Chapter 73

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C H A R L I E
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Langsam reißt mich die Realität aus meinen Träumen und ich öffne die Augen. Verwirrt bemerke ich, dass ich auf dem Sofa liege, nicht mehr auf dem Boden, und mit einer Decke zugedeckt bin. Stirnrunzelnd setze ich mich auf und sehe mich in dem Kellerraum um. Jared sitzt an das Sofa gelehnt und schläft mit hängendem Kopf.

Wahrscheinlich hatte er mich zum Sofa getragen und ich frage mich, wieso zur Hölle ich nicht aufgewacht bin. Vorsichtig stehe ich auf, um ihn nicht zu wecken und laufe schnell und auf Zehenspitzen zur Kellertreppe.

Voller Hoffnung gehe ich leise die Treppe hoch und drücke die Klinge nach unten. Und anscheinend meinen es Liz und Anthony gut, denn die Tür geht auf und ich stoße erleichtert die Luft aus. Die zwei haben doch tatsächlich gedacht, dass wir uns vertragen würden.

Ich laufe raus und betrete Anthonys Wohnzimmer. Zu meinem Erstaunen liegen keine Plastikbecher, Alkoholflaschen und Jugendliche rum, wie ich es sonst gewohnt bin. Was mich aber wundert ist, dass Anthony und Liz eng umschlungen auf dem Sofa liegen und schlafen.

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, auch wenn ich etwas sauer auf sie bin, weil sie mich dort unten eingesperrt haben.

Ich schnappe mir schnell einen Stift und einen Zettel, schreibe ihnen eine kurze Nachricht und verlasse so schnell ich kann das Haus. Es muss noch relativ früh sein, denn die Sonne geht gerade erst auf und es ist noch recht frisch draußen, weshalb ich ein wenig am Zittern bin.

Kein einziges Auto fährt auf der Straße und ich genieße die Stille, als ich mich auf den Heimweg mache.

Seufzend lasse ich mir den letzten Abend noch einmal durch den Kopf gehen und frage mich, ob ich nicht vielleicht doch ein wenig zu übertrieben habe. Schnell verwische ich den Gedanken, bevor ich auf die Idee komme, heulend bei ihm anzukommen und beschleunige mein Tempo. Innerhalb von zehn Minuten komme ich daheim, ja es ist offiziell mein Zuhause - nicht mehr London, an und sperre die Tür auf. Mein Vater scheint immer noch nicht daheim zu sein und deshalb beschließe ich, einen Filmetag zu halten, um mich auf andere Gedanken zu bringen.

Schnell laufe ich in mein Zimmer hoch um mir etwas bequemes anzuziehen und greife nach meinem Laptop. Ich schließe ihn an meinen Fernseher an und suche fieberhaft nach einem Film, bis ich mich schließlich für 'Ziemlich beste Freunde' entscheide und den Film abspiele. Ich nehme meine Decke und kuschele mich in mein Bett. Das Bett, in dem ich und Jared schon so oft zusammen gelegen haben. Bevor ich weiß, was geschieht, fließt mir eine Träne über die Wange und mehrere folgen. Ich habe es wieder verkackt und es ist eindeutig, aus mir und Jared kann nichts mehr werden.

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Nachdem ich bereits schon den zweiten Film ansehe, fängt mein Handy an zu vibrieren und ich greife danach. Etwas verwirrt öffne ich die Nachricht, die erstaunlicherweise von Jared kommt.

Sei in 10 Minuten am Strand, schreibt er.

Stirnrunzelnd lese ich mir die Nachricht ein weiteres Mal durch und springe schließlich auf, als die Nachricht in meinem Gehirn ankommt. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass ich so nicht unter die Menschen kann, weshalb ich schnell ins Bad renne und mir mein Gesicht wasche, um die Rötungen von meinem Rumgeheule loszuwerden. Als selbst das nichts hilft, greife ich zu meinem Concealer und decke alles ab.

Seufzend laufe ich runter und greife zitternd nach meinen Schuhen. Was will er von mir?
Ist das ganze nicht ernst gemeint und er will mich nur veräppeln?

Langsam laufe ich Richtung Strand. Je näher ich komme, desto mehr bekomme ich es mit der Angst zu tun.

Es ist windig und der Sand fliegt mir um die Ohren. Auch das Meer ist ein wenig stürmisch und ich muss lächeln bei dem Anblick.

Ich lasse meinen Blick über den gesamten Strand wandern und gerade, als ich schon enttäuscht gehen will, bemerke ich ihn in einem Strandkorb etwas abseits. Mit butterweichen Knien mache ich mich auf den Weg zu ihm.

Sein Blick ist stur auf das Meer gerichtet, auch als ich mich neben ihm niederlasse. Ein langes Schweigen folgt und ich kann nicht anders, als ihn anzustarren.

„Hi", sage ich schließlich, um die Ruhe zu brechen. Er lacht leise auf und sieht mich dann schließlich an.

„Du bist komisch, Charlie", meint er leise und ich runzele die Stirn.

„Ja, ich denke, sowas in der Art hast du schon mal erwähnt", sage ich und muss leicht lächeln.

Er lehnt sich zurück und lächelt ebenfalls, bis er schließlich wieder ernst wird.

Eigentlich weiß ich garnicht, was ich sagen soll. Aber ich denke, ein 'Es tut mir leid' wäre ein guter Anfang", meint er schließlich und sieht mir dann in die Augen.

„Es tut mir scheiße leid. Ehrlich."

Etwas sprachlos sehe ich ihn an und senke dann meinen Blick.

„Mir eigentlich auch", murmele ich und er schnaubt.

„Nein, es war meine Schuld. Es wäre alles nicht so gekommen, wenn ich damals nicht diese dämliche Wette vorgeschlagen hätte. Aber glaub mir, dass was zwischen uns beiden war.., beziehungsweise bei mir noch ist, hatte nichts mit diesem bescheuerten Bier zu tun", redet er weiter und ich hebe wieder meinen Blick an, um ihm direkt in die Augen zu schauen.

„Und das mit Hannah?", greife ich das Thema nochmal auf. Er seufzt nur.

„Ich schwöre auf alles, was ich habe. Sie hat mich geküsst. Und vorallem will ich doch nichts von einer wandelnden Barbie", gibt er zu und ich muss leise lachen.

„Wenn du wirklich was mit der angefangen hättest, glaub mir, wir wären die größten Feinde geworden", meine ich lachend und er grinst mich an.

„Du wärst so ziemlich der beste Feind, den ich mir für mich vorstellen könnte", meint er und ich schlage ihm lachend gegen den Oberarm.

„Alter Schleimer."

Er umfasst mein Handgelenk, mit dem ich zum zweiten Schlag ausholen will und zieht mich zu sich. Und nach einer für mich gefühlten Ewigkeit treffen seine Lippen wieder meine. Endlich.

{ "Manchmal kommt alles anders, als man denkt. Manchmal ist dieses  'anders' gut, denn manchmal. bist dieses anders du".- }

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Bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt