Kapitel 31

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„Wo warst du?", murmelte Louis, als ich mich zu ihm ins Bett kuschelte.

Mir ging da Treffen mit Finn wieder durch den Kopf. Es war ziemlich unangenehm gewesen, da wir nie Freunde gewesen waren.

„Ich war was mit einer Freundin essen", log ich ihn an und er schien es nicht zu merken.

„Freut mich." Louis schloss seine Augen und schien einzuschlafen.

Ich hatte es nicht so leicht wie er und begann Schafe zu zählen, was auch nicht wirklich half. Etwas an dem Treffen mit Finn war komisch gewesen. Mir kam vieles im Moment komisch vor, wie auch das mit Katy und Louis neulich. Louis hatte kein einziges Mal nach Katys verschwinden über sie und ihre komische Fragerei geredet und dann auch noch immer die bösen Blicke, die er ihr zugeworfen hatte.

Ich stand auf und ging in die Küche. Allerdings setzte ich mich dort nur an den Tisch und starrte zu Boden. Hatte Louis Geheimnisse vor mir? Und wenn ja, wieso? Wir waren so lange zusammen, ich dachte immer, wir würden uns alles erzählen. Und zwar wirklich alles. Dann fiel mir aber wieder ein, dass ich ihm das mit Finn auch nicht gesagt hatte. War ich jetzt eine schlechte Freundin? Wenn, dann nicht schlechter als er.

Mein Blick schweifte zur Küchenuhr. Zwei Uhr morgens und ich war hellwach.

Auf einmal piepte mein Handy auf, obwohl ich mir ganz sicher war, dass ich es auf lautlos gestellt hatte. Im Moment war mir aber sowieso alles und jeder recht, denn ich hatte eh nichts zu tun.

Wie war dein Tag so?, hatte Liv mir geschrieben.

Wieso bist du noch wach?, gab ich zurück.

Liv schickte mir diesen Schulterzuckenden Emoji und schrieb dazu Du bist es ja auch noch.

Sie hatte schon irgendwie recht. Ach, mein Tag war ganz schön anstrengend, ging ich nun auf ihre Nachricht von davor ein.

Was ist passiert?

Ich habe mich mit Finn getroffen, gab ich zu und betete, dass Louis diese Nachrichten niemals zu Gesicht bekommen würde.

Wart ihr echt Essen? Ich hatte genau vor Augen, wie schockiert sie mich bei dieser Frage ansehen würde, wenn sie jetzt vor mir gestanden hätte. Allerdings war sie diejenige gewesen, die meinte, dass ich es tun sollte. Schlussfolgernd also ihre Schuld.

Ja. Du hast mir aber nie erzählt, was er für ein Krontollfreak ist. Er hat alles, wirklich alles, für mich ausgesucht und nicht einmal gefragt, was ich haben will.

Liv schickte mir diesen lachenden Emoji mit den Tränen in den Augen. Ich bin noch nie mit ihm Essen gewesen und da bin ich jetzt auch froh drüber. Worüber habt ihr denn so geredet?

Ich wäre auch froh darüber gewesen, wenn ich diesen Ausflug unterlassen hätte, aber ich war einfach zu höflich gewesen.

Du willst doch nur wissen, ob wir über dich geredet haben. Ich schmunzelte, weil Liv sich null verändert hat, im Gegensatz zu früher. Sie wollte immer noch, dass sich alles nur um sie drehte.

Erzähl einfach. Dieses Mal kam ein genervtes Emoji hinterher.

Er war irgendwie komisch. Er hat mit mir auf die alten Zeiten angestoßen, obwohl wir ja nie wirklich was miteinander zu tun hatten und wenn, dann waren es keine besonders schönen Momente. Und dann hat er mir komische Fragen gestellt, wie was ich denn von ihm gehalten hätte. Und über meinen Unfall mit dem Auto haben wir auch geredet.

Der Typ war schon immer komisch, antwortete Liv. Langsam wollte ich wirklich einfach nur wissen, was damals zwischen den Beiden vorgefallen war. Jedoch wagte ich es nicht, sie zu fragen.

Kann mir ja auch egal sein. Hoffentlich sehe ich ihn nie wieder.

Und sonst? Wie läuft es mit Louis? Liv antwortete erst zwei Minuten später und ich hatte schon die Vermutung gehabt, dass sie eingeschlafen war.

Der ist auch irgendwie komisch.

In wie fern?

Katy war neulich hier.

Das sagt schon wieder alles, schrieb Liv, die Katy immer noch genauso wenig wie ich leiden konnte.

Jap, schrieb ich ihr zurück. Sie hat sich wiederaufgeführt wie die Prinzessin auf der Erbse und Louis schien das gar nicht zu gefallen. Sie hat mich dumme Sachen gefragt und er hat sie einfach nur böse angeschaut. Keine Ahnung was da los war. Ich hoffe das klärt sich bald mal auf.

Ich stand auf und tapste zum Kühlschrank, in dem seit gestern mein Smoothie stand, den ich jetzt vorhatte zu trinken. Da dieser noch arschkalt war, setzte ich mich wieder auf den Stuhl und wartete darauf, dass er sich von alleine erwärmte.

Mein Handy piepte wieder. Du bist ganz schön neugierig.

Er ist mein Freund, da darf ich so etwas wohl erfahren, gab ich ein wenig wütend zurück. War ich wirklich zu neugierig? Ich forschte immerhin nicht extra nach, sowie manche Mädchen es jetzt tun würden. Ich verhielt mich halbwegs normal ihm gegenüber, und wartete darauf, dass er es mir von allein sagte.

Klar darfst du das. Es war nur ein Spaß, ließ sie mich wissen.

Ich starrte kurz auf mein Handy und überlegte, was ich antworten könnte. Dann hörte ich leise Schritte und dachte nach, ob ich mir das eventuell nur einbildete. Ich gab keinen Laut von mir und horchte nur, doch das Geräusch blieb. Alles in mir zog sich zusammen. Vielleicht hatte Finn recht gehabt und ich war zu schreckhaft. Es war wahrscheinlich überhaupt gar nichts los. Vielleicht war der Unfall wirklich ein zu traumatisches Erlebnis für mich gewesen.

Ich zuckte zusammen, als dann plötzlich jemand vor mir stand. Ich wagte es nicht, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Panik machte sich in mir breit, doch ich machte keinen Laut.

„Was ist denn los, mein kleiner Engel?" Erleichterung fuhr durch meinen Körper, als ich Louis Stimme hörte.

„Erschreck mich nie wieder so!", motzte ich ihn an und schlug ihm leicht gegen seine Bauchmuskeln, was er überhaupt nicht zu spüren schien. Was hatte ich auch anderes erwartet. Louis war der heißeste Typ, dem ich je begegnet war. Wie ich ihm damals bei Noah Zuhause begegnet war, ging mir bis heute nicht aus dem Kopf. Ich war schon damals seinem hübschen Sixpack verfallen, wenn ich ehrlich war. Aber welcher Jugendlichen würde das nicht passieren?

„Kannst du nicht schlafen?", fragte er nach und setzte sich auf den Stuhl, mir gegenüber.

Ich nahm meinen Smoothie in die Hand und drehte den Deckel ab. „Nein, sonst würde ich nicht hier sitzen", lächelte ich ihn an, da es nicht genervt rüberkommen sollte.

„Darf ich auch einen Schluck?", er deutete auf meinen Smoothie und ich reichte ihm diesen herüber. Genüsslich nahm er einen Schluck von dem Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren Mischmasch, den ich super gerne trank. Danach wischte er mit seiner flachen Hand über seinen Mund und gab ihn mir zurück. „Hast du denn auch schon Schafe gezählt?"

Ich nickte.

Louis kannte mich einfach zu gut. Aber was sollte ich auch sonst tun, wenn ich nicht schlafen konnte? Lesen? Ganz sicher nicht.

„Und wie lange sitzt du hier jetzt schon?"

Ich sah wieder auf die Uhr. Es war mittlerweile viertel vor drei. „Schon ein bisschen."

Louis griff nach meiner Hand und stand auf. „Kommst du mit mir ins Bett?", fragte er und grinste ein wenig dreckig.

Ich scannte einmal seinen Körper ab. Dazu konnte ich nie nein sagen.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now