33 | Verwirrung

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Nachdem ich noch eine Zeit mit Alma verbringe und es beginnt, dunkel zu werden, verabschiede ich mich von ihr und schreibe Liam, dass ich mich langsam auf den Weg nach Hause mache. Die Zeit mit Alma war wieder einmal angenehm und unbeschwert, weswegen ich das Haus auch mit guter Laune verlasse.

Ich atme tief durch, doch halte inne, als meine Augen am Haus gegenüber hängen bleiben. Ich umklammere meine Strickjacke fester und hadere mal wieder mit mir selbst. Ich weiß echt nicht, ob ich es wagen und mit Ryle sprechen soll. Vor einpaar Minuten war ich mir noch ziemlich sicher, doch während ich mir nun sein Haus ansehe, verschwindet diese Überzeugung langsam aber sicher.

Denn selbst wenn ich nun wirklich meinen Mut zusammennehmen und zu ihm rüber gehen würde, wüsste ich ja noch nicht einmal, was ich sagen könnte oder ob ich mich überhaupt normal verhalten könnte...

Wer weiß.... vielleicht ist er ja noch nicht einmal zu Hause oder hat irgendwas Wichtigeres zu tun, als ein unangenehmes Gespräch zu führen.

Ich seufze überfordert und blicke für einen Moment in den Himmel. Es ist bereits spät geworden und ich fühle mich gerade sowieso nicht so richtig in der Stimmung, um mit Ryle über etwas zu sprechen, dass ich eigentlich schon längst verdrängt habe. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich doch dagegen entscheide und entschlossen die Veranda runterlaufe.

Dabei macht sich jedoch ein ganz mulmiges Gefühl in meinem Magen breit und ich rege mich prompt über mich selbst auf.

Warum nehme ich das alles auch so ernst?

Wer weiß, vielleicht hat Ryle schon längst vergessen, was passiert ist und verschwendet keinen einzigen Gedanken daran, während ich unentwegt an die Nacht zurückdenken muss, und das nicht nur, weil mir eine Klinge an den Hals gedrückt wurde...

Ich schüttle die Gedanken ab und ziehe meine Strickjacke enger um mich, als mich eine Gänsehaut erfasst. Gerade, als ich mich zum gehen wenden will, öffnet sich die Tür gegenüber und ich erkenne im nächsten Moment, wie Ryle höchstpersönlich das Haus verlässt.

Natürlich musste mir mein Glück wieder einmal einen Strich durch die Rechnung machen, denn keine Sekunde später erblickt mich Ryle auch schon und bleibt für einen Moment an Ort und Stelle, ehe er die Straße überquert um auf mich zu zukommen. Ich halte wie von selbst die Luft an und versuche krampfhaft, normal rüberzukommen. Doch anscheinend gelingt mir das nicht besonders gut, denn Ryle betrachtet mich einwenig kritisch. Und spätestens dann, als seine grauen Augen die meine erfassen, da war's das auch mit meiner Selbstbeherrschung und ich werde wieder nervös.

»Alana«, beginnt er und weiß anscheinend selbst nicht richtig, was er noch sagen könnte, da er mich für einen Moment einfach nur ansieht. Ich erwidere seinen Blick einwenig unschlüssig, und als er bemerkt, dass die Lage nicht gerade angenehm ist, räuspert er sich und senkt seinen Blick.

»Hey«, entgegne ich dann auch, nachdem ich mich von meiner Starre löse. Für einen Moment fühle ich mich total dumm, denn ich benehme mich, als hätte ich keine Ahnung, wie man mit einem Menschen spricht

Ryle sieht wieder auf und lächelt plötzlich, als er für einen Moment an mir vorbei sieht und Alma's Haus betrachtet. »Du und Mrs. Morris seid ja ein Herz und eine Seele geworden. So oft, wie du bei ihr bist.« Seine grauen Augen erfassen wieder meine und als ich sehe, wie dieses gewisse Funkeln in diese treten, werde ich schwach. Ich kann nicht anders, als ebenso zu lächeln. Alma ist mir tatsächlich schon so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich darüber freue, dass ich all diesen Unsinn veranstaltet habe. Denn ohne diesen und den Strafen hätte ich sie niemals kennengelernt...

Matching Hearts ✓Where stories live. Discover now