»Ihr«

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Es ist erstaunlich. Es ist erstaunlich zu was dich eine App machen kann und ich denke, alle die hier Geschichten schreiben und Lesen verstehen was ich meine.

Ich habe es niemals erwartet. Ich habe niemals erwartet, dass eines Tages jemand meine Geschichten lesen würde. Ich habe auch niemals gedacht, dass diese App mich eines Tages charakterlich ändern wird.

Ich habe diese App vor sieben Monaten ungefähr runtergeladen, weil ich vor diesem schon einen hatte, wo ich Geschichten schrieb. Doch die las niemand. Ich hatte bei vierzig Kapitel zwanzig Reads und das zog mich runter. Ich löschte die Geschichte, anstatt mein eigenes Ding zu machen und hatte die Motivation verloren.

Ich habe mir immer selbst eingeredet etwas zu sein, etwas schlechtes und unnützes, doch so war es nicht.

Das habe ich die letzten Tage begriffen.

Ich habe damals mein Ding nicht durchgezogen. Ich habe mich nicht getraut. Ich habe viel lieber die Geschichten meiner heutigen Idole gelesen.

Doch diese App verändert mich. Sie macht aus mir einen philosophischen Menschen. Selbst mein Vater nennt mich so, weil ich ihm immer zu erklären versuche, wie ich die Welt sehe. Ich habe ihm »Ich heiße Anonymus« vorgelesen, ich habe ihm meinen neuen Charakter gezeigt.

Und das alles ist vor nichtmal all zu langer Zeit passiert. Vielleicht zwei Monate, seid ich »Es ist zu Tardy« schreibe.

Ich bin froh drüber.

Als ich damals diese Geschichte schrieb, die keiner las, habe ich sie nicht mit Leidenschaft geschrieben, oder für mich. Ich gebe es zu. Ich habe sie geschrieben, weil ich meine Idole bewunderte, wieviele Reads und Kommentare sie haben. Ich wollte auch so sein wie sie.

Doch irgendwann verstand ich, dass Leidenschaft das aller wichtigste am schreiben ist.

Ich löschte meinen Account und erstellte einen neuen.

Die Community, die ich damals hatte war sehr unaktiv und am Anfang war ich traurig. Aber das war die Zeit, wo ich Angst hatte meine Geschichte hochzuladen. Als ich das Mädchen war, ohne Selbstvertrauen, was ich heute leider noch bin. Es war diese Zeit von meine Kapitel »The unknown girl«. Es war mein Anfang, den »ihr« mir ermöglicht habt.

Es ist komisch sich die Screenshots anzuschauen, die ich als Erinnerung gemacht habe.

Selbst mein Profil sagt soviel über meine Veränderung aus, die ich durchgemacht habe.

Aus dem einst unwissendem Mädchen ist jemand geworden, der hinterfragt. Ich habe angefangen die Gesellschaft zu hassen, obwohl es mich damals nicht interessierte. Ich habe angefangen anders zu sein. Ich habe angefangen zu lernen.

Je länger ich auf dieser App bin, desto mehr bemerke ich, was es für interessante, tolerante und tolle Menschen es gibt. Das macht glücklich.

Ich habe die Kommentare gestern gelesen und bewusst nicht geantwortet, was euch sicher aufgefallen ist, da ich auf alles antworte. Das lag daran, dass ich mich etwas zurückgezogen habe. Zuhause habe ich gesessen, Musik gehört und mit sehr guten Freunden geschrieben. Einfach Wattpad etwas ruhen lassen, außer natürlich Privatnachrichten.

Und ich war erstaunt. Sehr.

Ich habe unendlich viele Privatnachrichten bekommen, unzählige Kommentare und Forum Einträge. Selbst zwei Leute haben mir ein Kapitel gewidmet, wo sie über das Thema was mich störte gesprochen haben. Und auf einmal habe ich gemerkt, was für eine starke Wirkung »ihr« auf »mich« habt.

Ich habe mich aufgebaut gefühlt. Ich habe mich verstanden gefühlt. So gefühlt, als würde es wirklich Menschen geben, die sich mein Gedöns antun und mich akzeptieren, obwohl sie mich nichtmal kennen.

Ich zitiere mal paar Kommentare:

@/marrylouuuu: »Mich macht das alles traurig, aber ich will nicht von 3 Menschen so abhängig sein.«

@/timesout: »[...] schmeiß das nicht einfach weg..«

@/Jeanni2000: »Ich verstehe dich vollkommen.«

@/Lisaaasophia: »man kann Geschichten, wundervolle Wörter, Sätze die in jemandem Gefühle aufbringen nicht mit einem Bett vergleichen.«

@/HatsuneeMikuu: »Du hast Recht. Aber eben nur teilweise.«

@/mi_ellarki: »In naher Zukunft werde ich dich nicht vergessen, nein. Aber irgendwann, sei es in zwei, drei Jahren, oder so, werde ich es vergessen dass kann ich nicht leugnen.«

@/kaesekuchen629: »Ich glaube nicht, dass das hier so leicht ersetzbar wäre.«

@/DatKira: »Nicht alles ist ersetzbar.«

@/kullerkekse07: »Nichts ist ersetzbar. Andere Dinge füllen die Lücken nur, aber hinterlassen winzige Risse.«

@/MarryBlue01: »Treff auch diesmal die richtige Entscheidung.« & »Aber wenn du die Geschichte jetzt einfach löscht und alles, machst du es genauso wie Taddl und Ardy, und vielleicht hört deshalb auch bald jemand anderes auf, weil keiner sich mehr traut, weil jeder die Vergangenheit vergessen will, indem man sie einfach versucht zu löschen.«

Das sind nur wenige der Kommentare.

Alle waren schön. Sie waren so ausdrucksstark und perfekt.

Wattpad hat mir viel beigebracht und wenn ich Wattpad sage, meine ich nicht die App. Ich meine die Menschen, die hinter den ganzen Reads, Votes und Kommentaren stecken. Denn ohne euch gäbe es kein Wattpad, weil diese App wohl dann nutzlos wäre, wenn sie keiner benutzt.

Ich habe mir Gedanken gemacht und habe immer noch kein Entschluss.

Wattpad ist mein einziger Fluchtort. Wattpad ist eines der wenigen Dinge die ich besitze, auch wenn das vielleicht übertrieben klingt. Generell klingt hier vieles übertrieben, aber das ist es nicht.

Es ist wie Ardy von »Es ist zu Tardy« und seine Fliesenliebe. Für andere schient es übertrieben und unverständlich, aber er selbst findet das nicht übertrieben.

Zurück zum Anfang.

Ich habe mich verändert und ich frage mich gerade, ob das Leuten, die mich länger verfolgen aufgefallen ist. Ob es schon alleine an meinem Schreibstil aufgefallen ist, dass ich mich geistig verändert habe. Ob man es an den Handlungen der Geschichte sieht oder an meinen tiefgründigeren Kapitel wie dieses hier.

Die Wattpadwelt ist faszinierend.

Als ich von der App hörte dachte ich, es sei einfach eine billige App wie WhatsApp die nichts bringt, was ich bei meinem ersten Kapitel auch dachte. Doch dann wuchs die Community auf meinem Profil und ich lernte immer mehr Leute kennen die meine Meinung teilten.

Nun sind wir bei vierhundertneunundsiebzig Followern, die ich betrachte und mir denke: »Warum ich?«

Und dann bemerke ich erst, wie kostbar das ist, was ich habe. Wie kostbar diese Profil für mich ist und wie kostbar jedes einzelne Kapitel für mich ist.

Und jetzt gerade wo ich dieses Kapitel schriebe habe ich meinen Entschluss getroffen. Jetzt gerade, wo ich nicht darüber nachdenke, sondern schreibe. Schreiben, das Hobby was ich so liebe. Was ich leidenschaftlich auch um vier Uhr morgens tue, so wie bei den OneShots.

Ich habe eine neue Lektion dank euch gelernt.

Ich habe gelernt zu schätzen was ich besitze.

Danke für diese Erkenntnis.

»gehatet«

Es ist zu Tardy 2 | Tardy FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt