Chapter 26

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J A R E D
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Ich laufe los Richtung Ausgang. Das Training heute war nicht ganz so anstrengend, und Coach hatte früher aufgehört.

Mittlerweile sind alle gegangen und ich bin wie immer der Letzte, der das Stadion verlässt. Meine Gedanken schweifen ab zu Charlie. Sie hat echt was drauf, wenn sie nicht zwei Köpfe kleiner und zwanzig Kilo leichter wäre, würde ich vielleicht sogar noch Angst vor ihr haben. Bei dem Gedanken muss ich grinsen.

Gerade, als ich bei meinem Wagen ankomme, ruft jemand meinen Namen und verwundert drehe ich mich um. Mason kommt langsam auf mich zu.

Ich muss grinsen beim Anblick meines besten Freundes und ich muss zugeben, dass wir in letzter Zeit ziemlich wenig Kontakt haben.

„Ey Bro, was geht", sage ich und möchte bei ihm einschlagen, aber er lehnt ab. Verwundert sehe ich ihn an.

„Hast du heute wirklich bei Charlie geschlafen?", fragt er misstrauisch. Ich stutze. In letzter Zeit ging es auch bei ihm immer nur um Charlie. Steht er etwa auf sie?

Ich nicke, um seiner Frage eine Antwort zu geben und er sieht mich grimmig an. „Und, hast du die Wette gewonnen? Hast du sie ins Bett gekriegt? Hat es wenigstens Spaß gemacht, hast du sie vorgewarnt, dass sie dir scheißegal ist und du nur mit deinem Schwanz denkst?", rattert er aufgebracht runter.

Verwirrt sehe ich ihn an und hebe abwehrend meine Hände.

„Ey alter, ich habe sie nicht mal angefasst", sage ich und sehe ihm dabei in die Augen. Prüfend mustert er mein Gesicht.

„Spiel nicht mit ihr Parker. Nicht mit ihr", knurrt er, dreht sich um und geht schließlich. Immer noch komplett verdattert bleibe ich stehen und sehe ihm hinterher. Was ist nur aus Mason geworden?

Ich springe in meinen Wagen und fahre los. Nach Hause wollte ich noch nicht und der Strand ist heute auch ungünstig. Kurzerhand beschließe ich, zu Charlie zu gehen. Ich lenke meinen Wagen Richtung ihres Hauses und muss lachen, als ich an heute morgen denken. Wie zerzaust sie aussah und wie kritisch mich ihr Vater gemustert hatte.

Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, als ich ihr Haus erreiche. Sie ist heute direkt nach der Schule nach Hause gegangen, sodass ich mich nicht mal verabschieden konnte.

Ich drücke auf die Klingel und warte. Als nach ein paar Minuten immer noch nichts passierte, klingele ich ein zweites Mal. Kurz darauf höre ich tapsige Schritte und die Tür wird aufgerissen. Eine Charlie mit zerstrubbelten Haaren, einer Micky Mouse Jogginghose und meinem Pulli stand an der Tür, mit der Hand vor dem Gesicht, um sich ans Sonnenlicht zu gewöhnen und starrt mich an.

„Was willst du denn hier?", fragt sie verblüfft und ich muss lachen.

„Gegenfrage, wie siehst du denn aus?" Sie sieht an sich herunter und wird leicht rosa.

„Mein Pulli, oder?", sage ich grinsend und sie nickt leicht.

„Also, was willst du hier?", fragt sie wieder und sieht hoch in meine Augen. Ich zucke mit den Schultern.

„Wollte zu dir. Ist das verboten?"

Sie sieht mich misstrauisch an.

„In gewisserweise schon, ja", meint sie und stellt sich ein wenig hinter die Tür, um mich rein lassen zu können.

„Ist dein Vater da?", frage ich grinsend und sie schüttelt den Kopf. „Gut", meine ich, ziehe meine Schuhe aus und laufe auf das Sofa zu.

„Nein. Komm mit hoch. Er kommt wahrscheinlich jeden Moment", sagt sie und läuft die Treppe neben der Tür hoch.

Achselzuckend folge ich ihr und sie stößt die Tür zu ihrem Zimmer auf. Ich sehe mich um und muss lächeln.

Überall stehen noch unausgepackte Kartons, in der Mitte vom Zimmer ein riesiges Bett mit einem Laptop drauf, eine Kommode und ein Schrank sind auch noch zu finden. An der Wand hängt ein Fernseher und viele kleine Bilder sind angeklebt, die meisten zeigen ein kleines Mädchen, höchstwahrscheinlich klein Charlie.

„Hör auf, die Bilder anzustarren. Ich war da vier", murmelt sie und lässt sich auf ihr Bett fallen.

„Süß". sage ich lachend und lasse mich neben sie fallen.

So liegen wir einige Minuten nebeneinander und schweigen.

„Wie geht es dir eigentlich?", frage ich auf die Schlägerei von heute bezogen.

„Es geht. Ich werde ziemlich viele blaue Flecken kriegen", antwortet sie achselzuckend.

„Wieso hattet ihr eigentlich so einen Zickenkrieg?"

Sie scheint zu überlegen, ob sie antworten sollte und seufzt dann schließlich. „Wegen dir."

Verblüfft sehe ich sie an.

„Sie meinte, ich soll meine Finger von dir lassen und sowas. Als ob ich was von dir wollen würde", antwortet sie. Gespielt verletzt fasse ich mir ans Herz. „Deine Direktheit kann manchmal ganz schön weh tun", sage ich lachend und sie streckt mir die Zunge raus.

„Willst du mir jetzt sagen, warum du hier bist?", fragt sie und spielt mit ihrem Kissen.

„Mir war langweilig", gebe ich schulterzuckend zurück und sie grinst.

„Ich hoffe, das gewöhnst du dir nicht an.

„Wieso?"

„Weil du mich nervst."

Lachend werfe ich sie mit einem Kissen ab.

„Das ist ja auch der Sinn der Sache."

„Halt die Klappe, Jared."

Ich mache es mir bequem und starre auf den schwarzen Bildschirm.

„Was ist eigentlich mit Mas los zur Zeit?", fragt sie plötzlich und ich sehe sie unsicher an.

„Ich weiß es echt nicht. Ich glaube, du bist ihm ziemlich wichtig", meine ich und sie wendet ihren Blick ab.

„Er mir eigentlich auch. Aber in letzter Zeit blockt er mich total ab", sagt sie ratlos. Irgendwie versetzt es mir einen Stich in die Magengrube.

„Hmpf", gebe ich zurück und wende mich dem schwarzen Fernseher zu.

„Wie lange kennt ihr euch alle eigentlich?", fragt sie.

„Schon ziemlich lang. Mason und ich sind seit dem Kindergarten beste Freunde. Er hat viel durchgemacht, da er eines der ältesten von 10 Kindern ist. Glaub mir, bei ihm daheim wird es nie langweilig. Und nach und nach kamen die anderen hinzu. Spätestens in der Middle School sind die letzten dazugekommen und seitdem sind wir alle ziemlich gut miteinander", erzähle ich und sie lächelt. Einen kurzen Moment verspüre ich den Drang, meine Lippen auf ihre zu pressen, schüttele den Gedanken aber ganz schnell wieder ab. Eine Wette, nur eine Wette.

Bester FeindWhere stories live. Discover now