Kapitel 78 - Danke, Bruder.

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Valmir's Sicht

„Wo ist er nur hin?", fragte meine Mutter ständig und mein Vater antwortet jedes Mal „Nuk e di. (Ich weiß es nicht)."

Das ist alles meine Schuld. Ich hätte damals was sagen sollen. Ich hätte die Wahrheit sagen sollen. Alles nur wegen meiner Dummheit. Es ist meine Schuld, dass Edon abgehauen ist. Es ist meine Schuld, dass unsere Familie Probleme hat. Und es ist auch meine Schuld, dass wir umziehen mussten.

„Verdammt", ich fasse mir frustriert in die Haare und seufzte laut. „Schon wieder die Mailbox!".

Mein kleiner Bruder geht einfach nicht an sein Handy. „Verdammt Edon! Lass mich alles erklären.", flüstert mein Gehirn, doch ich weiß das er jedes Recht darauf hat sauer zu sein. Ich habe es vermasselt und das ist Fakt. Ich habe es mit Nora vermasselt und auch mit meinem Bruder.

Wenn er doch nur an sein Handy gehen würde.

Edon's Sicht

„Du musst zurück, Edon. Du kannst nicht die ganze Nacht hierbleiben.". Aurela streichelt mir den Rücken, während ich nur leer auf den Boden schaue. Meine Tränen sind mittlerweile getrocknet und meine Augen rot vom Weinen. Ich muss furchtbar aussehen!

Ich sah auf die Uhr und bemerke, dass wir hier schon seit einer Stunde sind. Langsam wird es kalt und ich habe keine Jacke dabei. Aurela hat Recht, auch wenn ich es nicht wahrhaben will.

„Glaubst du ich kann bei euch übernachten?" Diese Frage war mehr als dämlich, da ich die Antwort schon kenne. Aber ich will nicht nach Hause. Nicht zurück zu diesen Leuten, die sich meine Familie nennen.

„Ich wünschte, aber du weißt doch.", seufzt sie. „Aber ich kann doch Labi fragen?"

„Labi? Mit dem habe ich doch kaum zu tun?"

„Ich weiß aber er ist mein bester Freund. Außerdem schuldet er mir was, nachdem ich ihn und Nora gezwungen habe miteinander zu reden." Sie lächelt leicht und scheint stolz über ihre Leistung zu sein. Das bringt mich selber auch zum Schmunzeln.

„Außerdem ist Labi ein lieber Kerl. So könnt ihr euch besser kennen lernen?"

Ich seufzte und richte mich auf. Mein Nacken tut weh, da ich schon gefühlt eine Ewigkeit den Boden betrachte. „Okay, von mir aus.", willige ich ein und sie strahlt. Dann holt sie ihr Handy raus und sucht seine Nummer im Telefonbuch.

„Gut das ich wenigstens noch seine Nummer haben darf", scherzt sie und tippt seinen Namen an.

„Labinush? Ernsthaft?", frage ich sie, als ich den Namen lese. Man merke an, dass ein Herz ebenfalls dahinterstand.

„Hey, das ist ein süßer Spitzname. Er hasst ihn und ich ärgere ihn damit", sie lacht auf, was mich selber ebenso zum Lachen bringt. Dieses Mädchen ist verrückt.

„Und wie hast du mich eingespeichert gehabt?"

„Ganz einfach : Elvana. Edona wäre zu einfach gewesen. Aber dahinter war ein süßer Emoji.", verteidigt sie sich und ich lache auf.

Danach legt sie ihr Handy ans Ohr und wartet geduldig auf eine Antwort.

„Hey Labi. Ich bin's. Ich erklär dir alles irgendwann mal in Ruhe, aber kann Edon heute Nacht bei dir übernachten?", sie sieht mich an und wartet auf seine Antwort. „Nein, er ist nicht über Nacht schwul geworden....Ja, okay....Ough, Labi!...Also ja?...Perfekt! Danke dir!", strahlend legt sie auf und sieht mich an. „Er hat ja gesagt, aber er meinte du sollst schön auf deiner Seite vom Bett bleiben."

Ich verziehe mein Gesicht und frage mich ob das ernst gemeint war. „Ich teil mir doch kein Bett mit dem?!"

„Das war ein Scherz, du Pfosten", sie kneift mir in die Wange, steht auf und reicht mir Ihre Hand.

Ich nehme sie entgegen und zusammen laufen wir Richtung Straße.

„Also, Andri hat gesagt ich soll nach Hause kommen. Ich würde dich gerne begleiten, nur will ich nicht das meine Eltern mich einsperren oder sonst was. Dann kann ich dich nicht mehr sehen..."

„Schon gut, ich verstehs. Danke, dass du überhaupt für mich da warst."

„Soll das ein Scherz sein? Natürlich bin ich das!"

Ich schlinge meine Arme um sie und eine Weile bleiben wir fest umschlugen stehen. Ihre Nähe tut mir gut. Vor allem nach dem ganzen Drama.

„Wir sehen uns morgen in der Schule, okay?", frägt sie mich und ich nicke leicht.

„Gib mir dein Handy, dann speichere ich Labi's Nummer ein."

Ich reiche ihr mein Handy und sage „Aber bitte keinen lächerlichen Namen vergeben. Und auch keine Herzen!"

Sie lacht und nimmt mein Handy. „Ach was, du kennst mich doch", sagt sie und tippt seine Nummer ein. „So, fertig. Ruf ihn kurz an, dann erklärt er dir den Weg zu sich."

Ich nicke und sage leise „Danke" während ich mein Handy in meine Hosentasche gleiten lasse. Dann wende ich mich Ela zu und nehme ihr Gesicht in meine Hände. Mit meinen beiden Daumen streiche ich über ihre Wangen, die mittlerweile eiskalt waren. „Soll ich dich nach Hause begleiten? Es ist echt dunkel."

„Nein, alles gut. Ich gehe alleine zurück. Es ist ja nicht weit."

Ich runzle meine Stirn. „Ein bisschen lauf ich mit. Ich will nicht, dass du alleine um diese Uhrzeit hier draußen bist." Bevor sie etwas sagt, küsse ich sie kurz und nehme ihre Hand. Ich ziehe sie Richtung nach Hause und lege meinen Arm um sie. Nach etwa 10 Minuten sind wir fast da und ich bleibe stehen. Ihr Haus ist nur einige Meter entfernt, aber ich will nicht das meine Familie mich sieht. Daher verabschiede ich mich schon hier.

„Danke nochmal, dass du da warst"

„Nicht dafür", sagt sie und nimmt mein Gesicht zu sich. Ihre kalten Lippen berühren meine und sofort schießt eine Wärme durch meinen Körper. Ich ziehe sie näher an mich und sie schlingt ihre Arme um mich. An diesem Tag schwor ich mir, dass dieses Mädchen eines Tages meine Frau wird. Komme was wolle.

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