Kapitel 84 - Gott ist mit uns

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Valmir's Sicht

Ich muss mit meinem Vater reden! Das ist alles an was ich denken kann. Wenn sie uns wieder gefunden haben, dann können wir nicht bleiben! Ich habe Edon reingeschickt und ihn gebeten meinen Dad zu rufen. Nach kurzer Zeit geht die Tür von Sophia's Krankenzimmer auf und er kommt raus.

"Shka u ba, djali jem? (Was ist passiert, mein Junge?)"

"Sie haben uns gefunden." Ich sehe ihn ernst an und in seinen Augen leuchtet pure Angst auf.

"Gott bewahre...", ist alles was er rausbekommt.



1 Stunde später sind wir bereits zu Hause. Wir haben uns von Sophia verabschiedet und meine Mum ist bei ihr im Krankenhaus geblieben.

Ich parke das Auto in unserer Einfahrt und Edon und Mergim steigen aus. Mein Dad sitzt auf dem Beifahrersitz und sieht mich besorgt an, als ich den Zundschlüssel herausnehme.

"Was hat der Arzt gesagt?", frägt er mich und sieht mich an.

"Das ein Betäubungsmittel in Sophias Blutwerten gefunden wurde. Gott sei dank lebt sie noch".

"Vielleicht hat sie sich vergiftet mit einem Spielzeug? Nashta nuk jan ata? (Vielleicht sind sie es nicht?)"

Ich schlage frustriert gegen mein Lenkrad. "Doch Bab! Das sind sie. Sie haben uns gefunden. Sie finden uns immer!"

"Nein, djali jem. Mos u ban marak. (Nein, mein Sohn. Mach dir keine Sorgen) Wir finden eine Lösung. Und noch scheint alles normal zu sein. Das kriegen hin. Wir sind eine Familie!". Mein Vater klopt mir auf die Schultern während ich meinen Kopf gegen das Lenkrad lege. Ich muss gestehen, diese Sache macht mich physisch fertig. "Ich kann das nicht nochmal machen. Ich habe alles kaputt gemacht. Noch mal kann ich das nicht. Was wird aus Edon und Mergim? Aus unserem Leben hier?"

"Alles mit der Zeit, djali jem. Alles mit der Zeit. Wir haben Gott auf unserer Seite. Alles wird gut werden."

Mein Dad ist mein großes Vorbild. Der weißeste Mann den ich kenne. Er weiß immer das Richte zu sagen. Ich bin sehr stolz so einen Vater zu haben. So eine Familie. Meine Eltern haben mir nie Vorwürfe gemacht. Sich nie über den Umzug und die Situation in die ich alle geraten habe beschwert.

Mein Dad steigt aus dem Auto und ich folge ihm nach.

"Ich hole schnell die Post", informiert er mich. Der Briefkasten ist genau neben unserer Eingangstür. Er öffnet ihn und geht alle Briefe durch. "Werbung, Werbung, We-", er hält inne.

"Was ist?", frage ich verwirrt und ziehe meine Schuhe aus und lege sie vor die Haustür. Mein Dad steht im Türrahmen und sieht mich blass an.

"Ruf die Polizei". Er hält mir einen Brief entgegen und ich kann kaum glauben was gerade passiert....


Aurela's Sicht

"Schon wieder nur die Mailbox", seufze ich und gebe Labi sein Handy wieder. Wir sitzen gerade in seinem Auto. Er hat uns alle nach Schulschluss nach Hause gefahren. Erst Nora, dann Nessa und jetzt stehen wir vor meinem Haus.

"Er wird sich schon melden.", sagt er und nimmt sein Handy entgegen.

"Ich weiß nicht. Ich hab so ein ungutes Gefühl.", sehe ich meinen besten Freund schmunzeld an.

"Hey", sagt er und legt seinen Arm um meine Lehne. "Mach dir keine Sorgen, okay? Es wird schon wieder. Er wird sich melden."

"Ja, du hast Recht. Andernfalls hab ich noch seinen Rucksack. Ist das nicht komisch? Den hat er einfach zurückgelassen?".

"Ich weiß nicht... kann sein. Oder ihm ist etwas wichtiges dazwischen gekommen und er hat ihn ganz einfach vergessen. Mach dir keinen Kopf." Er wuschelt mir durch die Haare und ich lächle ihm leicht zu.

"Danke das du so ein guter Freund bist". Ich lehne mich vor und küsse ihn auf die Wange. Ich nehme meine Tasche und Edons Rucksack und steige aus. Kurz darauf fährt Labi schon weg und ich kramme meinen Hausschlüssel raus.

Andererseits..

Ich schaue zu Edon's Haus rüber und sehe Valmir's Auto. Wenn Valmir da ist muss er auch da sein, oder? Vielleicht sollte ich einfach rübergehen? Immerhin habe ich seinen Rucksack. Ich schaue hinter mir in mein Haus und denke nach. Was wenn mich jemand sieht? Ist mein Vater zu Hause? Sein Auto steht zumindest nicht hier.

"Egal, scheiss drauf", rufe ich mir Mut zu und laufe los zu Edon.

Ich steige die kleinen Stufen hoch zur seiner Haustür und klingel.

Komisch, die ganzen Rolläden sind unten. Es ist Mitten am Tag und die Sonne scheint auch kaum. Sollte ich mir Sorgen machen? Ich lehne mich leicht nach links. Dort ist das Küchenfenster und versuche reinzusehen.

"Mist!", flüsterte ich. Ich kann nichts genaues erkennen.

"Was machst du da?", kommt es aufeinmal und ich schrecke auf. Hätte Edon mich nicht am Arm gepackt, wäre ich beinah rückwärts in ihr Blumenbeet gefallen.

"Nichts, nichts. Gar nichts.", sage ich hastig und hoffe diese peinliche Situation umgehen zu können. Erfolgslos.

"Aha. Schnüffelst du rum?". Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich fragend an.

"Was?! Nein! Tu ich nicht. Ich dachte..ich dachte nur vielleicht ist niemand da, aber ich hab das Auto gesehen und dachte-"

"Und du dachtes was?", unterbricht er mich.

"Nichts, ich wollte nur", sage ich etwas eingeschüchtert, denn so einen Tonfall kenne ich von ihm nicht. "Dein Rucksack. Ich wollte ihn dir zurückbringen. Den hast du vergessen".

Ich reiche ihm seinen Rucksack und er nimmt ihn dankend an. Es war ein leises danke, aber immerhin etwas freundlicher.

"Sonst noch was?", will er wissen und prompt ist der eklige Edon wieder zu hören.

Ich sehe ihn verwundert an und frage "Wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht?"

"Ich musste weg."

Ich verschränke die Arme und sehe ihn verletzt an. Er sieht mir kaum in die Augen und schnauft.

"Was ist los mit dir? So respektlos bist du nie mit mir umgegangen?" Und das tut weh. Verdammt weh. Ich hab alles getan, damit wir uns sehen können und er? Halt warte! Warum rede ich hier mit mir selber!! Sag es ihm direkt!!

Mein Unterbewusstsein hat Recht. Ich will ihm meine Meinung geigen, doch er zieht sich zurück und meint der Situation entkommen zu können. Falsch gedacht! Bevor er nur seine Haustür schließen kann, drücke ich meine Hände dagegen.

"Warte! Sag mir was los ist! Das ist nicht fair. Ich hab den ganzen Tag an dich gedacht und du meldest dich nicht oder sagst mir was los ist!"

"Ela, es gibt Dinge die gehen dich einfach nichts an, verstehst du!" Autsch, das hat gesessen. "Es tut mir Leid. Danke für den Rucksack." Dann schließt er die Tür und zurück bleibt ein häufchen Elend, das verletzt und fassungslos seine Tür ansieht.

Une dhe ti - Albanian LovestoryWhere stories live. Discover now