Kapitel 76 - Telenovela?

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Aurela's Sicht

Ich versuche schon seit einer Ewigkeit diese blöden Matheaufgaben zu lösen. Aber ich kann mich nicht konzentrieren. Ständig wandern meine Gedanken zu Edon, meiner Familie und dem ganzen Drama. Edon hatte ich heute nicht mehr gesehen, seitdem er aus dem Geschichtsunterricht gestürmt war. Ich kriege das Bedürfnis mein Handy rauszuholen und ihm zu schreiben. Aber dann fällt mir ernüchternd ein, dass ich seine Nummer nicht mehr habe...

Soll ich ihm auf Facebook schreiben? Ich meine, mein Vater weiß nicht, dass ich Facebook habe. Wieso nicht?

Ich nehme meinen Laptop herbei und klappe ihn auf. Leider braucht er nur ewig zum Hochfahren. In der Zwischenzeit räume ich meinen Schreibtisch auf und öffne mein Fenster. Schräg gegenüber in Edon's Haus brennt noch das Licht. Was er wohl gerade macht? Ich seufzte und wünsche mir, dass der doofe Laptop endlich hochfährt. Gerade als ich mich ihm wieder widmen wollte, geht die Haustür drüber auf und ein entsetzter Edon stürmt heraus. Seine Mutter läuft ihm weinend nach und hält ihm am Arm fest, doch er schüttelt ihre Hand nur ab. Ich kann nicht hören was sie sagen, sehe nur das sich Edon's Lippen schnell bewegen und er sich immer wieder in die Haare greift. Dann dreht er seinen Rücken in meine Richtung, sodass ich sein Gesicht nicht mehr sehen kann.

Auch sein Vater kommt jetzt raus. Er sieht ebenfalls verletzt und traurig aus. Vjollca redet weiterhin weinen auf Edon ein und versucht ihn zu beruhigen. Dabei wird sie jedoch von Xhevat zurückgezogen. Er sagt etwas in ihr Ohr, was sie noch mehr zum weinen bringt. Krass! Ist das eine Telenovela hier? Bin ich plötzlich im Fernsehen bei Jane – the Virgin ?! Was passiert hier.

Ich weiß ich sollte nicht zu sehen oder das ganze ausspionieren oder wie man es auch nennen will. Aber, kommt schon? Habe ich eine Wahl? Es fesselt mich leider viel zu sehr, als dass ich wegsehen könnte und... und außerdem geht es hier um Edon.

Edon's Gesicht sehe ich schon lange nicht mehr. Hören meine Eltern das Ganze auch? Und die anderen Nachbarn? Ich hoffe, dass sie dadurch keine Probleme bekommen werden. Langsam scheint sich Vjollca zu beruhigen, denn sie lehnt sich schweigend an ihren Mann. Gerade als es den Anschein macht ruhiger zu werden kommt ein aufgelöster Valmir aus der Tür und Edon rennt los.

„Edon!", ruft Valmir ihm zu, aber er bleibt nicht stehen. Er rennt weiter die Straße entlang, bis er aus meinem Blickfeld verschwindet.

Was war das? Und wieso sieht Valmir so fertig aus? Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf. Das alles kommt mir so unreal vor. Diese ganze Szene von gerade eben.

Wohin rennt Edon? Soll ich ihm nach? Ich will ihn unbedingt sehen und ihm helfen. Für ihn da sein und Trost spenden. Ich sehe mich schnell in meinem Zimmer um und habe die perfekte Idee. Es ist zwar nach 21:00 Uhr, aber ich hoffe ich komme damit durch. Ich schnappe mir meine Schultasche und meine Jacke. Unten ziehe ich meine Schuhe an und rufe meinen Eltern schnell zu „Ich muss ganz schnell zu Nora! Ich hab etwas in der Schule vergessen und morgen ist eine Klassenarbeit". Ich schreie förmlich und höre noch wie meine Mutter sagt „Was? Aber es ist schon-" doch weiter kommt sie nicht, denn ich stürme aus dem Haus. Ich renne in dieselbe Richtung wie Edon vorhin. Leider weiß ich nicht wo er hin ist. Es gibt jedoch einige wenige Stellen hier in der Stadt, die einem Trost oder Schutz gebieten. Einer davon ist der Park. Soll ich dort zuerst hin? „Scheiß drauf!", denke ich mir und renne los.

Am Park angekommen sehe ich nur das, was durch die Straßenlichter erhellt wird. Außer Atem sehe ich mich um, doch sehe Edon nicht. Ich laufe tiefer in den Park und rufe seinen Namen. Vielleicht reagiert er ja.

„Edon? Bist du hier?", rufe ich nochmals und klinge verzweifelt dabei. „Scheiße!", rufe ich und stütze mich an meinen Oberschenkeln ab.

„Ela?", kommt es von der Seite und ich schrecke auf.

„Edon! Gott sei Dank", ich falle ihm um die Arme und drücke ihn fest an mich. „Ich hab dich gesucht."

„Was machst du hier?", frägt er und löst sich aus der Umarmung. Ich sehe ihn an und nehme sein wunderschönes Gesicht in meine Hände. Seine Augen sind rot und angeschwollen. Ich küsse ihn auf die Wange und streichle mit meinen Daumen seine Wange.

„Ich hab euch zufällig gesehen...aus dem Fenster. Was ist passiert?"

Er seufzt und richtet seine Augen zu Boden. Weitere Tränen füllen seine braunen Augen und fallen über seine Wange. Ich habe ihn noch nie weinen sehen, aber es zerbricht mir in Moment mein Herz. Jede Faser in meinem Körper möchte das er aufhört zu weinen. Diesmal ist er derjenige der mich an sich drückt und festhält. Es ist als wolle er sichergehen, dass ich nicht wegrenne und ihn alleine lasse.

„Hey.", sage ich und streichle seinen Rücken. „Ich bin da. Alles wird gut."

„Ela...", fängt er an, doch wird von Tränen unterdrückt. „Ela..ich" Er löst sich aus der Umarmung und legt seine Stirn an meine Stirn und sieht zu Boden. Seine Hände sich fest um meine Taille und ich lege meine an seine Schultern.

„Alles wird gut, Zemer. Egal was passiert", versuche ich ihn zu beruhigen, doch auf das kommende bin ich nicht gefasst.

„Ela. Sophia....sie ist nicht meine Schwester!"

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