20 | Kleine Rebellin

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»Das Zeichnen war wahrscheinlich das Einzige, was ich wirklich gut konnte«, erzählt Alma, während ich die Teller wegräume und den Schokokuchen anschneide, um dann jedem ein Stück auf den Teller zu legen. Dabei spüre ich ab und an Ryle's Blick auf mir, der mich nervöser macht, als er sollte.

Ich schlucke hart, als ich mich wieder auf meinen Stuhl setzte und zu Alma und Ryle sehe, die immer noch über Alma's Schulzeit reden.

»Ich hab mich dann dazu entschieden, Kunst zu studieren, weil es mich einfach so fasziniert hat«, fährt Alma fort und sieht dabei verträumt in die Luft. »Das war wahrscheinlich die einzige Entscheidung in meinem Leben, die ich nicht bereut habe...«

Ich muss lächeln, als ich Alma beim Schwärmen zusehe. »Das hört sich wirklich schön an.«

Ich werfe einen Blick auf Ryle, der genau in diesem Moment auch zu mir sieht und leicht lächelt, ehe er sich dann zu Alma zurückdreht. »Was ein komischer Zufall, Alana ist nämlich auch eine begabte Künstlerin«, behauptet Ryle dann und bringt nicht nur Alma, sondern auch mich zum innehalten.

Mein Herzschlag beschleunigt sich, als nun alle Blicke auf mir liegen.

Alma klatscht erfreut in die Hände. »Ach was, wie schön! Weißt du eigentlich, was das für ein einzigartiges Geschenk ist, eine Hand für künstlerisches zu haben?«

Ich spiele nervös mit meinen Fingern herum, die auf meinem Schoß liegen und muss erneut schlucken. »Naja... ich würde mich nicht als Künstlerin bezeichnen. Ich mache lediglich einpaar Graffiti.«

»Wirklich gute Graffiti«, kommentiert Ryle und ich verkneife es mir, einen Blick auf ihn zu werfen. Stattdessen streiche ich mir nur peinlich berührt eine Haarsträhne zurück.

Alma sieht mich positiv überrascht an. »Das ist ja wundervoll, sowas konnte ich leider nie. Graffiti fand ich aber schon immer toll. So eine schöne Weise, sich und seine Gefühle und Gedanken auszudrücken und es allen anderen zu zeigen. Und das im verborgenem. Das ist wirklich wahre Kunst.«

»Ja... es macht auf jeden Fall Spaß«, murmle ich nur und hoffe, dass jemand das Thema in eine andere Richtung lenkt. Ich liebe das Graffiti zwar, aber eigentlich weiß niemand davon. Ryle weiß wie es aussieht nicht, dass er der erste ist, der davon wusste.

Ich atme erleichtert aus, als Alma daran anknüpft, weiter von ihrer Jugend und die Zeit im Kunststudium zu erzählen, die wie sie sagt die spannendste in ihrem Leben war.

»Du warst ja richtig gefährlich«, lacht Ryle, als Alma gerade dabei ist, zu erzählen, wie sie sich mit einer Bande von Unruhestiftern angelegt hat und einem sogar einen Schlag ins Gesicht verpasst hat.

»Ja, wenn es sein musste, war ich das«, gesteht Alma und lächelt dann, als wären die Erinnerungen, die ihr gerade durch den Kopf gehen, wirklich schöne. »Ob ihr es mir glaubt oder nicht, aber genau den Kerl, dem ich eine reingehauen habe, habe ich letztendlich geheiratet.«

Nun kann ich mich nicht mehr zurückhalten und sehe mit großen Augen zu ihr. »Nicht wahr!«

»Oh doch.« Alma grinst und schüttelt dann den Kopf. »Bunny war wirklich ein toller Mann. Schade, dass er so früh sterben musste.« Zum Ende hin verschwindet ihr Lächeln für einen Moment, doch keine Sekunde später ist es wieder da und strahlt sogar noch mehr als zuvor. Sie seufzt. »Aber jetzt genug von mir, was ist mit euch? Erzählt mir etwas interessantes!«

Oh man.

»Ach... da gibt es eigentlich nichts großes zu erzählen«, bemerke ich leise, als Ryle und Alma mich erwartungsvoll ansehen. Warum soll ich auch anfangen? Ryle kann genauso gut was erzählen!

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now