16 | Eine kleine Lektion fürs Leben

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Am nächsten Morgen bin ich nervös. Wir haben Sonntag, dass heißt, dass Mum Zuhause ist und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie unten bereits auf mich wartet, um mir meine glorreiche Strafe aufzutischen. Und ob ich will oder nicht, ich habe schon ein wenig Angst. Schließlich habe ich in den letzten Wochen genug Scheiße gebaut und bis jetzt habe ich noch keine richtige Strafe dafür bekommen.

Das heißt, dass Mum all die Fehltritte meinerseits im Hinterkopf haben wird und auch wenn sie nicht total streng ist, ist sie es doch im Punkto Lektionen verteilen. Das musste ich in den letzten Jahren leider allzu oft am eigenen Leib erfahren. Mum hat mir nämlich selten was durchgehen lassen, während Liam machen konnte, was er wollte.

Das ist eben die Freikarte die er als Mamas-Lieblingskind hat.

Argh, ich könnte kotzen.

Ich atme tief durch und schüttle die Gedanken ab, ehe ich mir die Haare aus dem Gesicht streiche und die Treppen runtergehe. Um mir jetzt einen neuen Zopf zu machen, bin ich zu faul, aber wer weiß, wenn Mum mich so zerzaust und fertig sieht, hat sie ja vielleicht sogar einwenig Mitleid mit mir, was meine Strafe betrifft.

Wobei ich das stark bezweifle...

»Guten Morgen, Mum«, trällere ich, als ich in die Küche trete und setzte das strahlendste Lächeln auf, - für umsonst. Denn nicht Mum steht in der Küche, sondern Liam, und um genau zu sein steht er nicht da, sondern sitzt am Tisch und drückt sich einen Pfannkuchen nach den anderen rein. Und das mit ganz viel Marmelade.

»Schwache Leistung«, prustet er, als er sieht, wie mein Lächeln in sich zusammenfällt und verzieht dann das Gesicht, ehe er mir in einer viel zu hohen Tonlage nachäfft. »Guten Morgen, Mum

»Halt den Mund«, schnappe ich in seine Richtung und verdrehe die Augen, als ich nach dem Schokomüsli und der Milch greife. Während ich mir einen Teller und Löffel hole, höre ich Liam hinter mir Lachen.

Was ein Opfer.

»Ich bin satt«, stöhnt Liam, als er sich fünf Minuten später im Stuhl zurücklehnt und sich an den Bauch fasst. Kein Wunder das er satt ist, der Junge hat gerade mehr gegessen, als ich an einem halben Tag, und das heißt was, denn ich esse ziemlich viel und vor allem gerne.

»Das ist ungesund. Selbst für dich«, bemerke ich nur und nehme einen großen Schluck von meinem Milchkaffee.

Liam ignoriert mich und schlägt sich auf den Bauch. »So fühlt sich das also an, schwanger zu sein.«

Ich kann mir nicht verkneifen, verstört in seine Richtung zu sehen. »Du bist echt nicht normal.«

»Was denn?« Er verdreht die Augen, doch kann sich kein Lachen verkneifen, als er im nächsten Moment auf mich deutet. »Und? Freust du dich schon auf deine Bestrafung?«

»Dir macht es Spaß, mich leiden zu sehen. Ich merk's schon.« Ich stoße die angestaute Luft aus und sehe mich dann um. Ich frage mich wirklich, wo Mum ist. »Ist Mum nicht Zuhause?«

»Doch, sie telefoniert gerade.«

Ich nicke nur enttäuscht und bekomme allmählich wieder leichte Panik. Nervös schiele ich immer wieder zur Tür, und als hätte ich es gespürt, höre ich im nächsten Moment Schritte, die sich der Küche nähren.

»Gut das du schon unten bist«, kommt es von Mum, als sie in die Küche spaziert und mich prompt mit ihrem Blick fixiert. Ich möchte den Mund aufmachen und etwas sagen, als sie ihre Hand hebt und mich zum verstummen bringt. »Ich habe gerade mit einer Freundin gesprochen und sie meinte, dass ihre Mutter momentan besonders hilfsbedürftig ist, und da hab ich direkt an dich gedacht und wusste, dass das die perfekte Strafe für dich wäre.«

Ich sehe Mum mit großen Augen an und dann zu Liam, der ebenso überrascht ist. »Wirklich jetzt?«, frage ich Mum und verziehe das Gesicht. Ich meine, ich helfe wirklich gerne, besonders älteren Menschen, aber momentan habe ich echt genug Freizeitentzug durch das Nachsitzen und wenn ich nun auch noch damit beschäftigt bin, die Arbeit anderer zu erledigen, komme ich doch garnicht mehr zu einer Pause.

Mum nickt überzeugt. »Ist doch perfekt. Ich meine, damit lernst du eine kleine Lektion fürs Leben und engagierst dich gleichzeitig. Mrs. Morris wird sich über die Hilfe freuen.«

Ich seufze, doch muss gestehen, dass ich dies um einiges besser finde als Hausarrest und da es wirklich nicht schlecht klingt, der Dame eine Freude zu machen, und ich so oder so irgendeine Strafe aufgebrummt bekommen hätte, gebe ich schließlich nach. »Na gut.«

»Geht doch.« Mum knufft mir in die Wange und läuft dann an mir vorbei zur Kaffeemaschine.

Naja, ich sollte es so sehen: Zumindest ist sie nicht mehr sauer auf mich.

»Eine ziemlich milde Strafe«, kommentiert Liam Sekunden später und fängt sich dadurch einen geschockten und zugleich giftigen Blick von mir ein. Dieser kleine... »Wie wärs, wenn sie noch den Abwasch heute Abend übernimmt, wenn meine Freunde zu Besuch kommen? Das ist doch das mindeste.«

Mein Mund klappt auf. »Was

»Tolle Idee«, unterbricht mich Mum und ich beiße nur die Zähne zusammen, ehe ich unterm Tisch aushole und Liam gegen sein Schienbein trete. Das triumphierende Grinsen rutscht ihm aus dem Gesicht und ich lache erfreut.

Hat der Idiot verdient.

»Kein Problem, Ma. Das mach ich doch gerne.« Mit diesen Worten und einem zuckersüßen Blick zu Liam, verlasse ich die Küche mit meinem Kaffee in der Hand und laufe die Treppen hoch in mein Zimmer, um Hana und Diana zu berichten, womit ich mich nun die kommende Zeit rumschlagen muss.

Und dabei beschließe ich auch gleich, dass die beiden mir heute Abend Gesellschaft leisten können. Denn nur weil Liam seine Freunde einlädt, heißt das nicht, dass ich alleine in meinem Zimmer hocken muss.

Fair ist es nur, wenn Diana und Hana auch vorbeikommen. Und weil ich heute so lieb bin, rufe ich sogar Ace. Ich schätze, ich war lange genug sauer auf ihn, wegen der Sache mit dem Nachsitzen. Der arme hat mir nämlich tausend Nachrichten geschickt und um ehrlich zu sein nerven diese langsam.

Da schlage ich doch zwei Fliegen mit einer Klatsche, wenn ich dem Vollidioten endlich verzeihe.

Und Liam wische ich damit auch eins aus, denn er konnte Ace noch nie leiden.

Ein böses Grinsen bahnt sich den Weg auf meine Lippen.

Ja, dass klingt nach einem guten Plan.

...


A/N:

Hellooo beautiful people ❤️

Ich freu mich wieder hier zu sein und ich kann schonmal vorab sagen, dass ich hier wieder aktiver werde

Was sagt ihr zum ganzen? Wie gefällt euch der Verlauf der Geschichte bisher?

Danke fürs lesen,

xoxo

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