58 | Sogar der Himmel weint

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Ich bleibe noch eine ganze Weile bei Alma und merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Erst, als es draußen so langsam dunkel wird, beschließe ich, mich auf den Nachhauseweg zu machen. Es ist nämlich nur noch eine Frage der Zeit, bis mich Mum anruft und fragt, wo ich bleibe.

Ich sehe seufzend zu Alma. »Danke, dass du mir beigestanden hast. Du bist wirklich die beste Zuhörerin die es gibt«, bemerke ich, während ich Alma in eine Umarmung ziehe.

Sie lacht. »Natürlich, dafür sind beste Freundinnen doch da.«

Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Alma ist wirklich ein Goldstück. Und ich wüsste gar nicht, was ich getan hätte, wenn ich ihr niemals begegnet wäre. Dafür muss ich Mum am Ende des Tages wohl doch danken...

Alma kneift mir nochmal in die Wange, was ich mit einem amüsierten Augenrollen quittiere, ehe sie mich zur Haustür begleitet.

»Pass gut auf dich auf. Und mach dir nicht weiter sorgen. Die Zeit wird das alles schon klären«, sagt sie noch, ehe ich ihr Haus verlasse und sie die Tür hinter mir schließt. Es ist schon recht kühl und es sieht so aus, als würde es gleich regnen. Das ist auch der Grund, weswegen ich mich sofort auf den Weg machen will, doch als ich die Veranda runter laufe und meine Augen etwas gegenüber ins Visier nehmen, erstarre ich unweigerlich.

Es braucht keinen zweiten Blick, um die zwei Personen auf der anderen Straßenseite zu erkennen.

Es ist Ryle. Und gleich neben ihm ist wieder dieses Mädchen. Das Mädchen, das ihn geküsst hatte. Seine ehemalige feste Freundin...

Das kann er nicht ernst meinen.

Ein verächtliches Schnauben will meinen Mund verlassen, doch ich halte es mit aller Kraft zurück. Zugleich kocht blanke Wut in mir auf. Denn ich kann nicht glauben, dass er gerade neben ihr ist. Eigentlich müsste er mich aufsuchen und mir sein Verhalten erklären. Doch stattdessen verbringt er Zeit mit seiner Ex, wobei er zuletzt noch beteuert hat, dass da nichts zwischen ihnen ist und sie sich nur wegen Dean treffen mussten.

Ein Stechen macht sich in meiner Brust breit und für einen Moment scheint es, als würde ich nur noch rot sehen. Alles in mir schreit danach, einfach zu den beiden rüber zu gehen und Ryle zur Rede zu stellen. Doch ich bringe es einfach nicht über mich, da ich einfach nur verletzt und wütend bin und auf gar keinen Fall will, dass er mich in diesem Zustand sieht.

Nach dem, was er in der Sprachaufnahme gesagt hat, will ich ihm die Genugtuung einfach nicht geben.

Dafür ist mein Ego trotz allem zu groß.

Ich beobachte die beiden noch kurz möglichst unauffällig, und komme dabei nicht drumherum, eifersüchtig zu werden. Es ist mir beinahe schon peinlich, denn ich würde alles dafür tun, damit dieser Anblick mich kalt lässt, doch stattdessen schießen mir abertausende Fragen durch den Kopf.

Was macht Ryle so spät noch bei ihr? Warum sehen sie so vertraut aus? Von wo kommen die beiden? Und warum wollen sie um diese Uhrzeit noch zu Ryle rüber?

Allein bei dem Gedanken wird mir schlecht.

Oh Gott.

Ich... ich muss hier weg.

Sofort.

Meine Beine machen sich selbstständig und setzten sich in Bewegung. Mein einziges Ziel ist es, ganz viel Platz zwischen den beiden und mir zu bringen, damit diese schmerzhafte Wirkung auf mein Herz nachlässt, doch mir wird ein Strich durch die Rechnung gemacht, als ich aus dem Nichts über etwas stolpere.

Ja, ihr habt richtig gehört.

Ich bin gestolpert.

Und es wäre noch nicht einmal so schlimm, wenn es nicht so laut gewesen wäre. Doch das war es. Und spätestens jetzt wünsche ich mir, heute nicht aus dem Bett gestiegen zu sein.

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now