Kapitel 86 - Ich war auch verliebt

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Ich renne in mein Zimmer, schließe die Tür ab und werfe mich aufs Bett.
Ich umarme fest mein Kissen und kann kaum realisieren was gerade passiert ist. Er ist völlig durchgeknallt! Hat es total übertrieben! Es ist doch nichts passiert!?


Die Tränen fallen langsam meine Wange runter und ich klammere mich fest an mein Kissen. Ein leises schluchzen entflieht mir und ich kann es nicht zurückhalten. Erst das mit Edon und dann das. Dieser Tag ist die reinste Katastrophe. 

"Ela, darf ich rein kommen?". Das war meine Mutter. Sie steht vor meiner Zimmertür. Normalerweise kommt sie einfach rein ohne zu fragen. 

"Nein, geh weg!", sage ich schluchzend und lege verweintes Gesicht in mein Kissen. 

Ehe ich noch was sagen kann geht die Zimmertür auf und meine Mutter tritt herein. 

"Ich sagte doch geh weg!" Ich blicke sie nicht an, kann mir aber gut den Gesichtsausdruck vorstellen, als ich sie seufzen höre.

"Ela, ich weis du bist verletzt. Aber lass mich dir eine Geschichte erzählen."

"Wenn in der nicht vorkommt, dass ich hier ausziehen darf oder einen Bodyguard bekomme will ich sie nicht hören." 

Sie lacht leise auf. "Diese Sturheit hast du von deinem Vater. Naja, aber auch von mir. Zumindest ein bisschen." Sie setzt sich an mein Bett und legt ihre Hand an meinen Rücken. Ich drehe meinen Kopf und sehe sie nun verheult an.

"Soll mich das aufmuntern?" 

"Nein. Aber ich weis wie du dich fühlst." 

"Tust du nicht. Woher denn auch..."

"Glaubst du ich war nicht auch einmal jung? Glaubst du ich war nicht auch einmal verliebt? Ich weis wie sich das anfühlt, wenn man verliebt ist und nicht das haben darf was man will." Ihre Stimme wird leiser und sie senkt ihren Blick. "Manchmal ist das so, Ela. Man denkt man möchte etwas haben, weil es gut für einen ist. Aber oft sind die Dinge die wir für gut halten genau die, die uns schaden. Oder von unserem wahren Glück abhalten."

Ich setze mich auf und sehe sie an. "Wie meinst du das?"

"Ich erzähl dir mal eine Geschichte von einem jungen Mädchen. Sie war sehr verliebt in einen jungen aus ihrem Dorf. Leider war dessen Familie nicht gerade wohlhabend, aber das störte sie nicht. Jeden Tag nach der Schule liefen beide gemeinsam nach Hause. Und irgendwann führte eins zum anderen und sie kamen sich näher. Beide waren verliebt, doch als der Vater von dem Mädchen das erfuhr, zwang er sie Schluss zu machen."

"Und was hat sie getan?", will ich wissen.

Sie hält inne für einen Moment. Ich kann etwas in ihren Augen erkennen, jedoch nicht genau zuordnen. Kannte sie das Mädchen? 

"Naja, sie wehrte sich. Sie lief von zu Hause weg und hin zu dem Jungen. Er wusste warum ihr Vater ihn nicht wollte. Der Vater von dem Mädchen wollte immer eine gute Zukunft für sie sichern. Ihre Familie war ebenfalls sehr arm und hatte vieles durchgemacht. Das wollte der Vater seinen Kindern ersparen und eine Absicherung für seine Kinder haben. Er hatte seine Tochter bereits an einen Mann aus der Stadt versprochen. Sein Sohn lebte damals im Ausland und hatte einen guten Job. Alles was der Vater wollte war seiner Tochter eine gute Zukunft zu bieten. Das wusste der Junge und riet ihr wieder zurück zu gehen. Tja und das Ende der Geschichte ist, obwohl sich beide sehr liebten und einander gut taten, war es nicht Ihre Bestimmung zusammen zu sein." Ihre Hand berührte nun meine Wange und sie strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

"Was ist aus dem Jungen geworden?" 

Sie sieht seufzend weg und spricht weiter "Er hat ebenfalls eine andere geheiratet. Und ist glücklich." Ein trauriges Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht und ich kann den Ausdruck nicht genau deuten. 

"Das hast du dir doch ausgedacht". 

"Nein, mein Schatz. Habe ich nicht." 

"Woher soll ich das wissen, Mum?", frage ich sie. "Du willst mich doch nur aufmuntern."

"Weil", eine Träne rollt ihr über die Wange und sie sieht mir fest in die Augen "Weil ich sonst nie diese 3 wunderbaren Kinder auf die Welt gebracht hätte. Und ich bin wirklich stolz auf euch. Stolz auf dich." 

Sie fängt an zu weinen und ich realisiere was los ist. Weinend falle ich ihr um den Hals. "Oh, Mum. Das hast du mir nie erzählt." Ich umarme sie fest, immer noch gerührt von ihrer Geschichte. Sie streichelt meinen Rücken, nimmt mein Gesicht in ihre Hände und sieht mich an. 

"Egal was ist. Dein Vater ist ein guter Mensch und alles was er macht ist zu eurem Besten. Er liebt euch und würde alles tun, damit ihr es gut habt. Wir alle. Verstehst du, mein Schatz?"

Ich nicke und sie küsst mich auf die Stirn. Danach setzt sie sich langsam auf und läuft zur Tür. Bevor sie gehen kann, will ich noch was wissen. 

"Hey, Mum!", rufe ich und sie dreht sich um. Ihre Hand ist schon an der Türklinke.

"Ja, mein Schatz?"

"Liebst du Dad?"

Sie schmunzelt leicht und nickt. "Mehr als du dir vorstellen kannst. Seine erste Liebe vergisst man nie. Aber manchmal hat Gott etwas besseres für uns geplant. Das müssen wir einsehen und ihm dankbar für alles sein, was wir haben. Dein Vater ist ein guter Mensch und liebt mich. Das weiß ich. Und euch liebt er auch."


"Liebst du deine erste Liebe immer noch?", will ich wissen und sie seufzt. Sie atmet tief ein und sieht mich an. 

"Das ist lange her. Ich werde ihn nie vergessen, aber das ist was anderes. Und jetzt schlaf, mein Schatz. Morgen sieht die Welt anders aus." Sie lächelt mir zu und verlässt dann das Zimmer. 

Ich legte mich zurück in mein Bett und dachte darüber nach. "Das wird schon werden", sage ich mir selbst und schließe meine Augen. "Alles wird gut werden." 



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