Chapter 22

31.6K 1.8K 318
                                    

C H A R L I E
-

„Ich glaube es nicht, du musstest wirklich mit ihm in einem Zimmer schlafen? Zwei Tage lang?", hakt Liz nach und ich lache.

Ja, so sah meine Reaktion vor ein paar Tagen auch aus, als ich hörte, dass ich mit ihm in ein Zimmer muss.

Ich verabschiede mich von ihr und mache mich zu Fuß auf den Heimweg, da Dad immer noch bei Grandma ist und nicht kommen konnte. Ich drehe meine Musik laut auf und schließe die Welt aus meinen Gedanken aus. Ich konzentriere mich auf den Bass in meinen Ohren und auf meine Schritte, als ein Wagen neben mir hält.

Ein grinsender Jared deutet mir, einzusteigen und ich verdrehe die Augen. Stalkt er mich jetzt etwa oder was? Ich steige ein und sehe ihn erwartungsvoll an.

„Willst du noch Monterey anschauen?"

Ich nicke zögerlich, da es mir echt schon auf die Nerven ging, dass ich mich hier überhaupt nicht auskannte.

„Dann zeige ich dir heute die Stadt", sagt er stolz und ich sehe ihn skeptisch von der Seite an.

„Ich muss davor aber kurz nach Hause", meine ich und er nickt.

Keine zehn Minuten später - Jared fährt wie ein Irrer- stehen wir vor meinem Haus.

„Mach schnell, West", sagt er und ich strecke ihm die Zunge raus.

Schnell sprinte ich ins Haus, werfe meine Tasche in eine Ecke und stürme in mein Zimmer. Da es heute wieder wärmer ist, beschließe ich, mich umzuziehen. Ich renne zu meinen Sachen und krame mir etwas raus. So schnell ich kann ziehe ich mich um und stutze. Warum beeile ich mich eigentlich so?

Ich checke noch meine Frisur im Spiegel und gehe dann runter, wo ich mir Sandalen anziehe und rauseile. Ich springe in Jareds Wagen und atme erstmal aus, so schnell war ich definitiv noch nie.

„Bist du hässlich, was brauchst du so lange?", fragt er genervt und startet den Wagen.

„Ist das dein Ernst, wegen dir bin ich gerannt wie eine Bekloppte!", motze ich und er lacht. Er fährt los und ich beobachte die vorbeiziehenden Häuser.

„Wohin gehen wir?", frage ich neugierig.

„Also, zuerst zeig ich dir, wo Starbucks und Pizza Hut ist, dann den Strand", meint er und ich grinse. Starbucks mochte ich zwar nicht so, aber Pizza Hut hörte sich gut an.

-

„Jared, ich hab aber Hunger!", schmolle ich, als wir vor Pizza Hut stehen und er sich weigert, reinzugehen.

„Komm schon, ich habe wirklich noch nichts gegessen. Lässt du dir wirklich eine Pizza entgehen?", versuche ich ihn rumzukriegen und er sieht mich mit einer erhobenen Augenbraue an.

Er seufzt genervt und macht seine Wagentür auf. „Charlie, du bist mehr als schlimm. Ich kriege schon langsam graue Haare."

Strahlend springe ich aus dem Wagen und hüpfe auf die Eingangstür zu. Der köstliche Geruch von Pizza schlägt mir entgegen, als ich das Lokal betrete und sofort fängt mein Magen an zu knurren. Was gibt es besseres als Pizza?

Wir setzen uns und bestellen zwei Pizzen. Jared zahlt für uns beide ohne mit der Wimper zu zucken, was mir aber recht ist, da ich sowieso kein Geld dabei habe. Sein Blick liegt auf mir und ich sehe ihn genervt an.

„Hör auf zu starren", meine ich und er fängt an zu Grinsen. Gott, wie ich es hasse. Die junge Kellnerin bringt die Pizzen und wackelt kurz mit dem Hintern, bevor sie sich wieder an die Arbeit macht. Ich verkneife mir schwer ein Lachen und auch Jared kann sich kaum noch halten.

„Was willst du, die war doch voll sexy. Und sie konnte ihren Arsch normal bewegen, nicht wie eine Ente", spottet er und ich strecke ihm die Zunge raus, bevor ich genüsslich in meine Salamipizza beiße.

„Normale Mädchen schämen sich, vor Jungs zu essen. Geschweige denn Fast Food", lacht er und ich verdrehe die Augen. Wenn ich so weitermache, bleiben meine Augen irgendwann in der Position.

„Ich bin aber nicht eines deiner 08/15 Weiber, die dir alle einen blasen wollen. Ich beute dich lieber aus und lasse mir Pizza kaufen, anstatt dich auf irgendeine Art und Weise anzufassen, gar was von dir zu wollen", meine ich und sehe ihn provokant an. Kurz scheint er zu überlegen, bis er lachend antwortet . „Gefällt mir."

„Bin ich ein Facebook Status oder was?"

Jetzt ist er es, der die Augen verdreht. „Charlie, nimm doch einmal etwas ernst. Iss schneller, ich will zum Strand", drängt er, greift nach einem Stück von meinem Teller und schiebt es mir in den Mund. Zu geschockt um zu reagieren starre ich ihn verwirrt an.

„Abbeißen", befiehlt er und ich beiße. Heilige scheiße, jetzt sind wir schon so weit, dass ich mich von ihm füttern lasse.

-

„Wir sind da", murmelt er und blickt verträumt auf den vor uns liegenden, riesigen Strand. Es ist wirklich schön und mir war gar nicht bewusst, wie nah ich am Strand wohne Ich springe aus dem Wagen und atme die frische Meeresluft ein.

In England gibt es eigentlich dauernd Regen. Vielleicht sollte ich mal wieder meinen alten Freunden schreiben und ihnen Bilder von hier schicken, damit sie an Neid ersticken.

„Na los, komm schon", ruft Jared, der schon ein Stück weit gelaufen war. Schnell ziehe ich meine Schuhe aus, um besser im Sand laufen zu können, und hüpfe über den warmen Asphalt. Jared wartet auf mich, bis wir Seite an Seite in Richtung der Strandkörbe gehen.

Eine angenehme Stille herrscht zwischen uns und ich denke daran, wie es war, als ich noch nicht hier war. Wahrscheinlich würde ich jetzt irgendwo in einer Gasse mit Louis und Ryder eine Flasche Bier trinken und warten, bis der Tag zu Ende geht und ich nach Hause kann, um am nächsten Tag wieder das selbe zu tuen.

Ich hänge weiter meinen Gedanken nach, bis Jared mich auf einmal schubst und ich ungeschickt auf dem Boden lande. Er bricht in lautem Gelächter aus und lässt sich neben mich fallen. Er japst nach Luft und greift sich an den Bauch, und ich habe ernsthaft Sorgen, dass er das hier nicht überleben wird.

„Jared, werde erwachsen", murmele ich und setze mich im Schneidersitz hin.

Nachdem er sich einigermaßen wieder gekriegt hat, sieht er mich lächelnd an. „Sorry, aber das musste sein."

Grinsend schlage ich ihm gegen die Schulter.

„Wegen dir kriege ICH schon graue Haare", flüstere ich und male Kreise in den Sand.

Meine Gedanken schleichen zu Jason, meinem Exfreund. Seit Monaten habe ich nicht mehr an ihn gedacht, aber diese Situation erinnert mich sehr an ihn. Eigentlich ist er ja ein ganz nettes Kerlchen, hätte er mich nicht in die Scheiße geritten.

„Woran denkst du?", fragt Jared neugierig und ich sehe ihm in die Augen. „An Zuhause", meine ich und er runzelt die Stirn.

„Willst du nach Hause? Weil, dann können wir gehen", meint er. Ich muss lachen.

„Nein, ich meine, an England."

Erstaunt sieht er zu mir. „Du kommst aus England?"

„Habe ich das nicht gerade gesagt?"

Er zuckt mit den Schultern und sieht auf das Meer. „Ich dachte eher an Texas. Du siehst aus wie eine Texanerin und so nervig und aufgedreht bist du auch", ein Grinsen schleicht sich auf seine Lippen, das aber wieder verschwindet.

„Wieso bist du umgezogen?", fragt er wieder und sieht mich fragend an.

Weil Jason mich ausgenutzt hat. Weil er mich dazu getrieben hat, Gras zu verkaufen. Weil ich wegen ihm abgestürzt bin. Weil ich wegen ihm kaum in der Schule war. Weil mir die plötzliche Aufmerksamkeit meiner Mutter guttat. Weil ihr Freund mich hasst. Weil meine Mutter mich hasst. Weil ich kein Bock mehr hatte. Weil.

Weil", antworte ich und richte meinen Blick stur auf das Meer.

Bester FeindWhere stories live. Discover now