53 | Gefühlschaos

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Bei Ryle angekommen, schaffe ich es, die erste Zeit lang zu überspielen, was vorhin im Supermarkt passiert ist. Wir verbringen eine schöne Zeit miteinander, essen Pizza und lernen uns besser kennen, indem wir uns gegenseitig Fragen stellen und uns von unserer Vergangenheit erzählen.

Dabei bemerke ich aufs neue, dass Ryle unglaublich viel Humor und dazu auch noch tatsächlich was in der Birne hat. Es ist fast schon erschreckend, was für ein Gesamtpaket er abliefert. Er erzählt mir einwenig von seiner Kindheit und als das Gespräch dann jedoch irgendwann auf seine Schwester übergeht und ich merke, dass sich seine Laune wieder verändert, halte ich inne.

Ich denke, ich sollte ihm sagen, was vorhin passiert ist. Er hat das Recht, es zu wissen. Zumal es ja eigentlich nichts schlimmes ist, kann ich es ihm erzählen.

Ich räuspere mich. »Ich soll dir von Dean schöne Grüße ausrichten.«

Sobald der Name des Typen fällt, verspannt sich Ryle am gesamten Körper. Über seine Augen fällt ein Schatten, als er mich alarmiert betrachtet. »Dean? Woher... wann..  wann hast du ihn getroffen?«

»Gerade eben, im Supermarkt hier in der Nähe. Er hat mich anscheinend erkannt und hat dann angefangen, sich mit mir zu unterhalten. Und am Ende hat er dann gesagt, dass ich dir schöne Grüße ausrichten soll«, erkläre ich, und gehe bewusst nicht ins Detail, da ich nicht will, dass Ryle denkt, dass ich Deans Worte ernst nehme. Die Tatsache, dass Diana wunderschön ist, stimmt zwar, aber das ist noch lange kein Grund, um an Ryle's Gefühlen mir gegenüber zu zweifeln.

»Was genau hat er gesagt?«, bohrt Ryle nach, der immer angespannter scheint. Sein Kiefer zuckt, während er mich eingehend betrachtet und meine Haut damit zum glühen bringt.

Einwenig verunsichert schnappe ich nach Atem. »Nichts, er hat nur irgendein Schwachsinn von sich gegeben. Wir haben auch überhaupt nicht lange gesprochen. Ich dachte nur, du solltest es wissen.«

»Alana«, raunt Ryle, während er sich über den Tisch einwenig mehr zu mir lehnt. Seine grauen Augen funkeln wie verrückt, während er mich betrachtet. Und wenn ich mich nicht irre, kann ich ein Hauch von Angst in diesen erkennen. »Hat er dich irgendwie belästigt?«

Ich mache große Augen. »Nein! – nein, keine Sorge. Das hat er nicht.« Diese Worte scheinen Ryle unheimlich zu beruhigen, denn mit einem Mal fällt die Spannung von seinen Schultern, was auch mein Herz beruhigt, »Er hat nur versucht, mir einzureden, dass ich normalerweise nicht zu dem Typ Mädchen gehöre, an das du interessiert wärst, aber sonst hat er nichts getan«, erkläre ich dann zum Ende hin.

Ryle schließt für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder öffnet und nach meinen Händen fasst, die auf dem Tisch liegen. Er umschließt sie mit seinen, in denen sie wie verschwunden scheinen. »Ich kenne keinen größeren Bastard, als Dean. Schenke keinem seiner Worte Beachtung, Alana. Keine Sorge, ich werde mich sowieso noch um ihn kümmern und dann wird er bereuen, dich angesprochen zu haben.«

Ich atme tief durch. »Ist Dean der Typ, der deine Schwester...« Ich kann meine Frage nicht zu Ende stellen, da ich es einfach nicht über die Lippen bringe. Doch Ryle versteht sofort, worauf ich hinaus will, denn er nickt nur mit zusammengepresstem Kiefer.

»Er ist wirklich ekelerregend«, murmle ich nur und kann meine eigene Wut schwer zügeln. Ich habe direkt gemerkt, dass etwas mit dem Typen nicht stimmt. Er ist nicht ganz dicht im Kopf. Ein angsteinflößender Kerl mit psychopathischen Zügen... »Was... was willst du eigentlich wegen ihm machen? Oder... oder ist nun alles aus zwischen ihm und deiner Schwester?«, frage ich dann zögerlich.

Ryle lässt von meinen Händen ab und zieht diese zurück, um sie anschließend zu Fäusten zu ballen. Er wirkt ganz anders als sonst. Einwenig... unbeherrscht. So sehr scheint ihn die Sache mitzunehmen. Und ich kann es ihm noch nicht einmal verübeln.

»Das ist sehr kompliziert«, erwidert er zunächst nur, doch als er merkt, dass es mich tatsächlich interessiert, seufze er schwer. »Meine Schwester ist einwenig labil. Sie glaubt, dass sie ihn liebt und das auch er sie liebt. Deshalb verzeiht sie ihm immer und immer wieder, nach jedem Schlag und jeder Erniedrigung. Ich habe alles versucht, damit sie endlich damit aufhört und sich von ihm fern hält. Wirklich alles. Aber scheinbar ist das nicht möglich. Nicht solange...« Ryle lässt den Satz offen stehen und scheint an etwas zu denken, denn seine Brauen ziehen sich verzweifelt zusammen.

»Nicht solange was?«, hake ich vorsichtig nach, als er keine Anstalt macht, seinen Satz zu Ende zu führen.

»Ach... vergiss es. Ich... ich will einfach nur, dass es meiner Schwester gut geht. Ich bete dafür, dass sie die Wahrheit erkennt..«, murmelt er dann und steht auf. Er dreht mir den Rücken zu, als er sich mit den Händen an dem Tresen festklammert. Sein Rücken verspannt sich, als er den Kopf leicht senkt.

Bei dem Anblick zieht sich mein Herz berührt zusammen.

Zögerlich erhebe auch ich mich von meinem Platz und gehe das kleine Stück auf Ryle zu. Bei ihm angekommen lege ich meine Hand sanft auf seinen Rücken, der sich unter meiner Berührung entspannt.

»Wenn du willst, kann ich auch mal mit ihr reden und versuchen, ihr die Augen zu öffnen. Mit Mira bin ich auch ganz gut klargekommen«, bemerke ich leise. Unsicher sehe ich zu Ryle, der sich nun auch zu mir dreht. Seine Augen funkeln, als er auf mich hinunter sieht und als sich seine Lippen im nächsten Moment zu einem kleinen Lächeln formen, fällt mir ein Stein vom Herzen.

»Du bist so wundervoll«, sagt er leise und mit rauer Stimme.

Mein Herz stolpert in meiner Brust und ich kriege kaum Luft, denn Ryle sieht mich so an, wie es noch nie zuvor ein Junge getan hat. Ein kribbeln durchzuckte meinen Körper und erst als er mit seinem Daumen über meine Lippen streicht, erkenne ich, dass ich wie verrückt lächle.

Peinlich berührt senke ich den Blick, nur um dann überrascht die Augen aufzureißen, als ich im nächsten Atemzug Ryle's Lippen auf meinen spüre.

Und in diesem Kuss kann ich zum ersten Mal so richtig spüren, wie viel ich Ryle bedeute.





A/N:

Guten Abend Freunde

Ich hoffe ihr freut euch, dass ich wieder mit einem kleinen Kapitel da bin❤️

Lasst mir gerne eure Meinung da: wie fandet ihr es und was wünscht ihr euch noch für die Geschichte?

xoxo

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now