und schaute mir das Foto nochmal genauer an. Ich lag mit dem Kopf auf seiner Brust und mit meiner Hand krallte ich mich in sein T-Shirt. Selbstverständlich hing es sofort über mein Bett und stand dann auf. Der Schlaf hatte mir wirklich gut getan, am Wochenende war dieser Danke Lina und Jules Mangelware gewesen. Ich hatte tatsächlich bis 10 Uhr geschlafen, das war schon länger nicht mehr vorgekommen. Ich schnappte mir schnell eine lockere kurze Fußballhose, die ich mir von Nessi geklaut hatte und ein enges weißes Shirt. Mein Sport-BH lag schon im Bad, schnell putze ich meine Zähne und band meine Haare zurück.

Fertig angezogen lief ich die Treppe hinunter und in der Küche erwartete mich meine Tante bereits am Küchentisch. „Guten Morgen.“ Flötete ich und Melle lächelte mir zu. „Wer hat denn da so gute Laune? Könnte das eventuell an dem jungen Mann liegen, mit dem du dir gestern dein Bett geteilt hast?“ Fragte sie neugierig. „Vielleicht.“ Antwortete ich ihr grinsend und machte mir einen Kakao. „Erzähl!“ forderte sie mich direkt auf. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er heißt Markus. Ich hab ihn neulich auf dieser Party kennengelernt, er war der Gastgeber. Lustige Geschichte, hab ihn umgerannt.“ Bei der Erinnerung schlich sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht. „Und dann?“ Melle schaute mich auffordernd an. „Dann hat er mir beim Fußballspielen geholfen und mir seine Werkstatt gezeigt. Er baut an Motorrädern, ehrlich gesagt baut er mir auch gerade eins.“ Ängstlich blickte ich in ihre Richtung, immerhin war ich genaugenommen ja noch nicht alt genug um auf diesen Maschinen zu fahren. „Echt? Das ist ja süß, er baut dir sogar ein eigenes Motorrad. Ich sag dir, dass würde nicht jeder für ein Mädchen machen.“ Ich verdrehte die Augen, die Tatsache, dass ich noch nicht alt genug war interessierte sie überhaupt nicht. „Das heißt du lässt mich fahren?“ Hakte ich nach. „Natürlich, ich könnte dich doch sowieso nicht aufhalten oder? Das mit deinen Eltern kläre ich schon, da brauchst du dir keine Sorgen machen." Sie hatte recht, ich wäre so oder so gefahren, egal was sie oder meine Eltern gesagt hätten, aber über ihre Unterstützung freute ich mich dennoch. „Danke.“ Sagte ich nur und nahm sie in den Arm. „Glaub mir, Markus ist ein guter Kerl. Er hat seinen Eltern früher immer nur Ärger gemacht weil er sein Ding durchgezogen hat. Er war ein schlaues Kerlchen, manchmal ein bisschen frech, aber das bist du ja auch.“ „Du kennst ihn ja doch schon.“ Stellte ich erstaunt fest. „Natürlich, wer kennt die Familie van Theumer denn nicht? Ich wollte nur eure Geschichte von dir hören.“ Sie stellte ihre Kaffeetasse in die Spüle und verließ die Küche, „Ihm scheint übrigens wirklich was an die zu liegen, er hat mich gestern mitten in der Nacht gebeten das Foto für dich auszudrucken.“ Rief sie noch, bevor sie mal wieder in dem Garten verschwand. Ich frühstückte noch schnell zu ende, packte meine Tasche, verabschiedete mich von meiner Tante und machte mich dann auf den Weg zum Training.

SummerloveDonde viven las historias. Descúbrelo ahora