Chapter 69

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J A R E D
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Immernoch wütend verlasse ich das Krankenzimmer und laufe zu meinem Spind, um meine Sachen zu holen. Mit dem Kühlakku an meiner Backe sehe ich wahrscheinlich aus wie Kasperles Bruder, was mich mehr als nervt.

Energisch reiße ich die Spindtür auf, krame nach meinen Sachen und schlage sie dann wieder elegant zu. Die Schule ist mittlerweile leer, nur Charlie sitzt noch im Krankenzimmer. Das ist auch so eine Sache, warum ist sie ausgerechnet dann im Krankenzimmer, wenn ich auch da hin muss? Jetzt hält sie mich zu hundert Prozent für einen Schwächling, der nicht zurückschlagen kann, aber eigentlich war das ja alles ihre Schuld.

F L A S H B A C K
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Ich sah Liz und Charlie nach, als sie das Klassenzimmer verließen und in irgendeine Richtung gingen. Seufzend packte ich meine Tasche und lief ebenfalls mit den Jungs los, in Richtung Cafeteria.

Als wir dort ankamen, war es schon recht überfüllt und man konnte sich kaum essen holen, da die Schlange vor der Theke meterlang war. Liz saß schon an einem Tisch, den sie anscheinend für uns besetzt hatte, und winkte uns zu sich, nur Charlie konnte ich nirgends sehen.

Anthony zog mich mit zum Tisch und alle setzten sich, um ihre Unterhaltungen zu führen. Nur ich saß unbeteiligt dran und starrte auf den Platz neben Liz, der eigentlich von Charlie besetzt werden sollte.

"Jared? Was ist los?", fragte Liz mich schließlich, nachdem sie mein dummes Gestarre bemerkt hatte. Ich riss meinen Kopf hoch und überlegte kurz, was ich antworten soll, bis Anthony mir in die Quere kam. "Er sucht Charlie, was denn sonst", meinte er und zuckte mit den Schultern.

Ich schüttelte wild mit dem Kopf und verneinte. "Ja, ist klar. Denk dran, was ich dir vorhin gesagt habe. Du solltest mal endlich deinen dummen Sturkopf benutzen und dich bei ihr entschuldigen. Das hält doch keiner mehr aus, diese Depristimmung", zischte er und ich sah ihn wütend an. Woher nahm er sich das Recht, so mit mir zu reden?

"Ich muss mich nicht bei ihr entschuldigen, weil sie mich einen Scheißdreck interessiert. Und hör du auf, mir sagen zu wollen, was ich zu tun und zu lassen habe", antwortete ich ruhig und er lachte leicht auf. Der ganze Tisch verfolgte unsere Unterhaltung mittlerweile neugierig.

"Mach dir doch nichts vor, Parker. Aber dann macht es dir doch bestimmt nichts aus, wenn ich sie mir für eine Nacht schnappe, oder?", fragte Anthony und mein Kopf schoss hoch. Geschockt sah ich ihn an.

"Wag es ja nicht!", rief ich und stand wütend auf. Anthony tat es mir nach. "Wieso nicht? Ist sie so schlecht? Hm, dann überlege ich es mir lieber. Vielleicht belasse ich es bei einem Date, oder baue etwas stärkeres auf", sagte er nachdenklich. Aggressionen stauten sich auf und ohne zu wissen, was ich tat, holte ich aus und schlug ihn mit meiner Faust in den Magen. Er knickte zusammen und stieß zischend die Luft aus. "Wag es ja nicht, du Lutscher", flüsterte ich ihm zu und er nutze den Moment, um mir einen ziemlich harten Faustschlag ins Gesicht zu geben.

Ich taumelte nach hinten und hielt mir die schmerzenden linke Gesichtshälfte. Anthony sah mich mit einern neutralen Miene an, während ich ihn fassungslos anstarrte. "Siehst du. Du bist so Kindergarten, spielst dir selber was vor, würdest aber deine eigenen Freunde für sie zusammen schlagen. Du lässt dich von so einer Kleinigkeit provozieren, Herr Gott, wo sind deine Eier hin Junge, sonst prahlst du doch auch so mit ihnen! Also reiß deine Fresse gefälligst vor ihr auf und nicht vor uns!", beendete er seine Rede und hielt mir seine Hand hin, damit ich einschlug. Zögernd ergriff ich sie. "Und merk dir eins Bro, ich gehe zweimal öfter ins Fitness als du, also muck dich nicht gegen mich", sagte er grinsend und ich musste lächeln, auch wenn ich insgeheim ziemlich sauer auf ihn war dafür, dass er zurückgeschlagen und mich so dreist auf die Probe gestellt hatte.

Alle der Cafeteria starrten uns an. Auch Liz erwachte langsam aus ihrer Starre. "Ich glaube, es ist besser, wenn wir ins Krankenzimmer gehen."

Ich springe in meinen Wagen und lasse den Motor aufheulen. Noch immer schwanke ich zwischen entschuldigen oder weiter ignorieren, und ich kann mich einfach nicht entscheiden. Kann es wirklich sein, dass Charlie überhaupt nichts für die ganze Situation kann? Oh Gott, ich bin so ein Idiot.

Schnell fahre ich die Straßen entlang und entschließe mich kurzerhand, zum Strand zu fahren. Vielleicht auch nur, weil ich insgeheim hoffe, Charlie zu treffen.

Vielleicht ist sie doch nicht so Schuld an der ganzen Sache. Vielleicht bin ich ja der, der alles versaut hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das dann nicht mal mehr mit einem riesigen Blumenstrauß retten könnte.

Bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt