18. Candy Crush

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Auch das noch. Mein Schicksal schien wohl wirklich schlechte Laune zu haben.

Fluchend, dass ich meinen störenden Rucksack bei Henry gelassen hatte, stopfte ich eine ganze Ladung von diesem schrecklich dünnen Toilettenpapier in meinen Slip, da selbst die Slipeinlage nicht mehr viel half, und verließ rasch die sanitäre Räumlichkeit der Tankstelle. Das würde sowas von peinlich werden, wenn ich den Tankwart nochmal nach dem Schlüssel würde fragen müssen.

„Das ging ja schnell", kommentierte Henry, der gerade durch die Regale schlenderte und sich für die Schokoriegel zu interessieren schien.

„Ja, ich habe meinen Rucksack vergessen", antwortete ich trocken und streckte die Hand nach besagtem Objekt aus. „Kannst du mir den bitte geben?"

Verwirrt zog Henry die Augenbrauen zusammen. „Du hast mir den doch vorhin selbst in die Hand gedrückt, weil du ihn ja nicht bräuchtest."

Genervt verdrehte ich die Augen. „Ich habe mich geirrt, ich brauche ihn doch."

Das schien ihn noch mehr zu verwirren. „Wieso das denn?"

Heiliger Elfmeter, selbst Patrick Star hätte das geschnallt. Ich dachte, der Kerl hätte zwei pubertäre Schwestern?

Statt zu antworten, sagten meine Augen gerade alles, denn plötzlich weiteten sich seine Augen und seine Lippen formten sich zu einem überraschten O. Nachdrücklich streckte ich ihm die Hand etwas mehr entgegen und diesmal überreichte er mir den Rucksack im Nu.

„Sorry", murmelte er verlegen und als ich mich umwandte, meinte ich eine zarte Röte auf seinen Wangen aufleuchten zu sehen. Automatisch musste ich grinsen, während ich mich wieder auf den Weg zur Toilette machte. Was der Tankwart in dem Moment dachte, war mir gleichgültig. Henry Falkner war etwas peinlich!

Und wie süß sah er bitte mit geröteten Wangen aus!

Hastig schüttelte ich bei dem Gedanken den Kopf. Diesmal schien sich meine Menstruation ziemlich stark auf die Hormone auszuwirken. Und das war gar nicht gut, nicht einmal ansatzweise.

Rasch erledigte ich meine Hygieneroutine und verließ die Toilette nun endgültig. Wenigstens blieben die Regelschmerzen diesmal aus.

Henry wartete draußen auf mich und schaute sich die bisherigen Fotos an. Kurz bevor er mich entdeckte, lächelte er bei einem der Fotos in sich hinein. Neugierig linste ich ihm über die Schulter.

„Welches Foto gefällt dir denn so sehr?", fragte ich und da er mich anscheinend nicht kommen gehört hatte, zuckte er erschrocken zusammen. „Sorry", murmelte ich entschuldigend.

„Ich wusste ja, dass du sehr auf Nähe aus bist, aber das war ja fast schon aufdringlich", witzelte er auch schon, als hätte er sich gerade nicht beinahe die Boxershorts eingenässt. Ich hob nur die Augenbrauen, entschied mich aber dazu, diesmal nichts zu erwidern. Mittlerweile gewöhnte ich mich nach und nach an seine selbstgefälligen Kommentare.

„Jetzt zeig schon her", forderte ich und deutete auf die Kamera, bevor er weiter dummschwätzen konnte. Zwar bedachte er mich mit einem prüfenden Blick, als erwarte er, dass ich gleich wieder rumzickte, doch als ich stur meinen Mund hielt, kam er meiner Bitte endlich nach. Er zeigte mir eines der lustigen Fotos mit Álvaro.

„Das hat dich zum Schmunzeln gebracht?", fragte ich erstaunt. Henry zuckte nur mit den Schultern. „Wieso?"

„Weil wir beide das erste Mal so richtig entspannt in die Kamera gucken. Auf dem Foto macht es uns tatsächlich Spaß."

Ich warf einen genaueren Blick auf das Bild und stellte überrascht fest, dass er Recht hatte. Und auch wenn es ein wenig schräg wirkte, ausgerechnet mit Henry so rumzualbern, mochte ich das Foto sehr.

Alle Wege führen nach RomWhere stories live. Discover now