Matching Hearts ✓

39 | Distanz ist das einzig Richtige

Ich habe eine ganze Weile im Badezimmer verbracht, bis ich mich einigermaßen zusammengerissen habe. Erst dann habe ich mich getraut, wieder raus in den Garten zu den anderen zu gehen und ich komme anscheinend genau rechtzeitig, denn Hana schneidet gerade ihren Geburtstagskuchen.

Ich setzte mich so unauffällig wie möglich zu den anderen, doch bei meinem Glück haben sie zum ersten Mal in ihrem Leben meine Abwesenheit bemerkt.

»Wo warst du?«, fragt Diana prompt über den Tisch hinweg und als ich zu ihr sehe, erkenne ich, dass der Platz neben ihr frei ist.

Wo ist Ryle?

»Ich musste kurz was erledigen. Meine Mum hatte angerufen«, lüge ich mit einem besonders schlechten Gewissen.

»Alana, hey, wo sind unsere Getränke?«, ruft Aaron nun von der anderen Seite des Tischs aus, doch ich zeige ihm nur den Mittelfinger, woraufhin er zu lachen beginnt.

Dann drehe ich mich wieder zu Hana und Diana und schlucke, als ich auf den leeren Platz deute. »Wo ist Ryle?«

»Er hat gerade einen Anruf bekommen. Ist in einpaar Minuten wieder da«, erklärt Diana, als sie mich plötzlich näher winkt. Ich beuge mich über den Tisch zu ihr, sodass nur ich mitbekommen kann, was sie mir sagen möchte.

»Er meinte, dass er gleich mit mir sprechen muss.«

Mein Herz setzt aus während meine Augen groß werden und sich mit Angst füllen. Doch als ich Diana betrachte, erkenne ich lediglich ein glückliches und zugleich aufgeregtes Lächeln auf ihren Lippen. Sie seufzt verträumt. »Ich glaube, er will mich endlich fragen, ob ich mit ihm zusammen sein will. Das wird aber auch mal Zeit... ich hab mich bis jetzt geduldet...«, flüstert sie zum Ende hin, damit es auch ja niemand sonst hört.

Dann zieht sie sich wieder zurück und ich tue es ihr nach. Doch während sie wunschlos glücklich erscheint, sieht es in mir ganz anders aus. Denn ich weiß genau, was Ryle ihr gleich erzählen wird...

Oh mein Gott...

Ich darf das nicht zulassen...

Ich erinnere mich an Ace's Worte zurück. Er sagte, dass mir Diana niemals verzeihen würde. Sie würde mich für immer hassen und meiden. Unsere Freundschaft wäre für immer zerstört.

Wenn ich das zulasse, werde ich mir selbst niemals verzeihen können...

Wie aufs Stichwort erscheint Ryle in meine Sicht. Als er sich wieder auf seinen Platz neben Diana niederlässt, erfasst mich jedoch die blanke Panik.

»Da bist du ja wieder«, höre ich Diana sagen, doch ich wage es nicht, in ihre Richtung zu sehen. Zu groß ist die Angst, dass ich auf Ryle's Blick treffe.

»Lecker Kuchen«, ruft Tyler und ich nehme den Teller entgegen, der mir gereicht wird. Dann überkommt mich eine böse Idee.

Mein Blick fällt auf Kenan, der noch immer bei der Musikanlage steht. Ich räuspere mich, ehe ich das Wort ergreife. »Will keiner Kenan ablösen? Der arme steht da nun schon seit mehr als einer Stunde.«

Nun liegen alle Blicke auf mir.

»Er wollte doch den DJ spielen«, bemerkt Aaron und ergattert sich damit ein Augenrollen meinerseits.