59 | Glückspilz

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Zuhause verbarrikadiere ich mich sofort in meinem Zimmer. Liam und Mum waren ziemlich verwirrt, als ich eben direkt an ihnen vorbei gestürmt bin, dass konnte ich zumindest ihren Gesichtern entnehmen, doch sie haben mich Gottseidank in Ruhe gelassen, nachdem ich ihnen gesagt habe, dass ich einfach ein bisschen alleine bleiben will.

Gerade bin ich nämlich nicht in der Verfassung, irgendjemanden zu erklären, was los mit mir ist. Dafür muss ich selbst erst einmal verarbeiten, was vorhin passiert ist.

Gott, jetzt gerade ist so ein Moment, an dem ich mir nichts sehnlicher wünschen würde, als das Dad bei mir wäre. Er hätte irgendeinen Witz gemacht, der total taktlos gewesen wäre und absolut nicht zur Situation gepasst hätte, doch er hätte es geschafft, mich zum Lachen zu bringen. Auch, wenn mir gerade absolut nicht danach ist.

Denn mir wurde das Herz gebrochen...

Von einem Kerl, von dem ich niemals gedacht hätte, dass er mich auch nur einwenig verletzten könnte.

Ich war wirklich überzeugt, dass Ryle genauso verliebt in mich ist, wie ich in ihn. Doch da habe ich mich bitter getäuscht.

Ich denke widerwillig an die Situation gerade zurück und vergrabe mein Gesicht tief in meinem Kissen. Am liebsten würde ich schreien. Verdammt, wieso musste ich ausgerechnet stolpern? Warum musste er mich in diesem Zustand zu Gesicht bekommen? Wie konnte mir nur sowas passieren?

Ein verächtlicher Laut verlässt meinen Mund... Oh man, es ist wirklich die Ironie des Schicksals... ich bin bei unserer ersten Begegnung auch gestolpert. Über seinen dummen Eimer. Und heute musste mir dasselbe passieren. Nur das es heute um einiges mehr wehgetan hat. Mal ganz abgesehen vom körperlichen Schmerz...

Ein Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Erinnerungen und ich kann nicht anders, als entnervt zu stöhnen. »Was willst du, Liam?«

Genannter ergreift auf der anderen Seite der Tür das Wort. »Kann ich rein?«

Ich will zwar am liebsten mit nein antworten, doch da ich weiß, dass er sowieso nicht locker lassen wird, lasse ich es einfach und bleibe ruhig. Das ist ihm dann anscheinend Antwort genug, denn er öffnet die Türe zögerlich und tritt in mein Zimmer.

Liam räuspert sich. »Ich weiß nicht genau, wer dich so traurig gemacht hat, deshalb will ich jetzt keine schnellen Schlüsse ziehen. Aber dieser Kerl, Ryle, er steht unten vor der Tür und hat mich darum gebeten, dich runter zu rufen. Er sagte es sei dringend.«

Mein Herz macht einen Satz, sobald ich realisiere, was Liam da gerade von sich gegeben hat. »Ryle ist hier?«, ist das Einzige, was meinen Mund verlässt, und als Liam ernst nickt, bin ich so überfordert, wie schon lange nicht mehr.

»Mum spricht gerade mit ihm.«

Das war's. Allein das hat gereicht, um von meinem Bett aufzuspringen und direkt an Liam vorbei die Treppen runter zu flitzen. Nach Atem ringend komme ich an der Haustüre an und finde tatsächlich Mum und Ryle vor, die sich prächtig zu unterhalten scheinen.

Mum lächelt sogar...

»Du bist ein guter Junge, Ryle«, sagt meine Mutter, bevor sie merkt, dass ich nun auch da bin. Sie sieht mich an und versucht sich dann das Lächeln zu verkneifen. »Ihr dürft eine halbe Stunde auf der Veranda sprechen. Aber danach will ich, dass du wieder reinkommst und schlafen gehst. Schließlich hast du morgen Schule.«

Ich bin total überrascht darüber, dass Mum mir überhaupt erlaubt, mit Ryle nach draußen zu gehen.

Wie schnell hat er es geschafft, sie von sich zu überzeugen?

Wahrscheinlich genauso schnell wie mich...

Ich verfluche meine innere Stimme, doch reiße mich zusammen, als Mum mit einem vielsagendem Blick verschwindet und mich und Ryle alleine lässt.

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now