30 | Die entscheidene Frage

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Ich bereue es. Sehr sogar. Jedes Mal wenn ich meine Augen schließe und an Ryle's und meinen fast Kuss zurückdenke, fühle ich mich, als wäre ich der abscheulichste Mensch der Welt. Ich fühle mich, als hätte ich meine beste Freundin verraten und das Schlimmste daran ist, dass ich nicht einmal den Mumm habe, es ihr ins Gesicht zu sagen.

Denn die Angst, dass ich Diana verliere, ist viel zu groß. Einerseits ist Ryle nur ein Kerl, den sie nicht einmal annähernd so lange kennt, wie mich, und doch weiß ich, dass sie ihn wirklich mag und das ich die Schuldige hier bin...

Oh Gott, das Letzte, was ich wollte, war es, ihr Glück zu zerstören. Und auch, wenn sie noch nichts davon weiß, habe ich keine Ahnung, was ich jetzt noch tun soll...

Irgendwie scheint es immer schlimmer zu werden, umso länger ich darüber nachdenke. Und so langsam halte ich es einfach nicht mehr aus.

Ich muss es irgendjemanden anvertrauen.

Und doch ist allein der Gedanke, das fast Geschehene auszusprechen, zu schlimm. Ich schäme mich richtig dafür. Denn eigentlich bin ich gar nicht so. Normalerweise bin ich eine gute Freundin. Nie war mir etwas wichtiger, als das Wohlergehen von Diana oder Hana. Selbst Ace würde ich niemals, wirklich niemals, - unter keinen Umständen dieser Welt - in den Rücken fallen. Da kann er mich noch so sehr nerven und zum explodieren bringen. Am Ende des Tages sehe ich selbst in ihn einen wirklich guten Freund. Und zu Freunden hält man bedingungslos.

Und doch habe ich Diana beinahe verraten.

Wobei ich dieses beinahe weglassen kann, denn die Tatsache, dass es fast so weit war und das ich es auf eine Art und Weise wollte, ist genauso schlimm, als wenn es passiert wäre...

»Alana?«

Ich schrecke aus meinen Gedanken und schlage mir versehentlich den Kopf am Spind an. Entnervt ziehe ich meinen pochenden Schädel zurück und reibe mir über die Stirn, ehe ich die Metalltür zuschlage und mich zu Ace drehe. »Was ist?«

Ace deutet auf meine Stirn und unterdrückt sich ein Lachen. »Pass auf, dass dir nicht ein Einhorn wächst.«

»Ha ha«, mache ich nur und verdrehe die Augen, »Probier es doch auch mal aus. Dann ist mindestens etwas besonders an dir.«

»Autsch.« Ace hebt beide Brauen und grinst dann, während er mich direkt betrachtet und ganz plötzlich ernst wird. »Was ist passiert?«

Ich lasse die Schultern hängen. »Was soll passiert sein?«

»Sag du es mir.«

Ich zucke mit den Achseln und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie aufgelöst ich bin. »Nichts ist passiert.«

Ace verschränkt die Arme vor der Brust und sieht wenig überzeugt auf mich herab. »Deine Lügen habe ich dir nie abgekauft. Also, hau raus. Du weißt, dass ich wie ein Grab schweigen kann.«

Ich seufze. »Ich... ich kann es niemandem sagen, Ace.«

Nun scheint Ace hellhörig zu werden, denn er sieht sich kurz im Korridor der Highschool um, ehe er nach meinem Arm greift und mich in eine Richtung zieht. Ehe ich mich versehe befinden wir uns im Büro des Hausmeisters und ich sehe mich mit großen Augen um.

»Woher wusstest du, dass die Tür auf ist?«, frage ich perplex.

»Ich hab da so meine Kontakte«, antwortet er nur und tut so, als wäre nichts dabei. Dabei war ich noch nie hier drinnen. »Aber das ist jetzt auch gar nicht Thema. Also, was ist jetzt passiert, dass du so besonders aggressiv drauf bist?«

Ich sehe Ace an und verkneife mir ein Schnauben. Als ich dann jedoch von meiner Reue eingeholt werde, lasse ich mich auf den einzigen Stuhl im Raum sinken und starre auf meine Hände.

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now