5 | Eine saftige Standpauke

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Als ich ganze 32 Minuten zu spät zum Unterricht erscheine, ist Mr. Ressler alles andere als erfreut darüber. Und als ich anschließend in Gedanken versunken aus dem Fenster starre, mich nicht am Unterricht beteilige und zusätzlich keine richtige Antwort parat habe, als er mich einfach so drannimmt, scheint ihm komplett der Kragen zu platzen, denn er schickt mich ohne Weiteres raus.

Einerseits erleichtert darüber, andererseits verärgert, schlendere ich durch den Menschenleeren Korridor. Mir ist bewusst, dass ich mir eigentlich keinen weiteren Fehltritt bei ihm hätte leisten können, denn Ressler hasst mich sowieso schon, doch eigentlich konnte ich nichts dafür. Dennoch, ich hätte ihm nicht noch einen weiteren Grund liefern müssen, der meine Abschlussnote einwenig tiefer in den Dreck zieht.

Gott, ich hasse Mathe.

Beinahe mehr, als Französisch.

Bei den Gedanken an meine zwei Hassfächer kommt mir fast die Galle hoch. Ich weiß nicht, was es mit meiner Abneigung zu Zahlen und Fremdsprachen auf sich hat, aber ich kann einfach nichts dagegen tun. Vielleicht hängt mein Hass ja damit zusammen, dass ich in beiden Fächern eine absolute Niete bin, doch diesen Punkt übersehe ich geflissentlich.

Ich seufze, ehe ich zusammen mit meinem Buch in der Hand und meinem Rucksack im Schlepptau zu meinem Spind laufe. Die letzten fünf Minuten bis zur Mittagspause kann ich ja damit nutzen, meine Sachen einzuräumen. Denn ich hasse es, viel schleppen zu müssen.

Auf weitere Rückenschmerzen kann ich wirklich verzichten.

Gottseidank dauert es nicht besonders lange, die Bücher einzuordnen, weswegen ich noch vor dem klingeln fertig bin. Summend schließe ich meinen Spind wieder und wirble herum, um gleich darauf erschrocken aufzuschreien.

»Oh wow okay, - mit so einer positiven Reaktion hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.«, kommt es von dem mir gegenüber, der grinsend auf mich herabsieht.

Ich starre ungläubig drein. »Sag mal, spinnst du?«

Ace lacht und schüttelt dabei amüsiert den Kopf. »Sorry, aber ich konnte ja nicht wissen, dass du so schreckhaft bist.«

Sein Ernst?

»Natürlich konntest du das nicht wissen! Du kennst mich schließlich nur mein ganzes Leben lang, Idiot.«, erwidere ich sarkastisch. Einen Moment starre ich Ace noch an, doch als er immer noch nichts Schlaues von sich gibt, drehe ich mich genervt von ihm weg.

Genau in diesem Moment schellt es und ich atme erleichtert aus.

»Alana, warte!«, höre ich Ace rufen, doch ich denke noch nicht einmal daran stehenzubleiben, und laufe weiter den Korridor entlang, der sich langsam aber sicher füllt. Alle steuern den Weg zur Cafeteria an oder machen eine kleine Pause an ihren Spinden, wie ich zuvor.

Ace taucht wie erwartet wieder neben mir auf und hechelt nach Luft. »Bitte... ein bisschen langsamer!«

Ich lache. »Ich laufe noch nicht einmal.«

»Dein Gehen ist verdammt schnell, falls du das noch nicht bemerkt hast!«, entgegnet Ace beleidigt und zieht allen Ernstes einen Schmollmund.

Amüsiert wende ich den Blick wieder ab. »Na komm mein kleiner.«

Ace schnaubt. »Ich bin zwei Köpfe größer als du, Ana.«

»Du bist doch nur neidisch, weil ich durch die Tür passe, und mich nicht jedes Mal dücken muss.«, sage ich entzückt und bedenke ihn mit einem siegessicheren Blick.

Ace mustert mich von der Seite und pickt mir anschließend in die Wange. »Oh wow, du bist heute so lustig. Hast du etwa einen Clown gefrühstückt? Muss ich mir Sorgen machen?«

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now