2 | Das Unglück steht Schlange

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Als ich nach der Packung Spagetti greife, atme ich erleichtert aus und lasse sie in meinen Einkaufskorb plumpsen. Endlich habe ich alles von der Liste abgearbeitet und kann wieder nach Hause, um das fortzuführen, was ich eigentlich jetzt schon tun sollte, - und zwar chillen.

Ich bin noch immer wütend, was mir sicherlich jeder Außenstehende ansieht, denn ich stampfe regelrecht wie ein Tier durch die Reihen in Richtung Kasse.

Na toll.

Die Schlange muss natürlich länger sein, als die, bei einem Schlussverkauf und es dauert dementsprechend auch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich an der Reihe bin. Ich überreiche der Kassiererin nachdem sie alles abgescannt hat das Geld und möchte gerade nach einer Tüte greifen, doch bemerke im nächsten Moment, dass da nichts als Leere ist.

Es wird ja immer besser...

»Ähm... Entschuldigung?« Ich tippe der Kassieren auf die Schultern und es dauert zu meinem Erstaunen keine Sekunde, da fährt sie auch schon mit einem zutiefst genervten Gesichtsausdruck zu mir herum.

Hopla.

»Was?«, blafft sie und schmatzt abartig laut auf ihrem Kaugummi herum.

»Ich wollte fragen, ob es hier irgendwo eine Tüte gibt?« Ich lächle sie trotz ihres Tonfalls und der Tatsache, dass ich vor Wut koche, höflich an. Ich brauche diese Tüte schließlich ungemein und wenn ich jetzt auch so schroff wie sie bin, kann es sein, dass sie mir keine gibt. Ja, dass könnte ich mir tatsächlich bei der Frau vorstellen.

»Da.« Sie zeigt mit einem Finger auf den Platz, an dem ich eben schon nachgeschaut habe.

Ich seufze. »Da sind keine mehr.«

»Na dann kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen.« Sie verdreht die Augen, wendet sich wieder an ihre anderen Kunden und lässt mich mit einem verdatterten Gesichtsausdruck und vollkommen hilflos stehen.

»Das... das kann doch nicht wahr sein...«, murmle ich neben der Spur und suche alles ab, doch nirgends ist etwas oder auch nur die Spur einer Tüte zu sehen. Ich schenke der schlecht gelaunten Kassiererin noch einen Du-kannst-mich-mal-Blick, ehe ich versuche, die Einkäufe auf meinen Armen zu stapeln, was verdammt schwer ist.

Nachdem ich also Jahre damit verbracht habe, es einigermaßen gut hinzukriegen, laufe ich mit kleinen und vor allem wackeligen schritten zum Ausgang. Die frische Luft stößt mir entgegen und ich schließe kurz die Augen um mich zu sammeln, ehe ich sie wieder öffne und mich auf den Heimweg mache.

Dieses Mal dauert der Weg jedoch doppelt so lange. Die Menschen, die an mir vorbeilaufen, werfen mir irritierte Blicke zu, was ich verstehen kann, dann meine Vordersicht wird beinahe komplett von den Lebensmitteln versperrt, die einen hohen Berg auf meinen Armen bilden und das sieht sicherlich nicht gerade normal aus.

»Verfluchte Kacke...«

Gerade als ich die Straße abbiege und meine Schritte beschleunige, passiert etwas, womit ich bei meinem Glück eigentlich hätte rechnen müssen. Ich stolpere. Ich stolpere und fliege nach vorne, verteile dabei meine ganzen Einkäufe über den Bürgersteig und mache nicht gerade sanft Bekanntschaft mit dem Asphalt.

Benommen sehe ich kurz runter und als ich erkenne, über was ich gestolpert bin, da scheint es, als würde das Blut in meinen Adern zu kochen beginnen.

Echt jetzt?

Ein fucking Eimer!?

Ich zische schmerzerfüllt, ehe ein verärgerter Schrei meine Kehle verlässt. »Scheiße! Welcher Vollidiot lässt einen Eimer mitten auf dem Bürgersteig stehen?! Das ist sowas von dämlich!«, rufe ich wutentbrannt und stütze mich langsam wieder auf, um meine Hände zu betrachten, die total aufgeschürft sind.

Matching Hearts ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt