26 | Wenn sich Wege kreuzen

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Die restliche Zeit mit Alma vergeht Gottseidank nicht so holprig, wie die anfangs. Ich vergesse ihre anfänglichen wilden und absolut lächerlichen Spekulationen was Ryle und mich angeht und schaffe es recht schnell wieder, die Gespräche mit ihr ohne Hintergedanken zu genießen.

Alma und ich reden über die verrücktesten Dinge und enden letztlich darin, Spiele zu spielen und uns gegenseitig auszufragen. Ich vertraue ihr Geschichten an, die ich sonst keinem erzähle und hänge wie gebannt an ihren Worten, während sie mir von ihrer Jugend erzählt, die um einiges spannender war, als meine es wahrscheinlich in ihren besten Phasen sein wird.

Ziemlich schade, wenn ich genauer darüber nachdenke. Und doch ist es total cool, mir ihre Erlebnisse anzuhören. Die Zeit vergeht dabei wie im Fluge und als ich erkenne, dass die Sonne langsam dabei ist, unterzugehen, verabschiede ich mich dann letztlich von ihr. Davor machen wir aber das nächste Treffen aus und ich verspreche ihr, dass wir dann wieder etwas zusammen kochen.

Mit einem Lächeln winke ich ihr noch einmal zu, ehe ich die Tür hinter mir schließe und für einen Moment in den Himmel blicke, der sich schon leicht dunkler gefärbt hat. Auch heute ist das Wetter noch angenehm und schön, was mich umso mehr erfreut.

Zufrieden blicke ich wieder auf die Veranda und laufe dann die Treppen zum Bürgersteig runter. Gerade als ich mich auf den Weg nach Hause machen möchte, fällt mein Blick auf eine Person, die genau auf mich zugelaufen kommt. Und wer hätte es gedacht, diese Person stellt sich als Ryle höchstpersönlich heraus.

Wow, dass musste jetzt noch kommen...

Ich werde wie auf Knopfdruck nervös und verstehe die Welt nicht mehr. Was geht nur bei mir ab? Ist es wegen dem, was Alma vorhin gesagt hat? Werde ich es nun nicht mehr schaffen, wie ein Mensch vor ihm zu stehen?

Oh Gott...

Ich muss das in den Griff kriegen. Und zwar schleunigst.

»Ryle«, sage ich deshalb, in dem Vorhaben, diese Begegnung so normal wie möglich zu gestalten, als auch er mich bemerkt und vor mir zum stehen kommt. Doch sobald seine Augen auf meine treffen und ich in dieses besonders intensive Grau schaue, frage ich mich im stillen, ob das alles einfacher wäre, wenn Ryle nicht so unglaublich gut aussehen würde...

»Alana«, entgegnet er genauso überrascht und betrachtet mich, ehe sein Blick zu Alma's Haus schweift und sich seine Lippen zu einem geheimen Lächeln verziehen. Mein Herz stolpert in meiner Brust. »Warst du etwa bei Alma?«

Ich brauche einen Moment, bis seine Frage so richtig zu mir durch sickert und nicke dann. »Ja. Und woher kommst du? Warst du etwa bei Diana?«

Ryle sieht mich an. »Nein, ich war mit einpaar Freunden.«

»Ah«, mache ich nur, und die Stille, die sich dann kurz über uns legt, ist irgendwie komisch. Oder kommt sie mir nur komisch vor, weil ich mich gerade viel zu sehr in die Lage reinsteigere?

»Gehst du jetzt nach Hause?«, fragt Ryle und bricht damit das Schweigen.

Ich nicke schlicht und füge dann hastig hinzu: »Gut, äh... ich halt dich dann nicht mehr weiter auf.«

Ich will zum Flüchten ansetzten, als Ryle mich davon abhält, indem er sich mir in der letzten Sekunde in den Weg stellt. Das führt mich dazu, beinahe gegen ihn zu knallen. Im letzten Moment halte ich inne und verhindere damit, mit Ryle zusammenzustossen. Und dieser eine nahe Moment, der dabei entsteht, bringt mein Blut wieder zum Rauschen.

Ich glaube, ich werde krank.

Anders kann ich mir nicht erklären, warum mein Körper so komisch reagiert und agiert.

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now