Kapitel 8

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„Was denn bitte für ein Höllenfeuer?", er lachte, aber irgendwie kaufte ich ihm nicht ab, dass er nicht wusste, was ich meinte.

„Guck, jetzt komme ich in die Irrenanstalt", sagte ich und lachte dabei genauso falsch wie er. „Sag mir doch einfach, was das in deinen Augen ist. Sag mir, wieso ich dich gehört habe, als ich fast gestorben wäre. Sag mir alles und verkauf mich nicht für blöd, wenn ich das bei dir nicht machen soll."

„Ich kann es dir nicht sagen", sagte er.

Er machte mich wütend. Er erwartete Dinge von mir, die er nicht einmal selbst tat. Was ein Idiot. Nur das ich hier die einfachen Geheimnisse hatte und nicht die extremen, die andere in Gefahr brachten.

„Dann lass mich in Ruhe", bat ich ihn, aber nicht auf die nette Art und Weise.

„Ich kann nicht, Annabell. Ich habe dieses dringende Bedürfnis auf dich aufzupassen." Flehend sah er mich an, als wenn er ohne mich in seinem Leben nicht klarkommen würde. „Wenn du gehst, verlier ich alles."

„Du hast mich nicht einmal, also kann ich auch nicht gehen. Aber ich möchte, dass du jetzt gehst. Ich kann keinen Typen mit Geheimnissen und Agressionsproblemen in meinem Haus oder in meinem Leben gebrauchen."

„Ich werde dir irgendwann sagen, was los ist, aber ich brauche Zeit", versprach er.

„Weißt du, Louis, ich verstehe dich nicht. Im Wandschrank tust du so, als wenn mich dein Leben einen Scheiß angeht und jetzt willst du unbedingt deine Zeit mit mir verbringen."

„Wenn du stirbst, komme ich in die Hölle."

Bitte was? Langsam glaubte ich, dass er der war, der in eine Irrenanstalt gehörte.

„Ich werde aber nicht sterben", sagte ich, um ihn abzuwimmeln.

„Ach, das haben wir ja neulich gesehen", lachte er, als wenn das witzig wäre. „Entschuldigung", sagte er dann, als er merkte, wie unlustig ich das fand.

„Ich bin doch nur vor dieses beschissene Auto gelaufen, weil du mich nicht in Ruhe gelassen hast und immer deine Aggressionen bekommst, wodurch dann irgendwie- wieso auch immer- dieses Feuer in deinen Augen zum Vorschein kommt. Und da du mir nicht sagst, wieso das so ist, möchte ich das du verschwindest."

Einen Moment lang saßen Louis und ich einfach nur da und keiner sagte etwas. Er sah mich auch nicht an. Ich glaubte, dass er über etwas nachdachte. Vielleicht darüber, ob er mir die Wahrheit sagen sollte, oder nicht, was höchstwahrscheinlich besser für ihn wäre.

„Sag es keinem", bat er mich.

Ich nickte und sah ihn erwartungsvoll an.

„Meine Eltern haben mich adoptiert", gestand er.

„Das war jetzt dein großes Geständnis?" Ich musste lachen, aber war gleichzeitig angepisst. Der wollte mich doch verarschen.

„Nein. Natürlich habe ich keine Erinnerungen mehr an meine Kindheit, aber ich habe sehr oft diese Träume. Lach mich jetzt nicht aus, aber ich träume von Gott."

Ich konnte nicht lachen. Mir war schon immer egal gewesen, wer welche Religion hatte und wie er sie auslebte, so lange die Menschen anderen damit nicht schaden oder sie belästigen. Ist nur die Frage, ob man das, was Louis deswegen tat, belästigen nennen konnte.

„Und weiter?", musste ich nachhaken.

„Du kennst doch bestimmt die Geschichte von Luzifer, dem gefallenen Erzengel?"

Na klar. Über die Geschichte hatte ich immerhin neulich erst gelesen, als ich dachte, ich würde irre werden.

Ich nickte wieder.

Der Himmel in seinen AugenWhere stories live. Discover now