Chapter 71

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C H A R L I E
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Um 20 Uhr, bei Anthony. Zieh dir was gescheites an.

Ich seufze, als ich die Nachricht von Liz lese. Aus der Sache mit der Party würde ich jetzt nicht unbedingt rauskommen, denn wenn Liz es mir schon befiehlt zu kommen, habe ich keine andere Wahl.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich gerade mal eine Stunde Zeit habe, um mich fertig zu machen.

Was hat Anthony gesagt? Es soll nur eine kleine Party werden?

Stirnrunzelnd stelle ich mich vor meinen Schrank und blicke den Inhalt an. Wenn es nur eine kleine Party sein soll, muss ich mich ja auch nicht besonders herausputzen.

Mir fällt der Tellerock von Liz ins Auge, den sie mir mal geliehen hat, und ich ziehe ihn zusammen mit einer normalen weißen Bluse raus. Ich schätze, das sollte reichen. Ob Jared da sein wird? Vielleicht sollte ich mich dann doch etwas hübscher machen?

Ich schüttele den Kopf, um die Gedanken loszuwerden und ziehe die Sachen an. Die Bluse stecke ich wie gewohnt in den Rock und zupfe es ein wenig locker. Prüfend betrachte ich mich im Spiegel und drehe mich, um zu gucken, ob alles passt.

Einigermaßen zufrieden mit meiner Auswahl laufe ich ins Badezimmer, um meine Haare zu machen. Das Schminken lasse ich wegen Zeit - und Lustmangel aus. Meine Haare binde ich zu einem hohen Zopf und beschließe, nicht viel mehr an mir zu machen. Das würde zwar eine imaginäre Schelle von Liz bedeuten, aber im Endeffekt ist es mir egal. In einer kleinen Partyrunde muss man ja nicht unbedingt wie Paris Hilton auftauchen, auch, wenn ich mir gut vorstellen kann, dass Liz es genau andersrum sieht.

Ich schnappe mir mein Handy und laufe schließlich runter. Mein Vater ist wieder für zwei Tage zu meiner Großmutter gefahren, die arme Frau hat mehr Probleme, als meine Mutter und ich zusammen. An allem hatte sie etwas zu meckern, aber so lange ich sturmfrei dadurch habe, konnte sie tun, was sie will.

Ich ziehe normale Sneaker an und checke noch kurz, ob alles im Haus okay ist, bevor ich nach meinen Schlüsseln greife und aus dem Haus trete.

Etwas überrascht bin ich schon, als ich Jareds Wagen vor meiner Haustüre stehen sehe, aber als ich Liz auf der Rückbank winken sehe, wird mir klar, dass es am Ende sowieso auf ihren Mist gewachsen ist. Wahrscheinlich hat sie ihn mit irgendetwas erpresst. Aber umso erschrockener werde ich, als ich bemerke, dass er auch auf die Party gehen wird.

Zwar ist es klar, dass er als guter Kumpel von Anthony und dem Rest auch da sein wird, aber irgendwie hat das mein Unterbewusstsein verdrängt. Etwas unsicher wegen meinem nicht ganz so peppigen Outfit laufe ich zum Wagen, da Liz schon die Fensterscheibe runter gelassen und laut gerufen hat, dass ich endlich kommen soll.

Ich rutsche neben sie auf den Autositz und fühle das angenehme Leder seines Wagens nach langer Zeit wieder auf meiner Haut.

"Wow Charlie, ich bin sogar garnicht so unzufrieden mit deiner Klamottenauswahl. Ignorieren wir mal die Tatsache, dass es mein Rock ist, aber du hast es echt gut hingekriegt", grinst Liz und ich rolle mit den Augen, auch, wenn ich ein wenig lächeln muss.

„Ich will eure Gespräche ja nicht unterbrechen, aber kannst du bitte mal die Autotür zumachen, damit ich endlich losfahren kann?", meldet sich Jared zu Wort. Sein Blick durchbohrt mich durch den Rückspiegel und ich schließe schnell die Tür, nachdem ich ein leises 'Sorry' rausgebracht habe.

Er gibt Gas und fährt in einem schnellen Tempo zu Anthony.

„Wer wird alles da sein?", frage ich an Liz gewandt.

„Ein bisschen weniger als sonst. Mehr weiß ich selber nicht", meint sie und ich nicke langsam.

Verträumt sehe ich aus dem Fenster. Ich habe mich schon total an die bunten Häusschen und die vollen Straßen in Monterey gewöhnt.

Anhand der Gegend merkt man, dass wir uns Anthonys Haus näherten, und ein paar Minuten später sind wir angekommen.

Von außen kann man die Musik schon hören, aber es tummeln sich nicht wie sonst lauter Betrunkene vor dem Haus herum.

Wortlos steigen wir alle aus und laufen zur Tür. Jared betätigt die Klingel und die Tür wird von irgendeinem Typen, den ich nicht kenne, geöffnet.

Jared schlägt bei ihm ein und fängt an, mit ihm zu reden, während Liz mich reinzieht. Anthony steht im Wohnzimmer neben der provisorischen Bar und redet mit Liam. Beide stoppen ihre Unterhaltung, als sie uns kommen sehen und lächeln.

Während Liz sie begrüßt und Anthony eine extralange Umarmung gibt, sehe ich mich um. Es sind tatsächlich nicht viele da, höchstens dreißig Leute, was für Anthony recht wenig ist.

„Hey, Kleines", sagt er und nimmt auch mich in den Arm. Ich schenke ihm ein Lächeln und er zeigt auf Jared.

„Schon versucht, mit ihm zu reden?", fragt er, doch ich verneine. In dem Moment packt Liz ihn am Arm und macht Gesichtsausdrücke. Ich stehe verwirrt daneben, aber Anthony scheint zu verstehen, denn er nickt.

„Wir müssen kurz was erledigen", sagt Liz und ihre Lippen umspielt ein zuckersüßes Lächeln. Verwirrt nicke ich und sehe den beiden zu, wie sie weggehen.

Schulterzuckend nehme ich mir einen Plastikbecher und fülle ihn mit einem Bowle, der auf dem Bartisch stand. Vorsichtig nehme ich einen Schluck von dem rosanen Getränk und stelle zufrieden fest, dass es nach Erdbeeren schmeckt Habe ich eigentlich schonmal erwähnt, dass ich Erdbeeren liebt?

„Charlie!", ruft Liz schließlich und ich drehe mich lächelnd zu ihr. Ega was das Zeug ist, es zeigt sofortige Wirkung und meine Laune hebt sich an.

Ich stelle den Becher ab und laufe auf sie zu.

„Also, Charlie. Ich habe einen Plan, wie wir den heutigen Abend richtig lustig gestalten können. Aber dafür musst du mir schnell helfen.

In Anthonys Keller ist ein roter Eimer, den müsstest du kurz holen, während ich hier oben was erledige, okay?", erklärt sie mir. Verwirrt nicke ich und frage mich, was sie vorhat.

Sie zeigt mir schnell den Weg zum Keller und ich öffne die Tür. Schnell schalte ich das Licht an, da ich immer Angst habe vor diesen klischeehaften, dunklen Kellern. Aber anders als in den meisten Filmen befindet sich hinter der Tür eine weiß gestrichene Holztreppe, die runter in einen gefliesten Raum führt. Fliesen und weiß sind schonmal nicht schlecht, denke ich.

Ich laufe die Treppen runter, die bei keiner einzigen Bewegung knarrzt. Ein weiterer Pluspunkt. Der Kellerraum ist riesig und ein wenig renoviert, jedoch stehen hier außer einem Sofa und einem Kickertisch nur lauter Krimskrams herum. Ich suche den Raum nach dem besagten Eimer ab, finde aber nichts. Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit, als ich mich frage, was ich hier unten überhaupt mache.

Das mulmige Gefühl wird stärker, als ich Jareds Stimme auf der Treppe höre.

„Und wozu brauchst du diesen Eimer, Anthony?", fragt er und ich blicke zur Treppe. Auch er sieht mich und will gerade wieder kehrt machen, als Anthony und Liz, die neben ihm stehen, die Kellertür zuknallen und man wenige Sekunden später nur den Schlüssel im Schlüsselloch umdrehen hört. Geschockt starre ich zur Tür und auch Jared reagiert. Er läuft wieder hoch und hämmert an die Tür.

„Was soll der Mist?", ruft er sauer.

„Sorry Bro, aber wir wollen, dass ihr euch vertragt", ertönte Anthonys Stimme von der anderen Seite.

„Ihr bleibt so lange da unten, bis ihr euch vertragen habt. Neben dem Sofa liegt eine Decke, falls es kühl werden sollte. Und sag Charlie, dass jeglicher Fluchtversuch mit Gewalt nicht funktionieren wird. Und das ich sie lieb habe", sagt nun auch Liz und ich wische mir über mein Gesicht. Die zwei hatten das Ganze eiskalt geplant.

Bester FeindWhere stories live. Discover now