3. Von Koffer packen und Sport am Morgen

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Am Morgen des Aufbruchs zur Klassenfahrt, weckte mich zu einer vollkommen unmenschlichen Uhrzeit das Böse Lachen, das man aus jedem Videospiel oder Film kannte.

Allerdings dauerte es eine Weile, bis ich realisierte, dass es nicht dem verrückten Hutmacher gehörte, mit dem ich in meinem Traum kurz vor dem Durchbruch in der internationalen Teeindustrie stand, sondern niemand geringerem als Lizzy. Um genau zu sein, war es ihr Klingelton, den ich ihr damals verpasst hatte, da hinter den meisten ihrer Anrufe eine unheilvolle Idee oder Absicht steckte.

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und gaben mir somit ein wenig Licht, als ich meinen verschlafenen Blick auf die mathematische Wanduhr warf.

Diese zeigte mir die dritte Wurzel aus einhundertfünfundzwanzig an. Also war es fünf Uhr.

Wütend krallte ich mir mein Handy. Hoffentlich hatte diese miese kleine Schlafallergikerin jetzt einen guten Grund, zwei Stunden vor dem Weckerklingeln meinen Aufstieg zur Vorsitzenden der Tea in Wonderland GmbH zu vereiteln.

„Vorzimmer zur Hölle, wie möchten Sie gerne sterben?", brummte ich in den Hörer und legte mir den Arm über die Augen, als ich mich wieder auf den Rücken fallen ließ. Es war definitiv noch viel zu früh zum Wachwerden!

„Alt, am besten mit 100", kam prompt die Antwort. „Sag bloß, du liegst noch im Bett!"

„Quatsch, ich war schon eine Runde joggen und fühle mich jetzt jung und frisch wie eine Avocado bei der Ernte."

„Du liegst tatsächlich noch im Bett", stellte Lizzy fassungslos fest. Sie war hellwach als wäre es mitten am Tag! Ihre Stimme war klar und munter, während ich mich anhörte, als hätte ich Brennnesseln an den Stimmbändern.

„Die Avocado hat mich verraten, stimmt's?"

„Nein, ich habe dir schon bei dem Teil mit dem Joggen nicht geglaubt", antwortete sie trocken und ich hörte, wie sie mit Geschirr zugange war. Hatte sie etwa auch schon gefrühstückt? „Bevor du überhaupt in Erwägung ziehst, für fünfhundert Meter joggen zu gehen, friert die Hölle zu."

Da hatte sie allerdings Recht.

„Wie auch immer", murmelte ich schläfrig. Gott, ich war definitiv kein Morgenmensch, eher so ein erschöpftes Teufelchen. „Was willst du, Lizzy? Ich muss erst in zwei Stunden aufstehen!"

„Ach komm, ich dachte, wir quatschen noch ein bisschen, bevor wir los müssen", flötete die Trulla. „Außerdem brauche ich deinen Rat. Mein Koffer ist viel zu klein! Da passt nicht alles rein, was ich mitnehmen muss."

Rasch nahm ich meinen Arm von meinen Augen und stützte mich auf meinen Ellbogen. Das war doch jetzt nicht ihr Ernst!

„Und das konnte nicht zwei Stunden warten?"

„Hätte ich sonst jetzt schon angerufen?"

Fassungslos klappte mir die Kinnlade runter. Mittlerweile war ich mir sicher, dass ich die skrupelloseste beste Freundin überhaupt hatte.

„Warum hast du mich nicht gestern Abend angerufen, während du deinen Koffer noch gepackt hast?", fragte ich verständnislos. „Warum fällt dir das alles erst jetzt ein?"

„Ich bin gestern Abend um neun Uhr oder so schon beim Packen eingeschlafen und erst vor ungefähr zwanzig Minuten wieder wach geworden", erklärte sie und klang ehrlich zerknirscht. „Und da dachte ich, es wäre mitten in der Nacht und ich müsste noch meinen Koffer packen, also habe ich das in Windeseile erledigt. Naja, und jetzt habe ich halt festgestellt, dass es schon morgens ist und ich nicht mehr viel Zeit habe, so umzupacken, dass alles in den Koffer passt."

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