Chapter 32

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J A R E D
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Mein Gehirn setz vollkommen aus, erst als die ersten Rufe und das Applaudieren erklingt, werde ich aus den Bann von Charlies Lippen gerissen.

Auch, wenn sie es wegen Mason gemacht hat und mich davor sogar noch vor ihrem Vorhaben sozusagen gewarnt hat, verwirrt mich der Kuss trotzdem. Die Frage, warum es sich so gut anfühlt, Charlie West zu küssen, kann und werde ich mir nicht beantworten. Vielleicht sollte ich mal zum Arzt, mich gründlich untersuchen lassen.

Sie löst sich von mir und die Außenwelt macht sich langsam wieder bemerkbar. Die halbe Partygesellschaft steht um uns herum, applaudiert oder pfeift.

Anthony klopft mir grinsend auf die Schulter, was Charlie ein wenig erröten lässt und mich zum Grinsen bringt. Sie wirft einen Blick in die Richtung, in der Mason gestanden war, aber anscheinend hat er sich mitten in unserer Ausführung verduftet.

Grinsend hält mir Charlie ihre Handfläche hoch und ich schlage ein. Plötzlich fängt sie an zu lachen, wobei ich mit einstimme. Die anderen sehen uns verwirrt an, manche lachen sogar leicht mit, aber mit der Situation umgehen können sie nicht.

Charlie laufen die Lachtränen über das Gesicht und keuchend hält sie sich den Bauch. Auch für mich ist das, was gerade geschehen war, unbegreiflich. Charlie hat mich tatsächlich geküsst. Die anderen Gedanken an den Kuss verdrängend richte ich mich auf und ziehe die auf dem Boden liegende Charlie mit hoch.

Ich lasse meinen Blick durch die Menge gleiten, wobei ein Augenpaar mich besonders verwirrt. Liz starrt mich an mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Verwunderung in den Augen. Ihr Blick trifft Charlie, die ihren sofort senkt und mit ihren Fingern spielt. Ich fasse Charlie sanft am Handgelenk und drehe mich zu den Jungs um.

„Also Leute, wir sind dann mal weg", meine ich und bekomme mehrere Grinser zu Gesicht.

„Treibt e nicht zu weit, ihr Süßen", zwinkert Liam und Charlie hält ihm ihren Mittelfinger ins Gesicht.

„Halt die Klappe", zischt sie und Liam lacht. Sie schnaubt und wendet sich ab. Ich verabschiede mich noch von den letzten, ehe wir auf Liz zugehen.

Die Lust auf Party ist uns beiden gehörig vergangen. Immer noch beäugt uns Liz misstrauisch, als wir vor ihr zum stehen kommen.

„Wir gehen heim. Kommst du mit?", frage ich locker und ihre kleinen Augen zerstechen mich.

„Was sollte das gerade eben werden?", fragt sie und ihre Stimme schwankt vor Verwunderung.

„Ich erkläre es dir morgen. Versprochen!", meint Charlie nun und Liz Blick schwankt zu ihr.

„Wehe, wenn nicht. Das war ja ein filmreifer Auftritt", lacht Liz nun und entspannt sich.

„Also, kommst du mit?", frage ich sie ungeduldig. Sie schüttelt den Kopf, was ich aber nicht anders erwartet habe.

„Ich bleibe. Ich werde wahrscheinlich morgens irgendwann nach Hause kommen. Viel Spaß euch", den letzten Teil sagt sie zwinkernd, bevor sie kehrt macht und in irgendeine Richtung läuft.

Ich seufze auf und lasse mich von Charlie aus dem Haus ziehen. Vor mir springen die knapp bekleideten Mädchen und betrunkene Idioten herum, die ich aber gekonnt ignoriere.

Draußen angekommen laufe ich geradewegs zu meinem Wagen, sehe aber Charlie zögern.

„Was ist?"

„Was..äh, wie kommt Liz nach Hause?", fragt sie und in ihrer Stimme schwingt Besorgnis. Wow, das sich Miss Frozen auch Sorgen machen kann.

„Sie kommt schon heim. Keine Angst, es ist nicht das erste Mal, dass sie sich zulaufen lässt. Komm, steig ein." Sie nickt schließlich und steigt ein.

Eine unangenehme Stille breitet sich aus, als ich den Wagen starte und losfahre.

„Wo soll ich schlafen?", fragt sie nun und ich drehe mich grinsend zu ihr.

„Bei mir. Wo sonst?"

„Da wäre mir sogar eine Müllhalde lieber", gibt sie bissig zurück und ich lache.

„Oho, du alte Kratzbürste. Das werden wir ja noch sehen", zwinkernd widme ich mich wieder voll und ganz der Straße.

„Ähm, also, äh Jared? Den Kuss, ähm..den, vergessen wir doch, oder? Ich meine, er war ja ohne Bedeutung", stammelt sie, und auch, wenn die Worte etwas komisches in mir auslösten, muss ich grinsen wegen ihrer Unsicherheit.

„Ja klar", meine ich nur und sie lächelt erleichtert.

Ich lenke den Wagen geschickt in unsere Einfahrt, ziehe die Handbremse an und mache den Motor aus. Zusammen bleiben wir noch kurz im Wagen, bis ich die Tür aufstoße und auf die Eingangstür zulaufe. Ich höre, wie sie die Autotür zuknallt und mit ihren kleinen Schritten hinterherläuft.

Leise öffne ich die Tür. Obwohl niemand zu Hause ist, habe ich das Bedürfnis, so still wie möglich zu sein. Schnell ziehe ich meine Schuhe aus und betrachte Charlie, die sich ebenfalls aus ihren Schuhen herausquält.

„Willst du noch was essen oder so?", frage ich sie und sie schüttelt den Kopf.

„Ehrlich gesagt habe ich ein bisschen zu tief ins Glas geguckt", gibt sie zu und wird leicht rosa. Lachend nehme ich sie an die Hand und ziehe sie mit nach oben in mein Zimmer.

Während ich auf meinen Kleiderhaufen zulaufe und mir meine Sachen schnappe, wartet sie im Türrahmen. Ich laufe raus ins Bad, ziehe mich so schnell es geht um und gehe wieder in Boxershorts und einem Shirt ins Zimmer. Müde lasse ich mich in mein Bett fallen und atme ein paar mal kurz ein und aus. Dabei bemerke ich Charlie, die immer noch unschlüssig im Türrahmen steht und mit ihren Fingern spielt. Das tut sie anscheinend immer, wenn sie nervös ist.

„Willst du die ganze Nacht dort stehen?", frage ich und muss mir ein Grinsen verkneifen.

„Ich..- äh..", stammelt sie. Ob das wohl am Alkohol lag, dass sie heute so verstört ist?

Ich greife wieder zum Kleiderhaufen, um ihr eines meiner Shirts zuzuwerfen, dass sie geschickt auffängt.

„Zieh an. Im Kleid ist es ungemütlich. Und beeil dich", murmelte ich und sie verschwindet. Ich bin schon fast im Halbschlaf versunken, als ich sie wieder im Türrahmen sehe.

Als sie sich nach ein paar Minuten immer noch nicht bewegt, stehe ich seufzend auf und laufe auf sie zu. Sie quietscht auf, als ich meine Hand unter ihre Kniebeugen und an den Rücken lege und sie hochhebe.

„Du tust so, als würdest du das erste Mal neben mir schlafen", grummele ich und transportiere sie in mein Bett. Ohne sie loszulassen lege ich mich, beziehungsweise uns, hin und werfe die Decke über ihren zierlichen Körper. Sie liegt mit den Gesicht zu mir, weshalb ich ihr einfach nur in die Augen sehe. Ihre Wangen sind leicht gerötet und ihre Augen glänzen. Eigentlich könnte ich mich in ihren Augen verlieren, aber ich versuche mich zu beherrschen. Sie legt den Kopf leicht schief, bevor sie mein Gesicht in ihre Hände nimmt und meine Lippen mit ihren versiegelt. Ein zweites Mal an diesem Abend.

Bester FeindWhere stories live. Discover now