11 | Scheiße

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Am Abend bin ich nervös.

Und das nicht nur, weil ich schon so lange auf diesen Moment hingefiebert habe, sondern ganz einfach deshalb, weil ich doch plötzlich Bange bekomme. Denn es ist eigentlich nicht üblich, dass ich mich dem Wort meiner Mutter einfach so widersetze. Wenn sie mir etwas verbietet, dann halte ich mich normalerweise daran.

Und doch finde ich mich hier wieder, kurz davor, etwas moralisch falsches zu tun.

Seufzend betrachte ich mich ein letztes Mal unsicher im Spiegel. Mein Outfit ist bequem und es gefällt mir, aber doch bin ich irgendwie nicht so ganz überzeugt. Ich habe mir wirklich eine halbe Stunde den Kopf für ein Outfit zerbrochen, was eigentlich überhaupt nicht meine Art ist. Und letztendlich stehe ich dennoch nur in einer schwarzen Jeans da, einem roten Top und einer Lederjacke. Meine Haare sind wahrscheinlich das Speziellste an meinem ganzen Erscheinungsbild, denn ich habe sie das erste Mal seit längerem geglättet und es ist keine Spur mehr von meinen starken Wellen zu sehen, die normalerweise direkt von meiner Kopfhaut an beginnen und mir bis zur Brust reichen.

Kopfschüttelnd wende ich den Blick vom Spiegel ab und genau in diesem Moment vibriert mein Handy. Hastig greife ich danach und lese die Nachricht von Diana, die mir sagt, dass sie einen Block weiter geparkt haben und auf mich warten.

Nervös atme ich ein letztes Mal tief durch, ehe ich nach meiner kleinen Tasche greife, alles wichtige und einen Schockoriegel reinstopfe und dann das Zimmer verlasse. Hinter mir schließe ich es leise ab, ehe ich die Treppen runter ins Bad schleiche. Dabei begegne ich Gottseidank niemanden und bin demnach heilfroh, als ich das Fenster erreiche und langsam aufschiebe.

Doch ab dann ist es leider nicht mehr ganz so einfach. Das raus klettern stellt sich nämlich als verdammt schwer heraus und es dauert einige Minuten, bis ich mich mit Schmerzen auf der anderen Seite im Garten wiederfinde und mir schweratmend das Top zurecht ziehe, ehe ich dann das Fenster behutsam wieder zuziehe.

Ein letztes Mal sehe ich mich paranoid im Garten um, ehe ich loslaufe. Ich begebe mich auf den Bürgersteig und laufe um den Block, dabei halte ich stets die Augen nach einem Wagen auf, in dem sich meine beiden Freundinnen befinden. Das Suchen wäre wahrscheinlich um einiges leichter, wenn ich wüsste, wie das Auto aussehen würde, aber da es das Auto von Diana's Traumtypen ist, habe ich leider keine Ahnung und so schlau, früher schon auf die Idee zu kommen, war ich leider nicht.

Na toll...

Ein Hupen reißt mich aus meinen Gedanken und ich schrecke so heftig zusammen, dass ich beinahe über meine eigenen Beine gestolpert wäre. Mit einem beschleunigten Herzschlag blicke ich nach hinten über die Straße und erblicke ein Auto. Erleichtert nähere ich mich dem schicken schwarzen Sportwagen und lasse mich bei ihm ankommen direkt erschöpft auf die Rücksitze gleich neben Hana fallen.

»Endlich bist du da, wir dachten schon, du wurdest entführt oder so«, entkommt es Hana erleichtert, als sie zur Begrüßung meine Hand drückt und mir ein Lächeln schenkt.

Ich schmunzle. »Sorry, es war total schwer, aus dem Fenster-« Ich halte abrupt inne, als mir wieder bewusst wird, dass wir nicht alleine im Auto sind. Zum ersten Mal sehe ich nach vorne und mein Blick trifft beinahe sofort auf einpaar intensive, graue Augen und ich bin so schockiert, dass ich für einen Moment vergesse, wie man atmet.

Nein, dass... dass kann doch nicht wahr sein...

Der Hottie und ich starren uns durch den Rückspiegel aus an und mein Herz setzt für einen Schlag aus, der mir wie eine halbe Ewigkeit vorkommt.

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